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Alt 25.04.15, 06:55
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TomS TomS ist offline
Singularität
 
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Standard AW: Frontalangriff auf die wissenschaftliche Methode

Zitat:
Zitat von RoKo Beitrag anzeigen
Aber Du (und andere VWI-Anhänger) behaupten mehr; nämlich dass die entstandenen "Teil-Welten" real existieren und Energie, Ladungen, Masse und andere messbare Eigenschaften haben. Das gibt der mathematische Formalismus jedoch nicht her.

Deshalb bezweifele ich diese Behauptungen. Darüber hinaus scheinst du nicht zu begreifen, dass man etwas Unteilbares verdoppeln muß, wenn man es in zwei "Teil-Welten" messen kann.
Genau, das gibt der Formalismus nicht her, und deswegen behauptet das auch niemand!

Schau dir mal einen Zustand eines einziges isolierten Elektrons an, der an zwei Stellen im Ortsraum gepeaked ist:

|Elektron hier> + |Elektron dort>

Wir haben ein Elektron!

Jetzt schauen wir uns einen Zustand an, der gemäß unitärer Zeitentwicklung und Dekohärenz gemäß der Standard-QM aus Messung und Verschränkung mit der Umgebung folgt:

|Elektron hier, detektiert hier, ...> + |Elektron dort, registriert dort, ...>

Wieder haben wir nur ein Elektron! Und das hat nichts mit der VWI zu tun, das ist Standard-QM!

Zitat:
Zitat von RoKo Beitrag anzeigen
Das zentrale Missverständis zwischen uns beiden scheint zu sein, dass du interpretierst, ich rede von einer Verdoppelung des Quantenzustandes; während ich die Verdoppelung der Energie gemeint habe.
Dann zeige dich bitte mal, an welcher Stelle aus dem Formalismus folgt, dass sich die Energie verdoppelt.

Zitat:
Zitat von RoKo Beitrag anzeigen
Ferner ist es wohl das zentrale Missverständnis der VWI-Anhänger, dass sie den Zustand eines Systems mit dem System selbst verwechseln.
Nein, sie verwechseln das durchaus nicht. Sie behaupten lediglich, dass der Zustand die Realität beschreibt. Das ist eine zulässige philosophische Position, genannt Realismus (ich denke, ursprünglich Platonismus).

Es ist korrekt, dass man andere Positionen einnehmen kann, und dass das Messproblem dann letztlich dadurch verschwindet, dass man es ignoriert (der Formalismus funktioniert praktisch; warum das so ist und welchen Bezug er zur Realität hat, ist irrelevant). Diese Haltung ist natürlich philosophisch ebenfalls möglich, jedoch (für mich) unbefriedigend. Wenn man also eine realistische Haltung einnehmen möchte und dem Quantenzustand zuspricht, dass er "die Realität repräsentiert", dann gibt es nur die Möglichkeit, die Everettsche Interpretation zu akzeptieren.

Zitat:
Zitat von RoKo Beitrag anzeigen
Du musst daher jetzt in Kauf nehmen, dass ich ausführlicher antworte. Dabei bleibe ich bei meinem Beispiel "Lichtquant am Strahlteiler" und gehe dann noch auf den "Elitzur-Vaidmann-Versuch" ein.

(1) Wenn man ein Lichtquant durch einen Strahlteiler schickt, dann schickt man ein elektromagnetisches Wellenpaket durch einen Strahlteiler, dass eine unteilbare Energieportion E=h*v enthält.
(2) Hinter dem Strahlteiler haben wir nun zwei Teilwellen auf den Wegen "hier" und "dort".
(3) In der Dirac-Schreibweise lässt sich dies darstellen als
0,5*|hier> + 0,5* |dort>
(4) Richtig; die Vorfaktoren dienen der Normierung. D.h. h*v=1.
(5) Eine simple Überlegung für eine Energiebilanz zeigt, dass die beiden Teilwellen nach dem Strahlteiler gemeinsam weiterhin nur eine Energieportion transportieren, da wir nichts hinzugefügt oder weggenommen haben.
(6) Aus (5) folgt, dass nur eine der Teilwellen diese unteilbare Energieportion transportieren kann. Wir wissen nur nicht, welche.
(7) Die andere Teilwelle muss dann logischerweise ineffektiv oder "blind" sein.
(8) Aussage (6) lässt sich empirisch nachweisen, indem man die Energieportion auf einen Detektor wirken lässt. Bislang wurde immer bestätigt, dass entweder der Detektor "hier" oder der Detektor "dort" anspricht.
(9) Dies lässt sich durch den logischen Term "Lichtquant hier xor Lichtquant dort" ausdrücken. (Der Opertor xor meint "exclusiv oder").
(10) Wie der "Elitzur-Vaidmann-Versuch" (u.a.) zeigt, darf die in Aussage (7) angesprochene ineffektive Teilwelle solange nicht vernachlässigt werden, wie das Gesamtsystem kohärent existiert.
(11) Der mathematische Formalismus der Quantenphysik beschreibt wesentlich, welche energetischen Möglichkeiten ein System hat. Er ist nur in Verbindung mit der Born-Regel richtig.
(12) Wenn die Born-Regel gilt, dann auch Glaeson's Theorem.
(13) Aus (12) folgt, dass man den Term "0,5*|hier> + 0,5* |dort>" als Boolschen Therm lesen muss: 0,5*|hier> xor 0,5* |dort>. Die Vorfaktoren werden dann unter Beachtung von Borns Fussnote zur Wahrscheinlichkeit.
(14) Wenn man (13) beachtet, dann wird auch verständlich, warum Everett von relativen Zuständen und nicht von "vielen Welten" gesprochen hat.
(15) Richtig ist nämlich, dass ein "Kollaps der Wellenfunktion" nicht stattfindet und auch nicht gebraucht wird.
(16) Wenn wir nämlich durch einen Energieumwandlungsprozess irreversibel feststellen, in welchem Zweig sich die zuvor transorpierte Energie befunden haben muss, dann stellen wir zugleich fest, dass alle übrigen Zweige ineffektiv sein müssen. Das ist die Logik des xor. (siehe 13).
(17) In unserem Kopf (vergl. Zeilinger) dürfen wir den Kollaps jedoch stattfinden lassen. Die ineffektiven Teilwellen existieren zwar weiterhin, aber sie können mit der umgewandelten effektiven Teilwelle niemals mehr interferieren. Und mangels Energie können sie auch nichts anderes bewirken.
Muss ich mir genauer anschauen.
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Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.

Ge?ndert von TomS (25.04.15 um 07:53 Uhr)
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