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Alt 25.07.18, 23:53
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TomS TomS ist offline
Singularität
 
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Standard AW: In welcher Theori wäre das Senden von Botschften in die Vergangenheit möglich?

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Zitat von Quantum Of Justice Beitrag anzeigen
Wieso mathematisch und nicht physikalisch?
Nun, die Quantenmechanik ist eine mathematisch formulierte Theorie, die unsere Wahrnehmungen adäquat beschreibt. Dabei muss man jedoch eine Kröte schlucken: entweder modifiziert man die Mathematik derart, dass man letztlich das Auftreten unserer klassischen Wahrnehmung postuliert, oder man akzeptiert, dass die insgs. existierende Realität umfassender ist als unsere Wahrnehmung. Ersteres entspricht der orthodoxen Interpretation insbs. nach von Neumann, letzteres der Everettschen Interpretation. Am Beispiel eines Photons, eines halbdurchlässigen Spiegels sowie zweier Detektoren T und R entsprechend Transmission und Reflexion: nach von Neumann eliminiert man nach Messung des Photons bei Detektor künstlich diejenige Komponente des Zustandes, die nicht dem Detektorsignal entspricht, d.h. bei Detektion T (R) eliminiert man R (T); nach Everett bleiben alle Komponenten real erhalten, jedoch werden bestimmte Komponenten bzw. Unteräume wechselweise orthogonal (was man für einfache Systeme im Zuge der Dekohärenz beweisen kann).

„Komponente“ bzw. „Unterraum“ sowie „orthogonal“ sind jeweils mathematisch klar definiert. In der Nachfolge von Everett - nicht von ihm selbst - wurde der Begriff „Welt“ u.a. geprägt, was diverse Verwirrungen mit sich bringt. Dieses „Welt“ ist nun mathematisch keineswegs präzise definiert. Diese ganzen Worte sind nicht Selbstzweck, sondern lediglich Veranschaulichung von Formeln.

Bevor man nun mit dem „Auftreten neuer Welten im Falle von Zeitreisen“ argumentiert, sollte man doch die Mathematik präzise formuliert haben.

Was also ist rein mathematisch gesprochen eine „Welt“? oder gar „das Auftreten neuer Welten“? wie sehen die entsprechende Formeln aus? und wie folgen sie aus dem etablierten Formalismus der Quantenmechanik?

Ich kenne die Everettschen Interpretation immer nur in der hamiltonschen bzw. kanonischen Formulierung, aber da treten keine „Zeitreisen“ auf; sie sind nicht zulässig - s.o.

Was passiert nun mathematisch, wenn man zum einen die kanonische Formulierung so modifiziert oder gar verlässt, dass „Zeitreisen“ bzw. präziser „closed timelike curves“ zulässig werden, zum anderen jedoch die Everettschen Interpretation weiterhin intakt bleibt? wie sieht die mathematische Formulierung aus?

Ich würde mich selbst als tendenziell der Everettschen Interpretation zugeneigt bezeichnen, aber ich halte diese Interpretation durchaus für strittig sowie mit subtilen jedoch durchaus relevanten mathematischen Problemen behaftet. Daher wäre ich mit derartig gewagten Aussagen eher zurückhaltend.
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Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.

Ge?ndert von TomS (25.07.18 um 23:58 Uhr)
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