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Zitat von soon
Meint 'Beobachtungsdaten' nur z.B. ein fertiges 2-d-Interferenzmuster? Oder sind die mathematischen und EDV-Methoden inzwischen so weit entwickelt, dass ich die Information der Reihenfolge der Detektionen im laufenden Experiment auswerten kann? Um z.B. detailierte Aussagen zur Weiterentwicklung des Interferenzmusters zu machen?
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Ich kenne mich zu wenig aus, was direkte Beobachtungen betrifft; zumeist sind die ja sehr indirekt.
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Zitat von soon
MeGanz provokativ, nur um zu verdeutlichen, wo ich hier ein Problem sehe:
Für mich übersetzt lautet der Satz ziemlich seltsam: Die Katze hat die Eigenschaft, dass ich nicht weiß, ob sie tot oder lebendig ist.
Das hat für mich etwas von 'Mensch ist Mittelpunkt der Welt und steht zugleich ausserhalb des Geschehens'.
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Da ist genau der Punkt, auf den Schrödinger u.v.a.m. hingewiesen haben.
Bohr u.a. haben ja vehement die Meinung vertreten, dass Messgerät, Beobachtung und Beobachter Elemente der klassischen Welt sind und nicht quantenmechanisch beschrieben werden können bzw. dürfen. Inzwischen setzt sich vermehrt die Sichtweise durch, dass dies inkonsequent bzw. inkonsistent ist und auch klassische Objekte letztlich quantenmechanischen Regeln gehorchen (z.B. Zeilinger).
Bohrs Sichtweise “verbietet” das Katzenproblem, die letztgenannte Sichtweise macht das Problem explizit; keine von beiden löst es.
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Zitat von soon
Ich weiss nicht, ob sich das Messproblem vielleicht auflöst, sobald der Beobachter zu einem Teil des Formalismus wird.
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Die Dekohärenz als Konsequenz der Schrödingergleichung für die Wechselwirkung und damit Verschränkung eines Quantensystems mit Messgerät plus Beobachter plus Umgebung liefert exakt diese Lösung. Sie nimmt den Beobachter mit in den Formalismus hinein; sie liefert die Vorhersage dessen, was wir beobachten: ein klassisches und eindeutiges Messergebnis; sie liefert außerdem die Vorhersage dessen, was wir nicht beobachten: makroskopische Objekte in seltsamen Superpositionen - trotz der Tatsache, dass der Formalismus diese Superpositionszustände enthält.
Eine realistische Interpretation liefert jedoch unmittelbar die “vielen Welten” nach Everett, sauber mathematisch hergeleitet (Zeh, ca. 1970; später insbs. Zurek)
Nun hast du die Wahl:
1) die bizarren Schlussfolgerungen zu akzeptieren (wissenschaftlich, aber eben sehr bizarr)
2) die mathematischen Vorhersagen der Theorie, die mit unsere Beobachtung in Einklang stehen, abzulehnen, weil sie dir als zu bizarr erscheinen (verständlich, jedoch wenig wissenschaftlich)
3) eine realistische Interpretation des Formalismus abzulehnen und generell auf eine Beschreibung der tatsächlichen Vorgänge in der Natur zu verzichten (schade, weil du diese interessante Frage nichts stellst bzw. wieder zurückziehst)
There ain't no such thing as a free lunch.