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Alt 07.08.11, 17:25
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Bauhof Bauhof ist offline
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Zitat:
Zitat von Hawkwind Beitrag anzeigen
Erklärt z.B. das oft angeführte "Fine-Tuning-Problem", warum die Naturkonstanten genau die Werte haben, die beobachtet werden. Schätze, dass die Mehrzahl der Physiker diese Faszination aber nicht teilt und im Grunde ist es ja auch nichts als unbeweisbare (wenn auch auch unwiderlegbare) abenteurliche Phantasie und deshalb betone ich hier im Forum eher die "nüchternen" Varianten der KD und die Dekohärenz, die den Wechselwirkungsprozess in den Vordergrund stellen.
Hallo Hawkwind,

ja, wir sollten uns an die "nüchternen" Varianten der Kopenhagener Deutung halten.

Um eine möglichen Verdacht vorzubeugen, ich hätte eventuell ein Zitat aus dem Zusammenhang gerissen, stelle ich das Zitat von Heisenberg aus [1] hier nochmals in einen größeren Zusammenhang ein:
Zitat:
Die Beobachtung selbst ändert die Wahrscheinlichkeitsfunktion unstetig. Sie wählt von allen möglichen Vorgängen den aus, der tatsächlich stattgefunden hat. Da sich durch die Beobachtung unsere Kenntnis des Systems unstetig geändert hat, hat sich auch ihre mathematische Darstellung unstetig geändert, und wir sprechen daher von einem 'Quantensprung'. Wenn man aus dem alten Spruch "Natura non facit saltus" eine Kritik der Quantentheorie ableiten wollte, so können wir antworten, dass sich unsere Kenntnis doch sicher plötzlich ändern kann und dass eben diese Tatsache, die unstetige Änderung unserer Kenntnis, den Gebrauch des Begriffs 'Quantensprung' rechtfertigt.

Der Übergang vom Möglichen zum Faktischen findet also während des Beobachtungsaktes statt. Wenn wir beschreiben wollen, was in einem Atomvorgang geschieht, so müssen wir davon ausgehen, dass das Wort 'geschieht' sich nur auf die Beobachtung beziehen kann, nicht auf die Situation zwischen zwei Beobachtungen. Es bezeichnet dabei den physikalischen, nicht den psychischen Akt der Beobachtung, und wir können sagen, dass der Übergang vom Möglichen zum Faktischen stattfindet, sobald die Wechselwirkung des Gegenstandes mit der Messanordnung, und dadurch mit der übrigen Welt, ins Spiel gekommen ist. Der Übergang ist nicht verknüpft mit der Registrierung des Beobachtungsergebnisses im Geiste des Beobachters.
Hier wird ganz klar, dass Heisenberg mit dem Begriff 'Bebachtung' nicht die Kenntnisnahme des Messergebnisses durch einen menschlichen Beobachter meint. Die Registrierung des Messergebnisses muss nicht unbedingt unmittelbar durch einen menschlichen Beobachter geschehen, es genügt eine automatische Registrierung, um die unstetige Veränderung der Bornschen Wahrscheinlichkeitsfunktion abzubilden.

Mit freundlichen Grüßen
Eugen Bauhof

[1] Werner Heisenberg
Die Kopenhagener Deutung der Quantentheorie.
Aufsatz in:
Blum, Walter; Dürr, Hans-Peter; Rechenberg, Helmut (Hrsg.)
Werner Heisenberg.
Gesammelte Werke. Abteilung C: Allgemeinverständliche Schriften.
Band 2: Physik und Erkenntnis. 1956 - 1968.
München 1984. ISBN=3-492-02926-4
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Ach der Einstein, der schwänzte immer die Vorlesungen –
ihm hatte ich das gar nicht zugetraut!

Hermann Minkowski
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