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Alt 17.02.14, 16:36
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Bauhof Bauhof ist offline
Singularität
 
Registriert seit: 07.12.2008
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Standard AW: Ist die Dehnung des Raums Physik?

Zitat:
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Oder, anders ausgedrückt: Dass das Universum expandiert ist klar, das sieht man an den Beobachtungen der Dinge darin, inklusive CMB. Als Grund wird gerne "Raumdehnung" genannt. Kann man diese Raumdehnung durch irgendein lokales Experiment von einer schlichten Auseinanderbewegung der im Raum befindlichen Dinge unterscheiden?
Hallo ICH,

ja, ich denke, da gibt es unterschiedliche empirische Konsequenzen. Die zeigt Bernulf Knaitscheider in seinem Buch [1] auf. Er zitiert darin ein bekanntes Werk der Kosmologie, nämlich das von Misner, Ch. / Thorne, K. / Wheeler, J.: Gravitation. Er schreibt auf Seite 226 seines Buches [1] folgendes:

Zitat:
Diese zweite Sichtweise, wo die Galaxien durch das metrische Führungsfeld getragen werden, ist natürlich die relativistische, aber der Unterschied ist nicht nur eine philosophische facon de parier, sondern die beiden Deutungen haben auch unterschiedliche empirische Konsequenzen. Wäre die kosmologische Rotverschiebung tatsächlich ein Geschwindigkeits- und kein Expansionseffekt, so würde der Energiefluss S, der von einer Galaxis der Leuchtkraft L auf der Erde gemessen wird, nicht

S = L / 4πR²(1 + z)², sondern S = L / 4πr²(1 + z)⁴ betragen, siehe
Misner, Ch. / Thorne, K. / Wheeler, J.: Gravitation. San Francisco 1973.
S. 794, Exercise 29.5

Man muss allerdings bedenken, dass die beiden Deutungen einen Überschneidungsbereich haben, der bis etwa z = 0,1 reicht. Für solche kosmischen Quellen, die auf Entfernungen stehen, die klein gegenüber der Hubble-Länge (dem beobachtbaren Universum) sind, liefern das klassische Doppler-Gesetz und das Expansion-Rotverschiebung-Gesetz quantitativ gleiche Aussagen.

Dies darf jedoch nicht verschleiern, dass der Unterschied begrifflich wesentlich ist. Das sieht man am besten, wenn man extreme Situationen betrachtet. Relativbewegungen von Galaxien durch den Raum sind durch die Lichtgeschwindigkeit c beschränkt. Aufgrund des v = H•D-Gesetzes gibt es in einer endlichen Entfernung vom Beobachter eine sphärische Fläche, auf der die Galaxien mit c vom Beobachter wegstreben.

Deutet man die Rezessionsbewegungen der Galaxien jetzt als Relativbewegung in einem flachen, undynamischen Hintergrundraum, in einer Arena, die nicht am physikalischen Geschehen teilnimmt, so müsste man sich diese Hubble-Sphäre als einen Rand des Universums vorstellen,...
Das heißt, Misner, Thorne und Wheeler kennen offenbar astronomische Beobachtungen, welche einen Rückschluss darauf zulässt, dass die Universum-Expansion kein Geschwindigkeitseffekt, sondern ein Raumdehnungs-Effekt ist.

M.f.G. Eugen Bauhof

[1] Kanitscheider, Bernulf
Kosmologie.
Stuttgart 1991
Philipp Reclam jun.
ISBN=3-15-008025-8 (2. Auflage)
__________________
Ach der Einstein, der schwänzte immer die Vorlesungen –
ihm hatte ich das gar nicht zugetraut!

Hermann Minkowski

Ge?ndert von Bauhof (17.02.14 um 16:38 Uhr)
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