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Alt 31.12.08, 11:45
kawa kawa ist offline
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Standard AW: Physik ohne Statistik?

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Zitat von Uli Beitrag anzeigen
Dass die statistische Mechanik eine äußerst überzeugende Begründung der - mehr phänomenologischen - Thermodynamik liefert, wird wohl kaum jemand bestreiten. Die Statistik ist natürlich auch in vielen anderen Bereichen der Physik unverzichtbar: bei der Fehleranalyse von Experimenten z.B. - je öfter gemessen wird, desto genauer kenne ich das Resultat, da sich mit der steigenden Anzahl von Messungen die Standardabweichung reduziert.
Doch, beides lehnt Gandalf ab. Für ihn ist die gesamte Statistik ein Irrweg. Zumindest sagt er sowas mehrfach im Parallelthread.

Zitat:
Zitat von Uli Beitrag anzeigen
Ich schätze mal, Gandalf geht es hier aber mehr um den probabilistischen Charakter der Quantenmechanik.
Das auch. Aber er hat ja bereits das Kind mit dem Badewasser ausgeschüttet und die Statistik komplett verteufelt.

Nun hat die QM aber offensichtlich probabilistischen Charakter (woher auch immer der kommt). Auch die VWI übernimmt das ja: Solange man nur ein einzelnes Universum betrachtet, sagt diese auch eine 'ganz normale' Statistik für den Meßprozess vorraus - und da wir uns unser Universum nicht aussuchen können, sehen wir diese Statistik zwangsläufig.

Zitat:
Zitat von Uli Beitrag anzeigen
Da gibt es ja auch alternative Ansätze, um diesen Charakter zu vermeiden - David Bohms Mechanik z.B.. Es neigen doch viele Physik-Interessierte zu Einsteins "Gott würfelt nicht".
Auch Bohms Ansatz führt zu Statistik. Da man nämlich auch bei Bohm niemals die Anfangszustände der Teilchen kennen kann, kann man auch nie vorhersagen, wo sie später gemessen werden. Daher braucht man am Ende ebenso Statistik um etwas zu berechnen.

Ich hatte schon versucht klar zu machen, das Statistik eine Methodik ist, um aus Systemen mit hoher Teilchenzahl neue Eigenschaften abzuleiten die ausschließlich in der Überlagerung entstehen. Bekanntestes Beispiel wäre die Temperatur. Und in der QM sind alle klassischen Größen (Ort, Impuls usw) dieser Natur. Ebenso ist Statistik unverzichtbar um z.B. das MWG aus der Chemie zu erklären (woraus letztlich dann auch Sachen wie Genexpression und Genregulation in der Biologie folgen). Wenn man also diese Dinge erklären will (ja, erklären!), dann geht das nur mit Statistik. Statistik ist fundamental.

Statistik mag einzelne fundamentale Dinge nicht erklären. Wobei das aber natürlich Spekulation ist, denn der Meßprozess in der QM ist ja propabalistischer Natur. Und evtl. liegt dem tatsächlich eine fundamental statistische Physik zugrunde, die Menschen aber aufgrund unser konzeptionell deterministischen Denkweise einfach nicht haben wollen - und sich daher Sachen wie die VWI oder die Bohmsche Mechanik ausdenken.

Aber spätestens ab der 'nächst höheren Ebene' ist Statistik so oder so unverzichtbar, denn alles für uns Menschen relevante sind Vielteilchensysteme. Und wenn man auch da Statistik grundlegend ablehnt (die ja auch ebenso axiomatisch begründet ist wie z.B. die Analysis), dann muß man schon eine Alternative vorweisen können. Ich sehe da bei Gandalf einfach fundamentale Wissenslücken, welche er schleunigst auffüllen sollte, wenn er sich wirklich für Physik interessiert.

Gruß, Karsten.
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