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Alt 06.07.07, 13:46
zeitgenosse zeitgenosse ist offline
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Standard AW: Eine Dgl. Vol. 2

Servus!

Ja, wirklich genial, diese verschiedenen Instrumente! Ohne Elektronik ginge da aber nicht viel.

Besselfunktionen - erstaunlich, dass sich aus einer einzigen Dgl. dermassen viele Anwendungen ergeben!

Schwebungssummer (BFO) - in der Tat scheint es die zu geben, die nach dem Superhet-Prinzip arbeiten. Dessen war ich mir bis heute nicht wirklich bewusst. Vermutlich werden dazu zwei Frequenzen miteinander gemischt. Ergebnis dürfte dann eine Schwebung mit f = f_const - f_var sein.


Schwebungssummer Fabr. "Siemens & Halske" (1937)

Hast du den Schwebungssummer wegen dem Theremin zugetan? Dieses wird bisweilen auch "Aeterophon" genannt (wohl wegen des Klanges). Erfunden wurde es von Lev Termen, einem Russen.

So wie ich es momentan erkenne, beruht die Klangerzeugung des Theremins auch auf dem Prinzip des Schwebungssummers. Ist das so? Miklos Rosza spielte übrigens auf dem Theremin für den Hitchcock-Film "Spellbound" (1945).

Ich hatte mich aus historischem Interessen bereits etwas mit diesen "exotischen Instrumenten" befasst. Kennst du das Trautonium (Trautwein, 1930)? Es kam u.a. im Krimi "Der Würger von Schloß Blackmore" (1963) zum Einsatz. Klangquelle ist ein Sägezahngenerator (ursprünglich wurden mittels Gasentladungsröhren Kippschwingungen erzeugt).

Eine Sägezahnschwingung (dir muss ich es nicht sagen) enthält alle Harmonischen:

A(t) = sin omega*t + (1/2) sin(2*omega*t) + ... + (1/n) sin(n*omega*t)

Der Klang solcher Töne ist gewissermassen "fett" und "scharf".

Das Manual bestand aus einer Metallschiene und einem darüber gespannten Draht. Wurde dieser gegen die Schiene gedrückt, entstand eine von der Position abhängige Schwingung bestimmter Frequenz. Vom Prinzip her genial einfach; aber nicht einfach zu spielen. Damit liessen sich fliessende Tonfolgen erzeugen.

Hindemith hat wohl als erster Komponist die Bedeutung des Trautoniums erkannt. Die Uraufführung "Triostücke für drei Trautonien" fand im selben Jahr (1930) statt. Bekannt wurde das Instrument durch den "Meisterspieler" Oskar Sala, welcher an der Univ. Berlin Physik studierte.

Sala hat dann das "Mixturtrautonium" erfunden. Dieses arbeitet mit einer subharmonischen Reihe. Damit liessen sich ganz eigenartige Stimmungen erzeugen. Meines Wissens erzeugt kein natürliches Instrument solche Subharmonische. Der "Vogelschrei" in Hitchcocks bekantem Film "Die Vögel" (1961) wurde von einem Trautonium erzeugt.

Fazit:
Die Welt ist bunt und vielfältig! Hätte ich nur mehr Leben, dann könnte ich alles erforschen, was die Welt im Innersten zusammenhält! Aber ich erkenne mit innerem Schmerz meine eigene Begrenztheit und ergebe mich in mein Geschick.

p.s.
Mein Onkel hat übrigens vor Jahren eine Glasharfe gebaut. Er spielt jetzt in Florida vor Pensionären (Pauls singende Gläser). Aus rund 40'000 Gläsern hat er die passenden einzeln ausgesucht.

p.s.
Inzwischen habe ich gesehen, dass der BFO auch in der Funktechnik benutzt wird, um aus einem SSB die Information zurückzugewinnen. Bei SSB-Betrieb wird der Träger bei der Abstrahlung ja unterdrückt, so dass er im Empfänger erst wieder hergestellt werden muss, damit man das restaurierte Signal im Demodulator weiter verarbeiten kann.

Gr. zg
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