Zitat:
Zitat von Timm
Schlimm, daß ein theoretischer Physiker, der sich (vermutlich) damit eingehend beschäftigt hat, "völlig falsch" liegt. Könnte es sein, daß er nicht falsch liegt, sondern es schlicht anders sieht als du?
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Nein. Er sieht dies entweder falsch, oder er wendet implizit eine Interpretation an, ohne dies explizit klarzustellen.
Zitat:
Zitat von Timm
Eben, entweder „tot“ oder „lebendig“, wie bei Unterdrückung der Umgebungsfreiheitsgrade zu erwarten.
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Nein, die Unterdrückung der Umgebungsfreiheitsgrade liefert eben nicht entweder „tot“ oder „lebendig“, sondern „entweder tot oder lebendig“.
Ohne Dekohärenz liefert die quantemechanische Berechnung
(|tot> + |lebendig>)(<tot| + <lebendig|)
Mit Dekohärenz finden wir in sehr guter Näherung (*)
|tot><tot| + |lebendig><lebendig|
Beobachtet wir jedoch z.B.
|tot><tot|
(oder alternativ |lebendig><lebendig|).
Zitat:
Zitat von Timm
Das klingt wie eine unbestreitbare Tatsache, ist aber Interpretation.
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Das ist keine Interpretation sondern tatsächlich eine mathematische Tatsache.
In der Realität “verschwindet” im Zuge der Beobachtung eine Alternative, in der Mathematik verschwindet dagegen keine.
Erst nach der Beobachtung kannst du eine von beiden streichen, aber das ist eben nicht das Ergebnis der Dekohärenz, sondern das bewusste Streichen der nicht-beobachteten Alternative.
Zitat:
Zitat von Timm
Ich fasse mal zusammen, wie ich Cord A. Müller verstanden habe:
Dekohärenz führt dazu, daß die Superposition irreversibel in einen festen Zeigerzustand zerfällt, in welchen der möglichen ist Zufall.
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Das ist
falsch.
Dekohärenz führt dazu, daß die Superposition irreversibel in eine inkohärente Superposition
zweier Zeigerzustände zerfällt - s.o. (*)
Dass einer davon zufälligerweise beobachtet wird, ist nicht Ergebnis der Dekohärenz, sondern einer zusätzlichen stochastischen Interpretation. Eine andere Interpretation z.B. nach Everett behauptet auf Basis des selben Dekohärenzmechanismus, dass beide Zeigerzustände real bleiben und dass beide beobachtet werden.
Die Dekohärenz liefert nur die Hälfte der Story. Sie ersetzt nicht die Interpretation, denn die enthält im Ergebnis immer noch beide Zweige.
Siehe z.B. hier Seite 7 ff.
http://www.physikdidaktik.uni-karlsr...p09/06_zeh.pdf