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Alt 16.07.10, 19:50
Knut Hacker Knut Hacker ist offline
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Registriert seit: 13.06.2010
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Standard AW: Sein oder Nichtsein, das ist NICHT die Frage

Hallo richy,
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Zitat von richy Beitrag anzeigen
Verwendest du hier nicht einfach die Klassenhierarchie von Russel ?
Sein=(Existenz) Sein von Existenz
Sein=(Existenz) Sein von Nichtexistenz
Sein ist die Unterklasse, Existenz die Oberklasse
Vielen Dank für den interessianten Hinweis auf Russel. Diese Einteilung kenne ich nicht Ich kenne von ihm vor allem die „Philosophie des Abendlandes“ und „Das ABC der Relativitätstheorie“).Wo kann ich das bei ihm nachlesen?
Normalerweise ist die Einteilung in der Philosophie umgekehrt (ich habe in diesen Thread eine Zusammenstellung der wichtigsten Zitate eingestellt).Sein ist demnach der Oberbegriff und Existenz beziehungsweise Nichtexistenz die Erscheinung des Seins im konkreten Sosein der Seinsgegenstände (des Seienden und Nichtseienden).Daher konnte Hegel seine Zeitgenossen erfolglos auffordern, ihm den Unterschied zwischen Sein und Nichtsein,den er verneinte, darzutun.Und von Pyrrhon, Gorgias und Heraklit bis Fichte konnte das Sein (nicht nur das Nichts) -einschließlich der eigenen Person - verneint werden.
In der Quantenphysik löst sich dieses Problem bekanntlich durch die Ablösung der aristotelischen zweiwertigen Logik durch die mehrwertige Quantenlogik.
Zitat:
Zitat von richy Beitrag anzeigen
Klingt auch nach Russell. Ein Baum existiert aber die Existenz ist ...
Das entspricht aber doch wiederum der üblichen Einteilung! Das Sein ist hier der Oberbegriff. Der Baum existiert.Nach seiner Fällung existiert er nicht mehr, „ ist“ jedoch in der Vergangenheit.Die Raumzeit existiert, „ist“ jedoch Erscheinung des „ Seins“ wie das Nichtsein (einzelner Seinsgegenstände = Nichtexistenz), die Gegensätze, Ursache und Wirkung, Ganzes und Teil usw.
Zitat:
Zitat von richy Beitrag anzeigen
Der Barbier rasiert sich professionell. Dessen Kunden rasieren sich amateurhaft.
Insbesonders ist der Barbier ein ausgezeichnetes Objekt / Klasse gegenueber den Kunden.
Ich würde es etwas abstrakter sehen:
Grund der Russel´schen Paradoxien ist wohl, dass es eine Menge, die sich selbst umfasst, nicht gibt, da dies zu einem unendlichen Progress führen würde (wie eben zum Beispiel auch das Sein des Seins).
Es gibt ja eine Fülle von Paradoxien. Ich habe mir einmal die Mühe gemacht, zu untersuchen, worauf sie zurückzuführen sind. Vielleicht öffne ich diesbezüglich einen Thread. Hauptsächlicher Grund ist wohl, dass abstrakte Begriffe mangels weiterer Abstraktionsmöglichkeit auf sich selbst angewendet werden.
Zitat:
Zitat von richy Beitrag anzeigen
Unsere Beschreibungen fassen wir zum Verstaendnis doch soundso immer in physikalische oder besser gegenstaendliche Bilder.
Die Frage ist halt, ob es den Gegensatz zwischen Subjekt(dem Beschreibenden) und Objekt (dem zu Beschreibenden) nicht nur in unserem Bewusstsein gibt, worauf das entsprechende Problem in der Quantenphysik (Beobachtungsabhängigkeit der Quantenphänomene) hindeutet.
Russel fragt: „Gibt es überhaupt einen wirklichen Tisch?“Schon Descartes hat dies mit der Logik seines sogenannten Traumargumentes widerlegt.Wir können eben einfach nicht über uns hinausdenken (Gödel).

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Zitat von richy Beitrag anzeigen
Die Zahl Null existiert.
Aber eben auch, worauf schon die Alten hingewiesen haben,Unsinn Widersinn,Wahn und Fantasiegebilde.

Zitat:
Zitat von richy Beitrag anzeigen
Ist eine Menge ein Loeffel ?
Ist eine Menge ein rasierender Barbier ?
Das ist auch das Problem des Ganzen und des Teils.Jedes Teil ist wiederum ein Ganzes,was zur unendlichen Teilbarkeit führt, aber nur theoretisch, da das Ganze etwas anderes als die Summe seiner Teile ist.
Letztlich handelt es sich um das Problem unserer begrifflichen Vorstellungen, die ja in der Quantenphysik versagen, obwohl unsere Begrifflichkeit zur Beschreibung der Quantenphänomene erforderlich ist, wie Bohr unterstrichen hat, so dass sich die bekannten Paradoxien zwangsläufig ergeben.
Mit Begriffen kann man nichts begreifen.

Zitat:
Zitat von richy Beitrag anzeigen
Liegt es nicht daran dass
a) Dem Loeffel alleine eine Eigenschaft fehlt. (Bei Existenz,Sein unnoetig)
b) Uns spontan keine sinnvollen Eigenschaften einfallen die ein spezieller Loeffel auf andere Loeffel ausueben koennte ?
Der Loeffel alleine ergit eben kein geeignetes Beispiel. "Enthalten sein" muss durch eine Relation wie rasieren ersetzt werden.
Ein Loeffel sagt : Ich poliere alle Loeffel die sich nicht selbst polieren !
Bezüge sind halt immer letztlich selbstbezüglich,Das kennen wir ja aus der Chaosforschung.
Zitat:
Zitat von richy Beitrag anzeigen
Schau dir doch nochmal Russells Loesung an. Und uebersetze dies in ein praktisches Beispiel.
Er verweist darauf, dass die Mathematik immer nur lediglich beschreiben, nicht erklären könne.Daher greift er auf die Philosophie zurück: "Der Wert der Philosophie besteht im Gegenteil gerade wesentlich in der Ungewissheit, die sie mit sich bringt." Er warnt - wie übrigens auch Einstein - vor den Vorurteilen des gesunden Menschenverstandes.
In seiner Beschreibungstheorie - und damit kommen wir zum Ausgang zurück -
erklärt er, dass „Existenz“ nur von etwas Beschriebenem ausgesagt werden könne.Mathematik sei lediglich eine verbale Erkenntnis.

Ge?ndert von Knut Hacker (16.07.10 um 19:55 Uhr)
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