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Alt 08.05.11, 20:22
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richy richy ist offline
Singularität
 
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Standard AW: Ensemble-Interpretation

Hi Timm
Ich habe auch nochmals andere Quellen zur Ensemble Interpretation gesucht, denn aus dem verlinkten Paper ging fuer mich nicht hervor inwiefern die Enseble Interpretation sich von der Kopenhagener Interpretation unterscheidet. Abgesehen davon, dass sie auf gewisse Aussagen verzichtet. Wie die Interpretation der Wellenfunktion fuer ein einzelnes Teilchen. Das ist aber gerade ein zentraler Punkt von Interpretationen. Wenn ich hier auf eine Interpretation verzichte und aussage : "Das ist Statistik und eine solche macht nur im Zusammenhang eines Ensembles von Messungen einen Sinn ...", dann kann ich nicht erkennen wie sich dies von einer reinen Schilderung der Experimente unterscheiden soll. (Nachts wird es dunkel) Auf der anderen Seite sind es oft kleinste Details die Interpretationen unterscheiden und vielleicht sehe ich diese in dem Fall einfach nicht.
Wenn ich bei einem Wuerfelexperiment wissen moechte wie der Wuerfel und die Auftrittswahscheinlichkeitsfunktion einer Wuerfelseite zusammenhaengen, so ist hier sehr wohl eine Antwort moeglich. (Man kann Wuerfel auch zinken.) Beim Wuerfel waere es fuer mich keine Aussage einfach zu sagen :
Der Zusammenhang ist nur dann erkennbar wenn ich viele Wuerfelexperimente durchfuehre und z.B. eine Gleichverteilung ermittle. Das ist lediglich eine Beobachtung und keine Interpretation bezogen auf den Wuerfel, der Entitaet hinter |PSI|^2 welchen Charakters auch immer, oder nichteinmal eine "Entitaet".
Minimal ist die EI auf jeden Fall und die Nachteile werden in deinem Link auch angesprochen. Einen "Interpretationsanteil" kann ich leider nicht erkennen. Ein Detail koennte sein, dass tatsaechlich Ensembles also z.B. 1000 (parallele) Versuchsaufbauten betrachten werden und kein einzelner (serieller). Dazu faellt mir aber die Ergodenhypothese ein und damit Hawkwinds Aussage ein.
Zitat:
Zitat von Hawkwind
... das können nun viele Experimente sein, die zugleich laufen oder ein und dieselbe Apparatur, die nacheinander das Experiment durchführt.
Die Ergebnisse sind aequivalent aber die Versuchsaufbauten natuerlich nicht identisch und so ergeben sich kleinere Unterschiede. Die Problematik, dass zwei parallele Versuchsaufbauten niemal identisch sind, geht beim seriellen Versuchsaufbau darin ueber, dass dort niemals die selben Anfangsbedingungen herrschen. Eventuell einfacher, aber dafuer liegen die Ereignisse nie in einer gemeinsamen Gegenwart vor und muessen somit gespeichert werden.
Das sind neue Problematiken, aber davon gibt es im Grunde doch schon genug :-)
Weiterhin : Benoetigt Dekohaerenz ein Ensemble von Versuchen ?
Zitat:
Braucht man eigentlich die Verzweigung in die vielen Welten, wenn es doch gar keinen Kollaps gibt?
Ich bin kein Spezialist fuer die Everettsche VWI. Sehr viele zusaetzliche Dimensionen kann ich mir im Gegensatz zu einigen wenigen nur schlecht vorstellen. Ich meine eher die Verzweigungen entsprechen dem Vorgang ein Brot in Scheiben zu schneiden. Es wird also nichts neues erzeugt, sondern eingeteilt. Die Frage ist ob man die anderen Scheiben Brot braucht. Bei der BM die auch eine VWI darstellt ist dies nicht der Fall. Ich meine aber, dass genauso wie eine idealisierter Gegenwart als Dirac Impuls auf der Zeitachse , also ohne Vergangenheit, keinen Sinn macht waere dies auch bei Everetts VWI der Fall.
Zeh meint im Gegensatz zu Deutsch an einer Stelle wie "real existent" andere Welten sind sei dem Leser ueberlassen. Raeumt an anderer Stelle aber ein, dass dies nun doch nicht beliebig sei.

Etwas besser kenne ich wenigstens den Rahmen der Heim Theorie. Der entspricht am besten meinen Vorstellungen. Da entspricht der Wellenkollaps einer beidseitigen Abbildung eines Informationsraumes auf einen Organisations (Entropie?) Raum. Dies ist kein Grenzuebergang und findet somit auf allen Skalen staendig statt. Im Falle komplexer Systeme ist dazu eine neue Logik (aspektbezogen) notwendig. Und die habe ich gerade mal im Ansatz verstanden. Ansonsten nichts davon. Dazu gleich mehr :
Zitat:
Übrigens hat der KD'ler Zeilingen eine andere minimalistische Erklärung. Beim Meßprozess geht die Wahrscheinlichkeit sprunghaft auf 1. Ein Kollaps der Wellenfunktion finde nicht statt, weil (süffisant) eine Rechenvorschrift schlecht kollabieren könne.
Da bin ich anderer Meinung. Zeilinger beansprucht das Dekohaerenzprogramm fuer sich. Dieses ist stetig. (Davon abgesehen wenn Masse und Temperatur diskrete Groessen waeren) Du hast aber recht. Information ist diskret, unstetig. Deshalb frage ich mich wie dies (nicht nur deshalb) zusammenpassen soll.
Anderes Thema am Rande :
Die KI laesst Zeilinger schon den Spielraum eine Existenz anzunehmen. Aber diese darf niemals physikalischer Natur sein.

Und Einspruch :-) : Eine Wahrscheinlichkeitsverteilung kann mathematisch sehr wohl zu einem sicheren Ereignis kollabieren. Mittels Distributionen. In der digitalen Signalverarbeitung wird bevorzugt mit solchen, z.B. dem Dirac Impuls, der Deltafunktion gerechnet :
http://de.wikipedia.org/wiki/Delta-Distribution
Klingt komplziert, aber die Rechenregeln sind recht einfach. Faellt bei einem Wuerfel die 2 entspraeche dies als Wahrscheinlichkeitsdarstellung dirac(x-2).
Die Delta (auch Dirac) Funktion zeigt die Wellenkollaps Problematik sehr praegnant. Denn sie stellt einen Grenzwert dar :




Und so laesst sich das Kollapsproblen einfach formulieren ob bei der Messung tatsaechlich ein Grenzuebergang (zwischen zwei Welten) stattfindet oder wie bei der Dekohaerenz der Vorgang eher zunehmend scharferen "Verzweigung" entspricht. Da ware das obige Bild zweidimensional. Wir sehen nur einen Schnitt daraus.
KI : Grenzuebergang zwingend notwendig
VWI : Nicht notwendig aber auch nicht ausgeschlossen
Stellt unsere Realitaet "deltascharfe" Erignisse dar ? Schroedingers Katze meint eher nicht.
Wenn man Heims Vorstellung noch hinzunimmt, dass Teilchen aus Geometrien eines hoeherdimensionalen Raumes bestehen, dann kann man in Grund ueberhaupt nicht mehr von Verzweigungen sprechen. Alles bleibt miteinander verbunden.Die Verzweigungen ergeben sich fuer uns nur scheinbar, da wir nur eine Realitaet kennen und die Gesamtphaenomene in diese projizieren. (....so in etwa :-)

BTW: Diesen Deltapuls werden wir wohl nie in einer Loesung von PSI finden. Denn schon bei
kleinen Mehrkoerpersystemen sind die Gleichungen unsloesbar.

Viele Gruesse

Ge?ndert von richy (09.05.11 um 03:32 Uhr)
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