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Alt 30.03.16, 15:42
Ich Ich ist offline
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Standard AW: Vom Ursprung einiger Religionen und Weisheitslehren

Zitat:
Zitat von Hawkwind Beitrag anzeigen
Capra war ja ein Schüler von Chew(?) gewesen, einem Verfechter der Bootstrap-Modelle der Teilchenphysik. Das Quarkmodell war damals noch nicht in demselben Maße etabliert wie heute.
So wie ich mich erinnere entstand das Buch (oder zumindest der grundlegende Gedanke) in der Zeit des "Teilchenzoos", als alle paar Minuten ein neues "Elementarteilchen" enteckt wurde, das irgendwie durch Reaktionen mit bekannten "Elementarteilchen" erzeugt wurde. Man hatte noch keine Systematik dahinter gefunden, und da mag der Gedanke reizvoll gewesen sein, dass diese Teilchen alle miteinander zusammenhängen und irgendwie sich selbst in dieser "Ganzheitlichkeit" erzeugen. Daraus kann man dann (wenn auch mühselig) Parallelen zu bestimmten fernöstlichen Weisheiten konstruieren, und fertig ist das "Tao der Physik".
Mit der reduktionistischen Erklärung des Zoos durch das Quarkmodell ist diese Idee aber regelrecht vernichtet worden: Nix war's mit scheinbar fernöstlicher Ganzheitlichkeit, das gute alte "westliche" Zerlegen und Zusammensetzen hat sich (wieder mal) als der richtige Weg erwiesen.
So zumindest meine Erinnerung an das Buch.
Zitat:
Capra sah ja v.a. Parallelen zwischen Quantentheorie und fernöstlicher Mystik. Dabei ging es ihm aber eigentlich weniger um die Quantentheorie als um ihre Kopenhagener Deutung.
Das weiß ich nicht mehr, bei mir ist hauptsächlich diese Elementarteilchen-Geschichte mit ihrer "globalen Vernetzung" hängen geblieben.

Zitat:
Diese kann in Extremformen ja tatsächlich zu Überlegungen wie denen von Wheeler führen, d.h. z.B. zu einer Variante des anthropischen Prinzips wie: "Participatory anthropic principle (PAP): Beobachter sind notwendig, um das Universum zu erzeugen".
Irgendwer muss halt über Beobachtungen die Wellenfunktion des Universums zum Kollaps bringen, dachte man. Spätere Ansätze wie Dekohärenz schwächten aber dann auch dieses Argument schon wieder, selbst wenn man das "Framework" der KD akzeptiert.

Doch Wheeler war nun gewiss kein Narr ... . Ich würd das nicht alles gleich abwinken.
Oh, diese Interpretationsgeschichten haben sicher ihren Reiz. Vor allem aber als SF-Grundstoff. Ich bin mir aber nicht über die historische und physikalische Bedeutung des Bewusstseins als Initiatior für einen (als irgendwie physikalisch tatsächlich stattfindend gedachten) Kollaps der Wellenfunktion im Klaren. So wie ich das sehe, war und ist das keine Mainstream-Auffassung, sondern eher eine Überinterpretation der sehr viel pragmatischeren Kopenhagener Deutung.
Ich persönlich habe da ganz sicher sofort abgewunken, ich halte nichts vom Dualismus. Aber spannend finde ich solche Ideen allemal. Nur sollte man irgendwelche weitergesponnenen Phantasien, die einem dazu einfallen können und die sich mit gutem Willen wie Chinesisch anhören, nicht als physikalische Tatsache verkaufen und sich dann wundern, dass die Physik sich so Chinesisch anhört.

Mann, ich schwurbele schon Sätze zusammen wie ein Philosoph.
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