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Alt 10.07.20, 14:02
Ich Ich ist offline
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Standard AW: Apocalypse Never

Zitat:
Zitat von soon Beitrag anzeigen
Das sehe ich anders.
Danke für deinen Versuch, das zu begründen. Ich kann dem aber hinten und vorne nicht folgen.
Zitat:
Der Unterschied in den Aussagen: "Für x gilt ..." und "Es gibt vielleicht ein x für das gilt ..." wird gekonnt verschleiert.

"... people often end up spending ... If consumers respent ... only be .07 percent ..." . 'Oft' und dann 'wenn überhaupt' und dann eine Prozentangabe mit zwei Nachkommastellen, die nach Wisschschaftlichkeit aussieht, halte ich für bewusste Irreführung, unerheblich, ob selbst geschrieben oder passend ausgesucht.
Nochmal: Schellenberger argumentiert hier nicht. Er zitiert eine Studie zum Reboundeffekt bei Ernährungsumstellung.
Weil er richtigerweise davon ausgeht, dass nicht alle Leser mit dem Reboundeffekt vertraut sind, erläutert er in einem kurzen Satz, worum es geht. Dann zitiert er die Ergebnisse der Studie. Das if in diesem Satz bedeutet nicht "falls", wie du leicht herausfinden hättest können, indem du den Abstract der Studie liest. Dafür sind die Fußnoten nämlich da:
Zitat:
Zitat von Grabs
• A turn to vegetarianism could reduce personal energy (− 2%) and GHG (− 4%) footprints.
• Rebound effects from re-spending saved money counteract such potential benefits.
• We estimate energy rebound effects of 96% and GHG rebounds of 49%.
Und diese Ergebnisse zitiert er genau so, wie sie da stehen, so wie er sollte. Dein Vorwurf der bewussten Irreführung in diesem Zusammenhang ist komplett irrational. Shellenberger folgt in jedem einzelnen Schritt guter wissenschaftlicher Praxis.

Ich beschreibe dir mal, wie ich so was lese:
Erster Schritt:
Fakt. Es existieren Studien, denen zufolge die Umstellung der Ernährung auf vegetarisch in Industrienationen nur ein paar Prozentpunkte an CO2-Emissionen spart.

Eigentlich irrelevanter Nebenschauplatz: Ich kannte den "rebound effect" nicht und habe mich gefragt, ob das was mit Hand und Fuß ist oder was esoterisches, das der Autor nur zitiert, weil es ihm in den Kram passt. Deswegen auf Wikipedia geschaut und zu meinem Erstaunen festgestellt, dass das tatsächlich eine wohlbekannte Größe ist, die man bei der Berechnung von Energieeinsparung berücksichtigen muss. Also alles sauber hier.

Zweiter Schritt:
Du hast den Absatz kritisiert, also habe ich mir die Studien angeschaut. Sie sind von anerkannten Forschen in dem Gebiet, in anerkannten Journalen veröffentlicht und wirken beim Überfliegen seriös und sorgfältig erstellt. Recht viel mehr kann ich nicht prüfen ohne Einarbeitung. Die von Shellenberger zitierten Zahlen stehen auch genau so drin (außer bei der ersten, wo er aber seine Rechnung offenlegt) und sind auch genau so gemeint. Damit ist für mich ausreichend belegt: Die Umstellung der Ernährung auf vegetarisch in Industrienationen spart nur ein paar Prozentpunkte an CO2-Emissionen.

Soweit zu den Fakten, immer noch keine Argumentation.
Es folgen noch Erörterungen zu ökologischem Fußabdruck, ethischen und medizinischen Gesichtspunkten, um in Summe ein Argument aufzubauen für seine Meinung (die du aber leider nicht kennst, weil du das Buch nicht liest).

Zitat:
Die Anzahl von 100 Seiten mit Fussnotennummern (keine Fussnotentexte, sondern Verweise darauf) ist für mich auch keine Information, sondern das Verstecken von Information, - darauf ausgelegt, dass es sowieso kein Mensch liest oder gar prüft.
Da fehlen mir die Worte. Kann es sein, dass du noch nie einen wissenschaftlichen Text gelesen hast?
Wie oben geschrieben, wenn ich irgendwas unklar, erklärungsbedürftig oder gar verdächtig finde, dann schaue ich in die zitierte Literatur, was einfach ist, weil er zu jeder Aussage genau eine konkrete Quelle nennt. Wenn ich dann fände, dass seine Aussage sich darin gar nicht wiederfindet, dann hat er ein richtiges Problem mit mir und allen anderen, die wissenschaftlich arbeiten. Das Belegen von Aussagen mit Referenzen (pro Aussage eine konkrete Referenz wohlgemerkt) als "Verstecken von Information" zu bezeichnen ist... wie gesagt, mir fehlen die Worte.

Du wirfst Shellenberger - unbegründet, wie ich gezeigt zu haben glaube - "psychologisch ausgefeilte Lobbyistenrhetorik" vor anhand einer Textstelle, in der er wissenschaftlich vollkommen korrekt arbeitet. Hier mal ein paar Beispiele zu Thema Rhetorik:
Zitat:
psychologisch ausgefeilte Lobbyistenrhetorik ... wird in Andeutungen geredet ... stimmt der Leser möglicherweise gefühlsmässig zu, weil er sich in seiner eigenen Meinung bestätigt sieht ... wird gekonnt verschleiert ... nach Wisschschaftlichkeit aussieht ... halte ich für bewusste Irreführung ... Verstecken von Information, - darauf ausgelegt, dass es sowieso kein Mensch liest oder gar prüft ... beim potentiellen Trump-Wähler ... übertreibt er das Vorgehen eindeutig ... er seine Leser für dumm hält
Du kannst dir sicher sein, dass ich meinen "Zynismus"-Absatz in der Buchrezension anders geschrieben hätte, wenn du mich nicht wieder daran erinnert hättest, wie es wirklich zugeht, wenn man etwas sagt, was bestimmte Leute nicht hören wollen.
Ich habe Shellenberger vorgeworfen, zu provokativ und unsauber zu argumentieren. Er vertut damit, dachte ich, eine Chance, die öffentliche Debatte zu depolarisieren und die Diskutanten zumindest bei den anerkannten Tatsachen einander näher zu bringen.

Aber hatte er je eine Chance?
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