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Alt 15.10.11, 17:25
Knut Hacker Knut Hacker ist offline
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Standard AW: Energie- und Impulserhaltung in der ART

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Zitat von amc Beitrag anzeigen

eine Sache interessiert mich hier - was meinst du, wie sind die Begriffe Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit zu unterscheiden?
Ich habe ja bereits ausgeführt – und das stammt aus meinem uralten Vorlesungskriptum ( kicher, schmunzel,lach...) - dass die Potentialität die Wahrscheinlichkeit als solche ( also im Gegensatz zur Sicherheit ) bezeichnet, während die Wahrscheinlichkeit graduell ausgedrückt wird ( z.B.: Eins zu Sechs)
Den Begriff der Potentialität hat, wie gesagt, Newton in die Physik eingeführt.Er hatte dabei auf Aristoteles zurückgegriffen, der zwischen dýnamis(potentia) und enérgeia(energia) – Vermögen und Verwirklichung - unterschieden hatte.

Newton führte den Begriff der Potentialität für Energiefelder ein.In der Quantenphysik steht er für den Wellencharakter von Elementarteilchen, der die Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit der Erscheinung des Elementarteilchen mit korpuskularer Struktur bei einer entsprechenden Beobachtung, das heißt Messvorrichtung , nicht lediglich ausdrückt (kognitive Ungewissheit), sondern als eine Entität (ontologische Gegebenheit, die lediglich analog(!) mit der prognostischen Wahrscheinlichkeitsrechnung beschrieben wird) darstellt.
Das lässt auch den quantenmechanischen Zufall zum Beispiel beim Quantensprung kausalistisch , wenngleich lediglich statistisch, beschreiben: Die Ursache liegt im System ( im Beispiel: des Atoms). Physikalische Zufälle( also nicht z.B.die Koinzidenzen des Alltags) treten immer nur in Systemen auf (vergleiche auch die Gen- Mutationen).

Das System nennt man in der klassischen Physik Konditionalität ( condicio), in der heutigen Physik „Anfangsbedingungen“.Diese bloße „Möglichkeit“ für physikalische Erscheinungen führt erst kraft der Potentialität - zum Beispiel der Anreicherung des Quantenfeldes oder der Streuung von Metallspänen in das Magnetfeld – zu den Erscheinungen, sei es, dass sie streng kausal sind (räumliche Verteilung der Metallspäne zu bestimmten Mustern), oder nur statistisch kausal ( zeitliche Verteilung des radioaktiven Zerfalls ).

Während in der klassischen Physik Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit nur Stufen der (strengen) Kausalität für die Realität der Erscheinungen sind, sind in der Quantenphysik bereits die Möglichkeit und die Wahrscheinlichkeit Realität : Nicht durch den Messvorgang als kausalen Eingriff kommt es zu den Erscheinungen. Das wäre esoterisch: Die Beobachtung würde das Beobachtungsergebnis „herbeizaubern“ (In den Kognitionswissenschaften gibt es allerdings lediglich die Beobachtung als Realität). Vielmehr ist der Messvorgang Realisierung der bloßen Struktur der Wellenfunktion.
Das ist ja gerade das Wesen der Quanten - Logik: die Komplementarität statt des Entweder- Oder.

Einzuräumen ist, dass die Terminologie nicht streng gehandhabt wird. Vor allem in der technischen Ausbildung gilt sie als bloße philosophische Spielerei.

Ge?ndert von Knut Hacker (15.10.11 um 17:29 Uhr)
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