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Alt 10.06.15, 16:27
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TomS TomS ist offline
Singularität
 
Registriert seit: 04.10.2014
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Standard AW: Welcher-Weg-Information

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Zitat von Gwunderi Beitrag anzeigen
Also mir persönlich gefällt die Kollapsinterpretation am besten, könnte nicht genau sagen, warum, wahrscheinlich weil sie am besten zeigt, wie "unmöglich" sich die Quanten benehmen : ) Mit der VWI kann ich hingegen, gelinde ausgedrückt, nichts anfangen.
Du hast dich entschieden, dass Quanten sich unmöglich benehmen, und deswegen gefällt dir die KI? Das kann ich nicht nachvollziehen.

Eine KI ist ausreichend, wenn du im Quantenzustand lediglich eine Codierung deines Wissens über das Quantensystem siehst, d.h. wenn du behauptest, der Quantenzustand beschreibe lediglich, was du über das System weißt.

Die KI ist nicht ausreichend, wenn du behauptest, dass der Quantenzustand das dynamische Verhalten des Systems selbst beschreibt. Diese Grundhaltung führt letztlich zur VWI.

Zitat:
Zitat von Gwunderi Beitrag anzeigen
Wo/in welchem Beispiel wird behauptet, es geschehe mal das eine und mal das andere, oder dass eine Messung nicht einer gewöhnlichen Interaktion entspricht?
Eine normale Interaktion folgt der Schrödingergleichung, d.h. sie ist unitär. Der Kollaps ist nicht-unitär, d.h. es widerspricht der Schrödingergleichung.

Wenn ich ein Elektron mit einem anderen System zusammenbringe, kann ich die Schrödingergleichung verwenden - außer wenn es sich um eine Messung handelt. Aber wir wissen, dass sich alle makroskopischen Systeme aus mikroskopischen Quantenobjekten zusammensetzen, die sämtlich der Schrödingergleichung gehorchen. Was also ist das Kriterium, dass eine Messung vorliegt und keine gewöhnliche Interpretation? Wann verhalte ich mich als Mensch "messend", wann "quantenmechanisch"? Wenn ich ein Messgerät herumtrage, dann sorgt das Pauliprinzip der QM dafür, dass ich es greifen kann; wenn ich es gleichzeitig anschaue, dann kollabiert dieses Anschauen das Elektron und den Zeiger für die Anzeige "rechter Spalt". Das ist aberwitzig grotesk und unlogisch.


Zitat:
Zitat von Gwunderi Beitrag anzeigen
Ist bei dieser Messung (durch welchen der beiden Spalte) notwendigerweise Dekohärenz im Spiel? Dekohärenz tritt doch nur bei der Interaktion mit makroskopischen Systemen auf, z.B. mit dem Messapparat, ja, aber kann man zur Detektion nicht nur ein einzelnes Photon z.B. einsetzen, und nur dieses Photon - nicht das zu detektierende Teilchen - tritt dann mit der Messapparatur in Wechselwirkung? Habe so technisch keine Ahnung, mag sein, dass ich jetzt Blödsinn erzähle.
Wenn du nur ein einzelnes Photon benutzt, das du nicht beobachtest, dann liegt sicher keine Dekohärenz vor, aber du erhältst auch keine „welche-Weg-Information“, denn es liegen lediglich verschränkte Quantenzustände vor. Du kannst diese Information erst erhalten, wenn ein Messgerät oder du selbst das System „misst“ oder „betrachtest“, also mit ihm interagierst. Dann liegen jedoch wieder makroskopische Systeme vor (das Messgerät, du selbst) und damit auch Dekohärenz.

Zitat:
Zitat von Gwunderi Beitrag anzeigen
Aber wie auch immer gemessen wird, es bleibt doch die Frage, wie man behaupten kann, das Elektron sei durch den rechten (oder linken) Spalt getreten, wenn ja erst die Messung selber das festlegt?
Da stimme ich dir zu. Deswegen halte ich auch von diesen vereinfachenden Darstellungen nichts.

Generell: Das Messproblem ist heute ungelöst.

Die KI krankt daran, dass sie nicht definieren kann, was eine Messung ist und was diese von einer gewöhnlichen Interaktion unterscheidet. Die Definition, "eine Messung führe zum Kollaps" ist zirkulär, denn umgekehrt "wird der Kollaps von einer Messung verursacht", während eine gewöhnliche Interaktion gerade keinen Kollaps verursacht. D.h. der einzige Ausweg für die KI ist, den Kollaps als außer-physikalischen Prozess sondern als „Kollaps unserer Information über ein System“ anzusehen.

Die VWI hat letztlich drei Probleme: zum ersten subtile mathematische Fragestellungen; zum zweiten die Ableitung der Bornschen Regel sowie das Auftreten von Wahrscheinlichkeiten aus dem Formalismus; zum dritten die zwar mathematisch beweisbare (also nicht postulierte!) jedoch praktisch = experimentell nicht überprüfbare Existenz mehrere „Zweige“.

Zu deinem zweiten Post: ja, ich stimme dir zu, dass erst die „Messung“ dieses „welcher Weg“ festlegt; es ist gerade nicht so, dass diese Information schon vorher festläge und durch die Messung sozusagen „sichtbar“ wird. Anderseherum: nimmt man an, dass diese Information bereits vorher vorhanden wäre und erst durch die Messung sichtbar wird, so spricht man von „Theorien mit verborgenen Parametern“. Man kann diese mathematisch untersuchen und findet, dass eine große Klasse dieser Theorien zu explizit andere Vorhersagen führt als die QM. Diese Abweichungen wurden experimentell überprüft, und diese „Theorien mit verborgenen Parametern“ konnten explizit falsifiziert werden (siehe dazu die sogenannte Bellsche Ungleichung“). Dies bedeutet, dass die Annahme, in einem Quantenzustand läge die „welche Weg Information“ bereits „unsichtbar“ vor und würde lediglich durch die Messung sichtbar gemacht, nachweislich falsch ist.
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Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.

Ge?ndert von TomS (10.06.15 um 16:35 Uhr)
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