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Alt 28.10.10, 09:29
SCR SCR ist offline
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Standard AW: SCR's "Standardmodell"

Vielleicht noch einmal allgemein zum Verständnis der Friedmann-Gleichungen:

Wir haben in unserem Universum die Gravitation, die lokal zu positiven Raumzeitkrümmungen führt.
Der absolute Beitrag der Gravitation zur Gesamtkrümmung sei jetzt einmal über den gesamten Zeitverlauf hinweg als konstant angenommen (~ Energie/Masse bleibt konstant).
Jetzt hängt es davon ab, wie groß die gesamte Raumzeit ist, um eine Aussage über den Einfluß der Gravitation auf die globale Krümmung des Universums abzuleiten:
Ist das Universum klein wirkt sich der Faktor sehr stark aus -> Die Raumzeit wird global die Tendenz zu einer positiven Krümmung zeigen.
Ist das Universum dagegen sehr groß schwindet zusehends der Einfluss.

Dies geschieht in den Friedmann-Gleichungen über den Faktor "Energiedichte".
Dabei ist salopp formuliert die "Energie = Absolutbetrag der Gravitation" und die "Dichte = Berücksichtigung der Größe der Raumzeit" (~ Energie pro Volumeneinheit).
(Korrekturen gerne falls ich da etwas falsch dargestellt habe)

Demgegenüber steht nun die homogen unterstellte Raumexpansion, die zu hyperbolischen Einflüssen auf die globale Krümmung unserer Raumzeit führt.

Unterstellt man eine konstante Wachstumsrate des Raums (s.o. = prozentual!!! - Und das ist gar nichts ungewöhnliches sondern ein ganz normales, übliches Wachstumsverhalten) dann wird mit zunehmender Größe der Raumzeit auch der Einfluss der Raumexpansion auf die globale Gesamtkrümmung immer größer.

Zitat:
Indem man die Expansionsgeschwindigkeit des Universums misst, können Astronomen das Alter des Universums bestimmen. Ist seine Expansion gebremst, ist es wahrscheinlich noch jung. Expandiert es mit konstanter Geschwindigkeit oder zunehmender Geschwindigkeit, so dürfte es wahrscheinlich älter sein.
Richtig:
- Zu Beginn/kurz nach dem Urknall war das Universum klein -> Die Auswirkungen der Gravitation in Relation zu den Auswirkungen der Raumexpansion überwiegen
- Mit zunehmender Größe des Universums: Es wird (kurzzeitig) der Punkt erreicht, an dem sich die Auswirkungen der Gravitation und die Auswirkungen der Raumexpansion exakt die Waage halten
- Danach überwiegen die Auswirkungen der Raumexpansion die der Gravitation (Und das mit zunehmend stärker werdender Tendenz)

Das sind die logischen Konsequenzen aus:
- einer angenommenen konstanten Wachstumsrate des Raums (prozentual!)
- einem angenommen konstanten Wert der Gravitation über den kompletten Zeitraum hinweg (absolut!)

Ich kann mich nur noch einmal wiederholen:
1. Die Krümmungen unserer Raumzeit sind nicht statisch sondern dynamisch (-> Veränderlichkeit der globalen Krümmung unserer Raumzeit).
2. Sie sind Folge von etwas und können damit nur indirekt (und eben nicht direkt!) Ursache für bestimmte nachfolgende Schlußfolgerungen sein.

P.S.:
Dass Friedmann seine Gleichungen mit einer ganz anderen Intention aufgestellt hat ist mir schon klar: Das hier Dargestellte liest man nicht auf Anhieb aus ihnen heraus ("Sein" von ihm mit verschiedenen Werten belegtes k entspricht grob dem im Rahmen der DE-Diskussionen angewendeten Lamda-Term: Wenn ich Ursache und Wirkung vertausche komme ich logischerweise zu "anderen" Aussagen; und nicht dass wir uns falsch verstehen: Seine daraus abgeleiteten Schlußfolgerungen sind logisch in sich völlig korrekt).
Eine diesbezügliche Diskussion über die Friedmann-Gleichungen sollte aber meines Erachtens in einem eigenen Thread vertieft werden.

Ge?ndert von SCR (28.10.10 um 09:50 Uhr)
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