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Alt 01.08.18, 16:45
Timm Timm ist offline
Singularität
 
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Standard AW: Kann man Everetts "reine Quantenmechanik" noch weiter ignorieren?

Wir hatten weiter oben von Weizsäcker's Ansatz gesehen, sich von der Realität aller Welten zu distanzieren. Gänzlich unverdächtig ist Dieter Zeh (leider schon verstorben). Er schreibt in seinem sehr lesenswerten Artikel Wozu braucht man “Viele Welten” in der Quantentheorie?

Zitat:
3. Müssen alle “Welten” tatsächlich existieren?

Das müssen sie sicher nicht. Nur ihre Konsequenzen sowie Argumente der Ökonomie der Beschreibung können über die Berechtigung der Annahme ihrer Existenz entscheiden. Wenn wir innerhalb der Viele-Welten-Vorstellung die Tatsache akzeptieren, daß wir als lokale Beobachter nach dem Eintreten eines Dekohärenzereignisses (etwa bei der Messung eines mikroskopischen
Objektes) subjektiv in einer der dabei voneinander unabhängig gewordenen
Komponenten des Quantenuniversums leben, könnten wir ebensogut auch annehmen, daß alle anderen von nun an nicht mehr “existieren” – auch wenn wir im Experiment niemals eine objektive Modifikation der Schrödinger-Gleichung nachweisen können. Dies scheint sogar die ökonomischere Annahme zu sein, für die deswegen oftmals “Occams Rasiermesser” ins Feld geführt wird, mit dem man alles Überflüssige und nicht Nachprüfbare aus unserem Weltbild
entfernen soll.
Ich hatte im vorangegangenen Teil des Artikels den Eindruck gewonnen, daß tatsächlich alle Welten existieren müssen und Herrn Zeh 2009 deshalb gefragt:

Zitat:
Trotz vielfachen Lesens werde ich mit mit Ihrer Antwort auf die Frage 3. Müssen alle "Welten" tatsächlich existieren? nicht fertig. Ihre Antwort lautet: "Das müssen sie sicher nicht." Sie mag ökonomisch sein, wenn man bedenkt, daß es zwischen den Welten keine kausalen Wechselwirkungen gibt, aber ist sie sachlich - vielleicht sollte ich eher sagen global gesehen - wirklich richtig? Man spricht ja auch in der ART raumartig separierten Ereignissen nicht die Existenz ab. Es ist die Ungleichbehandlung der vielen Welten, die mich verwirrt. Denn Sie schreiben:

"Diese Identifikation von (offenbar auch bewußten) Beobachtern mit Zuständen lokaler Syteme in individuellen, sich ständig kausal verzweigenden Komponenten einer universellen, ein Multiversum
beschreibenden Wellenfunktion ist im Vergleich zu konventionellen
Weltbildern sicher ganz neuartig."

Aber wenn das so ist, dann erwarte ich zwingend, daß alle Komponenten und damit alle Welten, gleichermaßen tatsächlich existieren, und unabhängig davon, welche dieser Welten ich subjektiv als meine Welt empfinde.
Darauf Zeh's Antwort:

Zitat:
"ich teile durchaus Ihre persoenliche "Erwartung", dass alle Welten
gleichermassen existieren, wenn sich die Gueltigkeit der QT nicht
irgendwo als begrenzt erweist. Aber die Betonung lag bei mir auf dem
"muessen". Es gibt rein logisch viele Moeglichkeiten, dieser
Konsequenz zu entgehen, und so haengt alles davon ab, was man als
plausibel oder akzeptabel ansieht. Genau darin unterscheiden sich aber
auch die "Profis".
Ich zeige das, weil offenbar die Realität aller Welten, die hier von Tom nach meinem Eindruck kategorisch vertreten wird, selbst im Rahmen der VWI nicht unumstritten ist. Für mich persönlich ist der "Preis" der kategorischen Sichtweise zu hoch.
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Der Verstand schafft die Wahrheit nicht, sondern er findet sie vor - Aurelius Augustinus

Ge?ndert von JoAx (02.08.18 um 08:12 Uhr) Grund: Fehler im Link behoben
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