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Alt 04.04.15, 00:01
TheoC TheoC ist offline
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Standard AW: Der Begriff Information

Ich denke die Auseinandersetzung zeigt, dass der Begriff Information in der Physik nicht hinreichend definiert ist.

Um Information klarer als Begriff fassen zu können, muss man sich, zumindest wenn man versucht die Welt zu erklären, mit der Art und Weise wie wir Menschen Information verstehen, auseinandersetzen.

Nicht weil ich denke dass sich die Natur darum kümmert, sondern weil ich überzeugt bin, dass man Erkenntnistheoretisch nur vorankommen kann, wenn unserer ureigener Zugang zur Welt verstanden ist.

Dazu müssen wir unterscheiden zwischen Information als „Teil einer vermittelten Wirklichkeit“ und der Symbolrepräsentation der selbigen.

Musik ist Information für uns Menschen. Sie vermittelt uns, unter anderem, Rhythmus, Harmonie und Emotion. Wir können, ohne auch nur jemals ein Notenblatt gesehen haben, diese Information verstehen.

Um diese Information anderen zu vermittelt können wir versuchen die Musik nachzuspielen, je nachdem wie gut wir ein Musikinstrument beherrschen, wird uns das gelingen oder auch nicht.

Diese Form der Information ist unstrukturiert und komplex. Nehmen wir die Musik auf, und analysieren die Frequenzen, machen also Messungen an der „Wirklichkeit“ bekommen wir zwar jede Menge an Daten, aber keinerlei Information über den eigentlichen Gehalt der Musik.

Wir können alleine durch Betrachtung der Frequenzanalyse keine Aussage machen ob es sich um Musik handelt, oder einfach um einen rhythmischen Lärm.

Sind wir jedoch entsprechend geschult, können wir die Musik in Form von Noten aufschreiben. Ist wer geübt im Notenlesen, entsteht alleine durch betrachten der Noten das Musikstück im Kopf. Die Noten sind die Symbolrepräsentation der Musik.

Unstrukturierte Information bedarf eines Empfängers der diese interpretieren kann, wobei wir die Interpretation im Wesentlichen unserem Wahrnehmungsprozess verdanken. Die Information muss also nur vom Empfänger verstanden werden, eine bewusste Codierung vom Sender wird nicht vorausgesetzt, ebenso wie eine bewusste Dekodierung nicht erforderlich ist.

Eine Amöbe reagiert auf ein saures Umfeld mit Fluchtbewegungen, hat also die Information verstanden, und sinnhaft darauf reagiert.

Strukturierte Information ist Folge einer gemeinsam vereinbarten Codierung zwischen Sender und Empfänger, geht also über einen reinen Wahrnehmungsprozess hinaus, macht aber ohne diesen keinen Sinn.

Wer taub zu Welt gekommen ist kann, auch nach absolvierter Ausbildung, Noten nicht eine Bedeutung zumessen, wer blind ist wird mit dem Begriff „Gelb“ nichts anfangen.

Bei uns Menschen läuft ein Erkenntnisprozess immer in diesen beiden Ebenen ab. Auf der einen Seite die Beobachtung einer Wirklichkeit, über einen automatischen Wahrnehmungsprozess, welche uns „ein Bild“ der Welt vermittelt, und anderseits eine Symboltransformation, welche die Wahrnehmungen in Symbole, in der Welt der Physiker mathematische Formeln und Aussagen, transformiert, an sonst grundsätzlich in Wörter und Sätze.

Hier erscheint mir in der ganzen Diskussion keine Klarheit zu sein, welche Art von Information gemeint ist. Die Musik, oder die Noten.

Nachdem sowohl der Wahrnehmungsprozess als auch die Symbolkonvertierung automatisch abläuft in unserem Gehirn, müssen wir uns auch damit beschäftigen, wie die Symbolkonvertierung erfolgt.

Informationen die wir vermitteln wollen auf der Symbolebene (ohne Kenntnis der komplexen Wirklichkeit) können wir nur in Form von Sätzen (Aussagen) vermitteln.
„Heiß“ oder „Kalt“ sind keine Information per se, genau so wenig wie 0 oder 1!

In unserem Denken sind wir getrimmt darauf Objekte zu erkennen. Wir denken in „Dingen“.

Dinge werden klassifiziert (welcher Art ist das was wir sehen), identifiziert (was genau ist das), und mit einem Verb (Vorgangswort) zu einem Satz verbunden. Die Attribute sind immer als Ergänzungen zum Verb zu sehen, zumindest in unserer Sprache.

Wenn wir selbst Teil der Aussage sind, können wir die Aussagen entsprechend verkürzen (Der Tisch ist rot). In der Annahme dass alle Menschen gleich funktionieren, werden wir dabei auch meistens verstanden.

Wir neigen dazu, ich denke das war evolutionär überlebensnotwendig, alles Sein den Dingen zuzuschreiben. Ein Ding hat Eigenschaften, hat Form, Gewicht, Bewegung etc. .

In der Quantenwirklichkeit kommen wir mit diesem Modell aber nicht weiter.

Das Modell "Ding hat Eigenschaften" ist aus meiner Sicht auch einfach nur eine „Verkürzung“ der Wirklichkeit welche wir Wahrnehmen.

“Der Tisch ist rot“ ist als solches eine, wenn schon nicht falsche, zumindest unzulässig verkürzte Aussage. Korrekt müsste es heißen, „im Licht der Lampe erscheint uns durch unsere Betrachtung der Tisch rot zu sein“. Den Unterschied betrachte ich als Wesentlich in der Zugangsweise.

Es geht darum was Dinge an sich sind, und welche Informationen (Eigenschaften) wir über diese Dinge erhalten können.

Ein Ding an sich hat keine unmittelbaren Eigenschaften! Eigenschaften gehören zu Feldern, und erst im Zuge von Prozessen werden Eigenschaften, und damit Dinge sichtbar.

Ich sage nicht, dass es die Dinge nicht gibt. Es gibt sie aber nur als Konvention, welche lokale und temporäre Anhäufungen von Eigenschaften, wir einem Ding zuschreiben! Weitere Aussagen über Dinge sind grundsätzlich für uns nicht möglich.

Durch die fixierte Vorstellung dass die Eigenschaften zu den Dingen gehören, entsteht ein Teil der großen Verwirrung in der Interpretation der Quantenwelt.

Existenz ist ein weiteres Thema welches notwendigerweise betrachtet werde muss, will man Information qualitativ beurteilen.

Wir müssen annehmen dass eine Welt „außerhalb“ von uns real existiert. Wir dürfen auch annehmen dass Quantenobjekte wie Photonen und Elektronen existieren.

Aber, es reicht aus, wenn wir annehmen dass „etwas“ an einem Prozess beteiligt ist, in welcher Rolle auch immer.

Über das „Wesen“ nachzudenken ist deswegen nicht sinnvoll, weil wir grundsätzlich über ein „dingliches Etwas“ nichts Unmittelbares erfahren können, sondern immer nur indirekt über Eigenschaften die aber zu den „Feldern“ gehören.

Diese Eigenschaften „gruppieren“ sich scheinbar um die Existenzen, ohne das es deswegen sinnvoll (oder notwendig) ist anzunehmen, dass diese Eigenschaften das Ding an sich sind.

Wohl gibt es einen Zusammenhang, sonst wäre die Übung ohne Sinn, aber der ist grundsätzlich nicht erfahrbar.

Und Feldeigenschaften werden nur in Prozessen zu Wirklichkeiten!

Information kann nur in Prozessen erkannt werden, weil Information auch nur in Prozessen Wirkung zeigt. Ohne Prozess keine Information, ohne Information kein Wissen über eine Existenz.

Information auf Symboleben, bzw. Informationsverarbeitung auf Symbolebene ist ein Kennzeichen von „menschlichen Leben“, hier denke ich findet man Konsens.

Unstrukturierte Information zu verarbeiten bedarf keiner Qualifikation, außer der, an bestimmten Prozessen teilnehmen zu können, also auf „Umwelteinflüsse“ zu reagieren.

Ein Elektron welches mit einem anderem über ein Photon eine WW hat, kann als Informationsverarbeitungseinheit (für unstrukturierte Informationen) angesehen werden, in dem Sinne kann die Wirklichkeit mit Information gleichgesetzt werden. (Im Sinne von Zeilinger).

Insbesondere ist dann ein Photon nicht mehr als eine „unstrukturierte“ Information.


Unser „Elektron“ versteht die Information, und trifft mit dieser Information eine Entscheidung. Ob diese nun objektiv Zufällig ist, oder vom Elektron „bewusst entschieden“ kann von uns nicht unterschieden werden!

Eine mathematische Formel, eine Aussage eines Physiker kann für uns Menschen nur dann Information sein, wenn klar ist, wie die Symbolkonvertierung erfolgt.

Dann kann man davon sprechen, dass die Information die Wirklichkeit repräsentiert, aber keinesfalls ist diese Information mit der Wirklichkeit gleichzusetzen.

Nachdem wir in unserer Sprache keine Differenzierung haben für diese beiden vollständig unterschiedlichen Formen von Information, weil in uns dieser Prozess permanent parallel und automatisch abläuft, kommt es in der Diskussion laufend zu „Missverständnissen“.

In diesem Sinne ist die Unterscheidung „Leben“ von „Nicht Leben“ nur möglich, wenn man den vollen Aspekt einer Existenz versteht, und beurteilen kann, ob diese Existenz „Sinnvoll“ auf Informationen reagiert.

Nachdem uns das wohl kaum möglich ist, ist es vermutlich einfacher Existenz danach zu klassifizieren welche Freiheitsgrade es bei dem Erlangen von neuen Informationen gibt zu reagieren. Und das wozu WIR Leben sagen, muss halt dann nach unserem Verständnis "sinnvoll" reagieren können.

Das schliesst weitere komplexere Informationsverarbeitungseinheiten, und somit Bewusstsein (Leben) zwar nicht aus, verbannt sie aber in unserem Sinne in das Reich der Esoterik.

Ich hoffe damit ein Wenig dabei beigetragen zu haben bei der Klärung des Rätsels um die Information.


Theo
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