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  #2  
Alt 18.12.18, 09:18
HelmutH HelmutH ist offline
Newbie
 
Registriert seit: 12.12.2018
Beitr?ge: 6
Standard Helmut Hansens Ansichten zur Konstanz der Lichtgeschwindigkeit

Damit das alte Thema nicht gekapert wird, habe ich diese Diskussion in ein neues Thema ausgelagert.

Lieber Jan, wenn ich das richtig beurteile, dann geht es Dir / Euch in dieser Forumsdiskussion im Kern um die Geschichte der SRT - eine Geschichte,
die sich, wie es scheint, in zwei Zeitabschnitte zugetragen hat und immer noch zuträgt, und zwar in die Zeit vor der Veröffentlichung des Einstein'schen Aufsatzes (Zur Elektrodynamik bewegter Körper) und in die Zeit nach seiner Veröffentlichung.
Es ist offenbar dieser Zeitabschnitt, der Dich / Euch in der Forumsdiskussion in besonderer Weise umtreibt – und dies, wie ich behaupten möchte, aus gutem Grund, denn die SRT hat sich nach ihrer Veröffentlichung in eine so spezifische Richtung entwickelt, dass unvermeidlich die Frage auftauchen
sollte: Befindet sich das moderne Verständnis der SRT überhaupt noch in Übereinstimmung mit dem ursprünglich von Einstein veröffentlichten
Aufsatz?

Wenn nicht, gibt es dann, wie von Jan gefragt, gute Gründe, Einsteins ursprüngliche Deutung durch die moderne Deutung zu ersetzen?

Es ist hinlänglich bekannt, dass die SRT - wie der Einstein-Biograph A. Fölsing ausführt - in der Form, wie sie das Licht der Welt erblickte, heute kaum noch bekannt ist und mittlerweile durch Deutungen ersetzt worden ist, in denen die Akzente anders gesetzt sind.

Eine der prägnantesten modernen Deutungen des zweiten Postulates / Prinzips fusst auf der Aussage, dass die Lichtgeschwindigkeit in allen
Inertialsystemen dieselbe ist.

Es gibt viele Physiker, die diese moderne Deutung des zweiten Postulates / Prinzips für besser halten als die ursprünglich von Einstein formulierte, die sie für konzeptionell irreführend halten.

Die Beseitigung dieser Irreführung im Rahmen der modernen Deutung hat indessen weitreichende Auswirkungen auf die klassische Fassung - also
auf die ihr zugrundeliegende Annahme, dass die Geschwindigkeit des Lichtes nicht von der Geschwindigkeit der Lichtquelle abhängt. Es zeigt sich nämlich, dass es im Rahmen der modernen Deutung nicht mehr notwendig ist, sich
auf diese Annahme beziehen zu müssen.

Der Physiker Moses Fayngold hat diesen Gedanken in seinem Buch „Special Relativity and how it works“ im Detail ausgeführt. Er schreibt, mit der modernen Deutung beginnend: The speed of light in vaccum is the same for all observers.

Diese Deutung benutzend, zeigt er dann, dass im Rahmen dieser Deutung eine ausdrückliche Bezugnahme auf die Lichtquelle nicht mehr notwendig ist: "If one observer is sitting on the source of light, while another one is moving relative to it, then the source of light moving relative to the latter observer and the second formulation [i.e. the speed of light does not depend on speed of its source] automatically includes this case, while avoing any reference to a source.

Der Umstand, dass der SRT durch die moderne Deutung eine kompaktere gewissermaßen relativistischere Gestalt gegeben werden kann, empfinden viele Physiker als Erkenntnisfortschritt. Es stellt sich daher die Frage: Ist der Verzicht auf die Bezugnahme der Lichtquelle gerechtfertigt - oder zahlen wir am Ende einen zu hohen Preis? Wird uns durch eine solche moderne Deutung womöglich der Zugang zu einer tieferen Wirklichkeitsebene abgeschnitten?

Dass viele Physiker eher der modernen Deutung zuneigen und den Verzicht auf das zweite klassische Postulat für gerechtfertigt halten, dafür gibt es einen erkenntnistheoretisch gewichtigen Grund: Von den beiden Prinzipien, die Einstein seiner Elektrodynamik vorausschickt, erweist sich lediglich das Relativitätsprinzip als universell, während mit dem Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit nur (!) eine spezielle Eigenschaft des Lichts bezeichnet
ist. Das die SRT tragende Prinzipienpaar erweist sich mithin als eine
erkenntnistheoretisch inkohärente Mixtur.

Es hat bis heute keine Ideen gegeben, durch die der erkenntnistheoretische Status des zweiten klassischen Prinzips nachhaltig gestärkt worden wäre.
Stattdessen galten und gelten die meisten Untersuchungen der Stärkung des Relativitätsprinzips, aus der schließlich die hier als moderne Deutung bezeichnete These hervorgehen sollte, demzufolge die Lichtgeschwindigkeit in allen Inertialsystemen dieselbe ist.

Würde sich diese moderne Deutung dauerhaft durchsetzen, dann verlöre Einstein's zweites Postulat zwangsläufig erheblich an Bedeutung, zumindest was seinen, der Zukunft geltenden explanativen Gehalt anbelangt. Es bliebe natürlich - mit Blick auf die Historie der SRT / i.e. der Einstein'schen Theorie - weiterhin eine zentrale Voraussetzung, die sich als solches der empirischen Verifikation zu stellen hätte, aber sie würde nachhaltig historisiert.

Es gibt in der Gemeinschaft der Physiker Stimmen, die Einstein's zweites Postulat ohnehin für unlogisch halten und der Meinung sind, dass man dieses Postulat eigentlich nur deswegen habe schlucken müssen, weil es sich empirisch so außerordentlich gut bewährt habe.

Die Frage, mit der ich meinen Kommentar zu diesem Thema beschließen möchte, ist diese: Ist es möglich, dem zweiten Einstein'schen Postulat eine
erkenntnistheoretisch bedeutsamere, weil fundamentalere Gestalt zu geben - oder ist es am Ende nur ein irregeleiteter, aber physikalisch folgenreicher Geniestreich? Ein Mitarbeiter Einsteins (i.e. Banesh Hoffmann) sah darin ein Zeugnis für Einsteins außerordentliche Intuition.

Ge?ndert von Bernhard (19.12.18 um 15:35 Uhr)
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