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Wissenschaftstheorie und Interpretationen der Physik Runder Tisch für Physiker, Erkenntnis- und Wissenschaftstheoretiker |
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#1
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Gibt es eine Quantenwelt?
Hallo zusammen,
Shimon Malin schreibt auf Seite 86 seines Buches [1] folgendes: Zitat:
[1] Malin, Shimon Dr. Bertlmanns Socken. Wie die Quantenphysik unser Weltbild verändert. Leipzig 2003. ISBN=3-379-00809-5
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Ach der Einstein, der schwänzte immer die Vorlesungen – ihm hatte ich das gar nicht zugetraut! Hermann Minkowski |
#2
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AW: Gibt es eine Quantenwelt?
Das ist ein weites Feld.
Es reicht von den "Ontologen", die die Everett-Interpretation vertreten, über die Positivisten, die nur an Aussagen über beobachtbare Phänomene interessiert sind, bis hin zu den Anhängern der statistischen Ensemble-Interpretation, die grundsätzlich keine Aussagen übe einzelne Ereignisse zulassen und lediglich das Ensemble betrachten.
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Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago. |
#3
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AW: Gibt es eine Quantenwelt?
Zitat:
ich denke, mit den Positivisten und den Anhängern der statistischen Ensemble-Interpretation hätten sich die frühen Quantenmechaniker Bohr, Born, Heisenberg und viele andere anfreunden können. Nicht aber mit den "Ontologen", die die Everett-Interpretation vertreten. M.f.G. Eugen Bauhof
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Ach der Einstein, der schwänzte immer die Vorlesungen – ihm hatte ich das gar nicht zugetraut! Hermann Minkowski |
#4
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AW: Gibt es eine Quantenwelt?
Da hast du wohl recht.
Allerdings gibt es mehrere Einwände: 1) Der positivistische Standpunkt ist unbefriedigend, wenn man nach einer Erklärung für die Isomorphie zwischen Phänomen und Theorie sucht. 2) Die Ensemble-Interpretation scheitert, wenn man die QM im Rahmen der Quantengravitation auf das Universum als Ganzes anwenden möchte (es gibt nämlich nur eines ;-) 3) Die Everett-Interpretation ist zwar ontologisch "reicher", dafür jedoch axiomatisch einfacher, und daher gemäß Ockham eigtl. zu bevorzugen. U.a. deswegen hat die Everett-Interpretation heute sehr viele Anhänger.
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Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago. |
#5
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AW: Gibt es eine Quantenwelt?
Hallo TomS,
das glaube ich nicht. Ich habe viele Bücher namhafter Autoren (auch angloamerikanische) gelesen, aber die meisten dieser Autoren lehnen die Everett-Interpretation ab. Kannst du mir wenigstens zwei (deutschsprachige) Bücher namhafter Autoren nennen, die die Everett-Interpretation voll akzeptieren? M.f.G. Eugen Bauhof
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Ach der Einstein, der schwänzte immer die Vorlesungen – ihm hatte ich das gar nicht zugetraut! Hermann Minkowski |
#6
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AW: Gibt es eine Quantenwelt?
Zitat:
Warum deutschsprachig und namhaft? Namhaft sollte reichen, oder? Zu deutscher Literatur: es gibt sowohl einzelne Artikel (Webseite) als auch ein Buch (Zusammenfassung der Artikel) von Dieter Zeh, der im Umfeld Dekohärenz und Everettsche Interpretation maßgebliche Beiträge geleistet hat. Für weitere Literatur siehe hier: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Viel...ation#Weblinks https://en.m.wikipedia.org/wiki/Many...retation#Notes http://plato.stanford.edu/entries/qm-manyworlds/#Bib Namhafte Autoren wären deWitt, Wheeler, Zeh, Zurek, Deutsch, Carroll, Wallace. Zu Büchern siehe unter anderem http://www.amazon.com/Many-Worlds-Ev...ce+many+worlds
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Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago. Ge?ndert von TomS (20.06.15 um 11:00 Uhr) |
#7
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AW: Gibt es eine Quantenwelt?
Zitat:
Dieter Zeh ist wohl einer der Wenigen, der die Viele-Welten-Interpretation akzeptiert. Ich denke, der wissenschaftstheoretische Hauptgrund, warum die Viele-Welten-Interpretation abzulehnen ist, ist die Tatsache, dass aus ihr keine neuen Erkenntnisse folgen. Anton Zeilinger formuliert dies in seinem Buch [1] auf Seite 152 wie folgt: Zitat:
[1] Zeilinger, Anton Einsteins Schleier. Die neue Welt der Quantenphysik. München 2003. ISBN=3-406-50281-4
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Ach der Einstein, der schwänzte immer die Vorlesungen – ihm hatte ich das gar nicht zugetraut! Hermann Minkowski |
#8
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AW: Gibt es eine Quantenwelt?
Zitat:
Die Liste der Befürworter oder Kollegen, die damit liebäugeln, liest sich teilweise wie ein who-is-who der theoretischen Physik: deWitt, Wheeler, Zeh, Zurek, Deutsch, Carroll, Hartle (in etwa), Hawking und Weinberg (in gewisser Weise). An deutschsprachigen Autoren fällt mir noch Claus Kiefer ein. Zitat:
Es gibt gute Gründe, die MWI zu kritisieren. Schade, dass auch namhafte Autoren so oft die schlechten anführen. EDIT: Ich habe gerade mal den deutschen Wikipediaartikel durchgelesen; er ist als Einstieg gar nicht schlecht, wenn auch etwas langatmig. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Viel...Interpretation
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Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago. Ge?ndert von TomS (23.06.15 um 06:04 Uhr) |
#9
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AW: Gibt es eine Quantenwelt?
Zitat:
KI und VWI sind schließlich Interpretationen, deshalb hat keine der beiden den Alleinanspruch auf Ockhams razor. Wahr ist aber, daß die KI die beobachtbaren Phänomene mit hoher Präzision beschreibt und darauf beschränkt die VWI überflüssig ist. Aus Deinem link: Zitat:
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Der Verstand schafft die Wahrheit nicht, sondern er findet sie vor - Aurelius Augustinus |
#10
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AW: Gibt es eine Quantenwelt?
Zitat:
Ich halte diese ganze positivistische Philosophie für Vogel-Stauß-Philosophie. Unabhängig davon kann die Kollapsinterpretation nicht erklären, was eine Messung ist und wann ein Kollaps eintritt (und wann nicht). Und die Kollapsinterpretation benötigt immer ein Axiom mehr, nämlich das Kollapspostulat bzw. die Bornsche Regel. Weizsäcker hat m.E. nicht recht, denn wenn er einen Möglichkeitsraum betrachtet, der durch die QM beschrieben wird, aus dem jedoch genau eine Wirklichkeit hervorgeht, dann benötigt er letztlich doch etwas wie einen Kollaps, wenn nämlich genau eine Möglichkeit zur Wirklichkeit wird. (er gibt damit die o.g. Isomorphie auf).
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