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Wissenschaftstheorie und Interpretationen der Physik Runder Tisch für Physiker, Erkenntnis- und Wissenschaftstheoretiker

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  #101  
Alt 03.07.10, 21:11
Hermes Hermes ist offline
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Hallo!

Zitat:
Zitat von Roko
Konsequenz 1b: Wenn an einem quantenmechanischen Messprozess genau eine zu detektierende Elementarladung beteiligt ist, dann muß es entweder ein definitives Ergebnis geben oder eine Elementarladung wäre doch beliebig teilbar. Letzteres wiederum widerspricht jeglicher Erfahrung.
Es gibt bei jedem Messprozess ein definitives Ergebnis, oder etwa nicht? Vermutlich meinst Du vor dem Messprozess.
In der VWI werden keine Elementarladungen geteilt. Das was wir als Ganzes sehen, ist vielmehr nur Teil des tatsächlichen Ganzen.

Zitat:
Zitat von JoAx
Es werden aber u.U. nicht alle Quanta detektiert, sondern nur eins davon. Wohin verschwinden die anderen, wenn eines detektiert wurde?
Zitat:
Zitat von Roko
Sie sind dann noch da.
Meinst Du vielleicht auch hier vor dem Messprozess?
Wenn nicht, dann widersprichst Du auf jeden Fall der Kopenhagener "Deutung", denn danach sind die nicht-detektierten Quanten 'zusammengebrochen'.
Wenn sie das nicht sind, wo und wie sind sie dann?
Das führt zu Vielen-Welten.
Wenn die Schrödingergleichung eine elektromagnetische Welle ist - worin breitet sie sich aus?


Hallo Knut Hacker!

Die Raumzeit ist keineswegs bestritten, dieses Konzept ist die Grundlage für die Einsteinschen Vorstellungen! Das Zitat von Einstein daß Du gebracht hast belegt das doch nur:

Albert Einstein:
„Leute wie wir, die an die Physik glauben, wissen, dass die Unterscheidung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nur eine hartnäckige, beharrliche Illusion ist.“


Damit stellt er mitnichten die Raumzeit (='Blockzeit') in Frage, sondern den Moment, das Jetzt, das wir erleben, und das es nirgends gibt in irgendeiner Gleichung:
In den beiden Links wird es deutlicher, wie das Zitat von Einstein gemeint war:
http://www.helmut-hille.de/carnap.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Blockuniversum

Zitat:
Zitat von Knut Hacker
Nach der ebenfalls bestens abgesicherten Quantentheorie sind wir – elementar betrachtet – zugleich überall als auch nirgends. Sein und Nichtsein sind lediglich Erscheinungsformen von etwas, das weder ist noch nicht ist.
So wie es in der 4-dimensionalen Raumzeit Einsteins kein bevorzugtes Jetzt gibt (sprich: Vergangenheit, 'Jetzt' und Zukunft sind physikalisch gleichwertig, der Sonderfall den wir erleben kommt einer Illusion gleich),
gibt es in der (5-dimensionalen) VWI der Quantenphysik keine bevorzugte Möglichkeit, Realisation, keinen Zusammenbruch, und unsere Wahrnehmung der Einzelwelt ist subjektiv.

Das Nicht-Sein ist nicht identisch mit dem was außerhalb unseres eigenen Raumzeitkontinuums ist!
Sein und Nichtsein sind nicht identisch mit dem Multiversums-Thema.

Zitat:
Zitat von Knut Hacker
Die Vieleweltentheorie maßt sich aber doch einen Metastandpunkt an!
Das ist nicht 'anmaßender' als Vergangenheit und Zukunft in ein physikalisches Modell einzubinden!
Zum Bewußtsein kann ich nur nochmal widerholen, daß ich glaube, daß es aus einem solchen Prozeß des "über sich selbst Erhebens" entsteht. Aus einem unendlichen Rückkopplungsprozeß zwischen Ebene-Metaebene. "Unser Denken ist selbstbezüglich" schreibst Du ja selbst.
Und, nochmal meine persönliche Ansicht dazu:
Damit ist es dem 'Sein' sehr ähnlich.
Wenn das Phänomen Bewußtsein 'geklärt' wäre, wüßte man auch warum oder wie überhaupt etwas ist.
Für mich ist das Phänomen (Bewußt)-sein das Elementarste was es gibt, und physikalisch nicht zu fassen. (Mir ist klar, daß das Bewußtsein eng mit biochemischen Vorgängen im Gehirn zusammenhängt (um dieses Diskussion nicht schon wieder zu haben) und davon abhängt. Ich sehe dass Gehirn nicht erzeugend, sondern filternd.)
Aber nocheinmal, das ist beim Viele-Welten-Thema noch nicht von Relevanz, das sind zwei verschiedene Themen und nicht wenige Anhänger des Multiversums-Gedankens haben hier sicher auch völlig entgegengesetzte Ansichten.

Grüße
Hermes

Ge?ndert von Hermes (03.07.10 um 21:27 Uhr)
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  #102  
Alt 03.07.10, 21:59
RoKo RoKo ist offline
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Hallo Knut,

wie das nachfolgende Zitat zeigt, müssen wir uns zunächst über wesentliche Grundfragen der Philosophie unterhalten, bevor wir über Fragen der Quantenphysik und des Problems der Zeit debattieren.

Zitat:
Zitat von Knut Hacker Beitrag anzeigen
Was ist Wirklichkeit? Wir kennen nur unsere Bewusstseinsinhalte einschließlich der Vorstellung, dass es eine Außenwelt gebe! Auch in der Kognitionswissenschaft geht man von der Strukturdeterminiertheit unseres Denkens aus. Davon sind die Philosophen schon von den Vorsokratikern (Pyrrhon,Gorgias,Heraklit) und Platon („Idee“) bis zu den Idealisten (Berkeley, Hume, Kant, Schopenhauer, Fichte) ausgegangen.

Die Naturwissenschaften üben sich hier in weiser Selbstbescheidung. Sie haben nach ihrem Selbstverständnis einen Wirklichkeitsbegriff,der sich auf den Gegenstand von Messungen beschränkt.
Ich postuliere deshalb:
Es gibt eine Außenwelt außerhalb meines Bewußtseins.

Die Nichtanerkennung dieses Postulates durch dich hat die notwendige Konsequenz, dass du nur in meiner Vorstellung existierst. Ich werde dann unmittelbar diese Vorstellung beenden.

Ich postuliere zum zweiten:
Die regelmäßige Funktionsweise der Außenwelt (Wirklichkeit, objektive Realität) ist durch Wissenschaft erkennbar.

Die Nichtanerkennung dieses Postulates durch dich hat die notwendige Konsequenz, die Diskussion über Wissenschaft mit Dir zu beenden.

Mit der Anerkennung dieses Postulates ist konsequenterweise die Erkenntnis, dass es in der Wissenschaft nicht nur um Feststellung von Tatsachen, sondern auch um das Ziehen Schlußfolgerungen gehen muß, verbunden.

---------

Ich harre also zunächst auf die Anerkennung meiner Postulate. Ein einfaches ok genügt.
__________________
mit freundlichem Gruß aus Hannover

Unendliche Genauigkeit ist eine Illusion
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  #103  
Alt 03.07.10, 23:16
RoKo RoKo ist offline
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Mein lieber Hermes,

leider muß ich jetzt beleidigend werden.

Ich hatte ziemlich klar und unter Angabe einer Quelle darauf hingewiesen, dass die wissenschaftlich ernst zu nehmenden Verterter der VWI ( zu denen du mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlich nicht gehörst), aus dem Everett-Postulat die Schlußfolgerung ziehen:
"Es kann kein definitives Ergebnis eines quantenmechanischen Messprozesses geben (Kollaps der Wellenfunktion), da dies gegen das Everett-Postulat verstößt."
Gegen diese Schlußfolgerung hatte ich den Einwand erhoben:
Wenn an einem quantenmechanischen Messprozess genau eine zu detektierende Elementarladung beteiligt ist, dann muß es entweder ein definitives Ergebnis geben oder eine Elementarladung wäre doch beliebig teilbar. Letzteres wiederum widerspricht jeglicher Erfahrung.

.. und du, als Verfechter der VWI, antwortest allen Ernstes
Zitat:
Zitat von Hermes Beitrag anzeigen
Es gibt bei jedem Messprozess ein definitives Ergebnis, oder etwa nicht?
.. da kann ich nur an deinem Verstand zweifeln.

Wenn ich dich irgendwie als VWI-Verfechter ernst nehmen soll, dann musst du neben der Beherrschung der Schulphysik, (wozu z.B. das Wissen gehört, dass Licht eine elektromagnetische Welle ist, die sich im Vakuum ausbreitet) auch die wesentlichen Grundlagen der VWI kennen. Dazu gehören Kenntnisse über das Messproblem, die angebotene Quelle von Max Tegmark sowie die Texte von H.D:Zeh auf dessen Homepage. Wenn du dich nicht nur einseitig informieren willst, sind z.B. Kenntnisse von Schrödinger 1935, John Bell "Speakable und unspeakable about Quantum Mechaniks" sowie David Bohm "The Undivided Universe" hilfreich.

Ferner scheint es dringend geboten, das Werk von Popper durchzusehen. Dein Hinweis ..
Zitat:
Das was wir als Ganzes sehen, ist vielmehr nur Teil des tatsächlichen Ganzen.
.. kann nämlich leicht in Dogmatismus und Gläuigkeit enden.

Entschuldigung für die harten Worte - aber es musste mal gesagt werden.
__________________
mit freundlichem Gruß aus Hannover

Unendliche Genauigkeit ist eine Illusion
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  #104  
Alt 04.07.10, 12:51
Hermes Hermes ist offline
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Mein lieber Roko!

Zitat:
Zitat von Roko
leider muß ich jetzt beleidigend werden.
Nur zu, ich sehe ja, daß Dir sonst nichts einfällt..
Hermes kann nichts dafür wenn Du immun gegen Erklärungen bist!
Du weigerst Dich beharrlich Deine gewohnte Perspektive zu verlassen und übst Dich in Zirkelschlüssen, wie es Gandalf bereits angemerkt hatte: "Der Ball ist rund, weil er eine Kugel ist."

Was soll die Bemerkung, daß Licht eine elektromagnetische Welle ist? Wo bestreite ich das?
Ich fragte Dich wo sich die Welle der Schrödingergleichung ausbreitet.
Wo ist sie, bevor sie bei Detektierung zum Teilchen "kollabiert"?
Wenn die nicht-verwirklichten (Licht-)Quanten nach Detektierung wie Du sagst noch da sind - wo?
Deine widersprüchliche Argumentation fällt auch JoAx auf, und der ist sicherlich kein "Viele-Welten-Gläubiger".

Also nochmal:

"Es kann kein definitives Ergebnis eines quantenmechanischen Messprozesses geben (Kollaps der Wellenfunktion), da dies gegen das Everett-Postulat verstößt."
Aus einer globalen Perspektive gibt es viele Ergebnisse.

Zitat:
Zitat von Roko
Wenn an einem quantenmechanischen Messprozess genau eine zu detektierende Elementarladung beteiligt ist, dann muß es entweder ein definitives Ergebnis geben oder eine Elementarladung wäre doch beliebig teilbar. Letzteres wiederum widerspricht jeglicher Erfahrung.
Selbstverständlich gibt es bei jeder Messung ein definitives Ergebnis, in jedem Universum ein anderes. Die Schrödingergleichung ist nach VWI aus globaler Perspektive, eine Messung wird immer lokal sein.
Daß der Begriff 'aufsplitten' mißverständlich ist hatte ich bereits erwähnt.
Verdoppelt sich das Universum wenn es von einem Moment in den nächsten 'wechselt'?
Nein. Man spricht von der Raumzeit als ganzem, nicht von einem Einzeluniversum, das sich immer und immer wieder dupliziert. Mathematisch läßt sich das schon so formulieren, wenn man das auf die Quantenphysik überträgt erhält man so etwas wie die Bohmsche Interpretation.

Wenn Du so verbohrt bist daß Du die Logik der VWI nicht einmal als Gedankenspiel verstehst (oder vielmehr: verstehen willst) ist diese Diskussion sinnlos.

Zitat:
Zitat von Hermes
Das was wir als Ganzes sehen, ist vielmehr nur Teil des tatsächlichen Ganzen.
Daß Du das für dogmatisch und 'gläubig' hältst, spricht Bände.
Das ist bereits seit Einstein Grundvoraussetzung. Siehst Du Vergangenheit und Zukunft, also die Teile der Raumzeit, die nicht Teil unseres 'Jetzt'-Fensters sind??
Nochmal: Bereits das Konzept 'Raumzeit' geht über unseren unmittelbaren Erfahrungshorizont hinaus. Du hast ja schon angedeutet, daß Deine Schwierigkeiten bereits an dieser Stelle anfangen, daher solltest Du Dir die Links in meiner Antwort an Knut Hacker durchlesen, bevor Du Dich weiter zum Multiversum äußerst.

Fühlst Du Dich immer zu "Beleidigungen" genötigt, wenn Du nicht weiter weißt oder Dich in Widersprüche verstrickst?
Immer dieselben stereotypen Verhaltensmuster.
Eigentlich ist mir die Zeit zu schade, um sie an Betonköpfe zu verschwenden.

Gruß
Hermes

Ge?ndert von Hermes (04.07.10 um 13:02 Uhr)
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  #105  
Alt 04.07.10, 13:21
Knut Hacker Knut Hacker ist offline
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RoKo,
du schreibst:
Zitat:
Zitat von RoKo Beitrag anzeigen
Es gibt eine Außenwelt außerhalb meines Bewußtseins.
Das sagt aber doch das Bewustsein! Selbstverständlich hat die Wissenschaft die "Außenwelt" zum Gegegstand.Aber eben im Sinne eines Bewusstseinskonstruktes, wobei auch diese Sicht ein Bewusstseinskonstrukt ist.Wir können unser Bewusstsein nicht transzendieren.Die Beobachtungsabhängigkeit der Quanten- Phänomene hat uns dies "zum Bewusstsein gebracht" Insofern vermag ich mich über die Quanten-Klassiker Bohr, Heisenberg, Dirac,de Broglie usw. nicht hinwegzusetzen.Heisenberg hat ein grundlegendes Werk geschrieben: "Physik und Philosophie". Von ihm stammt der Ausspruch:"Das wichtigste philosophische Ereignis unseres Jahrhunderts ist die moderne Physik."
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  #106  
Alt 04.07.10, 17:29
RoKo RoKo ist offline
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Mein lieber Hermes,

Zitat:
Zitat von Hermes Beitrag anzeigen
... (s.u.) ...
Ich unterstelle jetzt mal, dass wir möglicherweise aneinander vorbeigeredet haben und ich deine Bemerkungen missverstanden habe.

Ich lasse mich nun versuchsweise auf die VWI ein und akzeptiere das Everett-Postulat.

Gemäß "Corollaray 1" (Tegmark) gibt es nur eine Wellenfunktion des Universums und wir befinden uns subjektiv in einem Zweig desselben.
Also ungefähr so

|Universum> = |Relativer Zweig von Roko> + |übrige Teilzweige>

Ich gehe davon (bzw. ich postuliere) aus, dass mein Relativer Zweig dynamisch unabhängig von den übrigen Teilzweigen ist. Solltest du hier anderer Ansicht sein, dann bitte ich um Darlegung dieser Dynamik oder um Angabe einer Quelle, wo ich etwas darüber nachlesen kann.

In diesem relativem Zweig findet nun ein Experiment, wie von Tegmark beschrieben, statt. D.h. wir führen eine Spinmessung an einem Elektron (e-) durch. Als Messgerät dienen uns zwei absorbierende Detektoren. Gemäß Tegmarks Darstellung haben wir nun:

a|Spin Up> |e- von D1 absorbiert> + ß|Spin Down> |e- von D2 absorbiert>

Und nun? Dekohärenz hilft hier nicht weiter. Wir haben danach nur ein Gemisch. Ausserdem bräuchten wir nach meinem bisherigen Verständnis der Elektrotechnik zwei Detektoren, die mit weniger als einer Elementarladung überhaupt etwas detektieren könnten. Ich sehe da keine Lösung. Deshalb mein Einwand:

Wenn an einem quantenmechanischen Messprozess genau eine zu detektierende Elementarladung beteiligt ist, dann muß es entweder ein definitives Ergebnis geben oder eine Elementarladung wäre doch beliebig teilbar. Letzteres wiederum widerspricht jeglicher Erfahrung.

Auf diesen Einwand antwortest du nun mit:

Zitat:
Selbstverständlich gibt es bei jeder Messung ein definitives Ergebnis, in jedem Universum [meine Terminologie = relativer Zweig] ein anderes.
Wie soll ich das nun verstehen? Gibt es weitere relative Zweige des Universums, in denen dasselbe Experiment gleichzeitig durchgeführt wird? Oder gibt es doch ein 'aufsplitten' in zwei relative Zweige?

Zumindest H.D.Zeh spricht von "Verzweigung". "Weil alle bekannten Wechselwirkungen in der Natur lokal sind, bleiben die nunmehr praktisch überall verschiedenen Komponenten der globalen Superposition dynamisch völlig voneinander getrennt – eben unabhängig beobachtete "Welten", da sie gegebenenfalls auch unterschiedlich reagierende Beobachter enthalten. Diese würden sich also kausal aus jeweils einem individuellen Beobachter als Folge der "Verzweigung" der Wellenfunktion in jedem Meßprozeß entwickeln (sie haben daher jeweils zunächst alle dieselbe Vorgeschichte)." [H-D-ZEH.de VieleWelten.pdf]

Deine nachfolgenden Sätze ..
Zitat:
Die Schrödingergleichung ist nach VWI aus globaler Perspektive, eine Messung wird immer lokal sein.
Daß der Begriff 'aufsplitten' mißverständlich ist hatte ich bereits erwähnt.
Verdoppelt sich das Universum wenn es von einem Moment in den nächsten 'wechselt'?
Nein. Man spricht von der Raumzeit als ganzem, nicht von einem Einzeluniversum, das sich immer und immer wieder dupliziert.
.. helfen mir da auch nicht weiter. Den nun flüchtest du zur SRT, dem philosophischen Problem der Zeit und des Blockuniversums. Ich halte das für eine unzulässige Vermengung zweier Themen, die das geschilderte Problem nicht lösst.

Die Vorstellung vom Blockuniversum gibt es nicht her, dass es mehrere lokale, gleichzeitige Paralelluniversen gibt, die auch noch so dynamisch miteinander gekoppelt sind, dass ihn ihnen dasselbe passiert. (Das ist eine von D.Deutsch eingebrachte, m.E. unbegründete und von sonst niemandem seriös vertretene Annahme. Sie kann aus dem Everett-Postulat jedenfalls nicht abgeleitet werden.)

Ich sehe meinen vorgetragenen Einwand jedenfalls nicht widerlegt.

Zitat:
Das ist bereits seit Einstein Grundvoraussetzung. Siehst Du Vergangenheit und Zukunft, also die Teile der Raumzeit, die nicht Teil unseres 'Jetzt'-Fensters sind??
Nochmal: Bereits das Konzept 'Raumzeit' geht über unseren unmittelbaren Erfahrungshorizont hinaus. Du hast ja schon angedeutet, daß Deine Schwierigkeiten bereits an dieser Stelle anfangen, daher solltest Du Dir die Links in meiner Antwort an Knut Hacker durchlesen, bevor Du Dich weiter zum Multiversum äußerst.
Ich habe keine Schwierigkeiten, sondern ich bezweifele, dass die SRT zwingend zum Eternalismus führen muß. Da letzteres wiederum die Konsequenz einer vollständigen Determiniertheit bedeutet und der derzeitige Stand der philosophischen Debatte die Frage offen lässt, neige ich doch eher dem Presentismus zu. Ich halte aber auch die Variante von Michael Esfeld ("der Inhalt des Blockuniversums sind Ereignisse und Prozesse") in "Naturphilosophie als Metaphysik der Natur" für eine sinnvolle Beschreibung.
Deine Links sind mir natürlich längst bekannt.)
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mit freundlichem Gruß aus Hannover

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  #107  
Alt 04.07.10, 18:21
Knut Hacker Knut Hacker ist offline
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Zitat:
Zitat von RoKo Beitrag anzeigen

Ich postuliere deshalb:
Es gibt eine Außenwelt außerhalb meines Bewußtseins.

Die Nichtanerkennung dieses Postulates durch dich hat die notwendige Konsequenz, dass du nur in meiner Vorstellung existierst. Ich werde dann unmittelbar diese Vorstellung beenden.

Ich postuliere zum zweiten:
Die regelmäßige Funktionsweise der Außenwelt (Wirklichkeit, objektive Realität) ist durch Wissenschaft erkennbar.

Die Nichtanerkennung dieses Postulates durch dich hat die notwendige Konsequenz, die Diskussion über Wissenschaft mit Dir zu beenden.

Mit der Anerkennung dieses Postulates ist konsequenterweise die Erkenntnis, dass es in der Wissenschaft nicht nur um Feststellung von Tatsachen, sondern auch um das Ziehen Schlußfolgerungen gehen muß, verbunden.
Ich habe nie behauptet, dass es keine Außenwelt außerhalb unseres Bewusstseins gibt, sondern lediglich, dass die Unterscheidung zwischen Bewusstsein und Außenwelt naturgemäß eine solche des Bewusstseins ist.

Die Leugnung einer Außenwelt würde zu dem von Russel so formulierten Paradoxon führen:

Bertrand Russel aus “ Philosophie des Abendlandes“ („Die Ideenlehre“):
„ Dass zwischen Wirklichkeit und Erscheinung unterschieden wird, kann nicht die Folgen haben, die ihm Parmenides, Plato und Hegel zuschreiben.Wenn die Erscheinung wirklich erscheint, kann sie nicht Nichts sein, und muss also ein Teil der Wirklichkeit sein; so streng logisch würde etwa Parmenides argumentieren. Wenn die Erscheinung nicht wirklich erscheint, warum sollten wir uns dann darüber noch den Kopf zu brechen? Aber vielleicht wird jemand sagen, „die Erscheinung erscheint nicht wirklich, es hat nur den Anschein, dass sie erscheint.“ Damit kommen wir auch nicht weiter, denn wir werden wiederum fragen: „Scheint sie wirklich zu erscheinen oder scheint sie nur scheinbar zu erscheinen?“ Wenn auch die Erscheinung nur zu erscheinen scheint, müssen wir früher oder später doch zu uns kommen, das wirklich erscheint und daher Teil der Wirklichkeit ist. ...Jeder Versuch, die Welt in Teile zu zerlegen, deren einer „wirklich“ ist als die anderen, ist zum Scheitern verurteilt.“

Für die Physiker ist es völlig unerheblich, ob es die Trennung zwischen Bewusstsein und Außenwelt gibt oder sie nur ein Bewusstseinskonstrukt ist ebenso wie die Vorstellung eines Bewusstseinskonstruktes, eines Bewusstseins überhaupt, der Unterscheidung zwischen Sein und Nichtsein ( es „gibt“ eine Außenwelt, es „ gibt“ ein Bewusstsein).
Für uns Menschen, die Physik treiben, gibt es eben die Unterscheidung zwischen Bewusstsein und Außenwelt (einschließlich des Bewusstseins selbst als Forschungsobjekt).
Die Verneinung des Unterschieds zwischen Bewusstsein und Außenwelt heißt doch nicht, dass die letztere lediglich „Schein“ ist, da ja auch dies die bewusstseinsunabhängige Unterscheidung zwischen Wirklichkeit und Schein voraussetzen würde.

Der Pionier der Quantenverschränkung,Anton Zeilinger, warnt in seinen Vorträgen regelmäßig vor einer „Verfachhochschulung“der Quantenphysik, womit er die technikorientierte Fachhochschulausbildung nicht degradieren will, sondern nur den Anspruch der modernen Naturwissenschaften verteidigt, einen Paradigmenwechsel herbeigeführt zu haben.

Ich habe noch beim alten Fleischmann in Erlangen studiert ( dessen schlimme Nazivergangenheit damals noch nicht bekannt war ). Er pflegte immer zu sagen: Für den Schulphysiker ist die Quantenphysik Mathematik, für den Quantenphysiker Geisteswissenschaft.
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  #108  
Alt 04.07.10, 18:23
RoKo RoKo ist offline
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Hallo Knut,
Zitat:
Zitat von Knut Hacker Beitrag anzeigen
.. Selbstverständlich hat die Wissenschaft die "Außenwelt" zum Gegegstand.Aber eben im Sinne eines Bewusstseinskonstruktes, wobei auch diese Sicht ein Bewusstseinskonstrukt ist.Wir können unser Bewusstsein nicht transzendieren.
Aber wir können auf der Basis der Wissenschaft Technik entwickeln und somit die Außenwelt deutlich verändern. Daher können unsere Bewußtseinsprodukte so falsch nicht sein.
Zitat:
Die Beobachtungsabhängigkeit der Quanten- Phänomene hat uns dies "zum Bewusstsein gebracht" Insofern vermag ich mich über die Quanten-Klassiker Bohr, Heisenberg, Dirac,de Broglie usw. nicht hinwegzusetzen.Heisenberg hat ein grundlegendes Werk geschrieben: "Physik und Philosophie". Von ihm stammt der Ausspruch:"Das wichtigste philosophische Ereignis unseres Jahrhunderts ist die moderne Physik."
Die genannte Beobachterabhängigkeit ist nun aber physikalisch wie philosophisch umstritten.

Ich bestreite deshalb nach wie vor, dass es quantenphysikale Paradoxien gibt. Diese tauchen weder in der KD noch in der VWI noch in der BM auf.

Zitat:
Knut: Ich beziehe mich auf den Versuch beim Doppelspalt Experiment, zwischen dem Doppelspalt und dem Schirm bahnabweisende Spiegeldetektoren anzubringen.Sie lenken das Elektron aus dem einen Spalt in die eine Richtung und das Elektron aus dem anderen Spalt in eine andere Richtung ab. Die Elektronen „wußten“ also bereits beim Passieren der Spalte, dass sie gemessen werden und daher ihre Wellenfunktion zusammenbrechen müsse!
Ich interpretiere das jetzt als einen der sogenannten "delayed choice" Experimente. Für die o.a. Interpretationen ist auch das kein Problem.
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  #109  
Alt 04.07.10, 19:09
RoKo RoKo ist offline
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Hallo Knut,
unsere Beiträge haben sich überschnitten. zu deinem letzten:

Zitat:
Zitat von Knut Hacker Beitrag anzeigen
Ich habe nie behauptet, dass es keine Außenwelt außerhalb unseres Bewusstseins gibt, sondern lediglich, dass die Unterscheidung zwischen Bewusstsein und Außenwelt naturgemäß eine solche des Bewusstseins ist.
Ok. Dann ist damit eine Basis für die weitere Debatte gelegt.

Ich beschränke mich jetzt mal auf ein Thema, dass auch in meinem Disput mit Hermes eine gewisse Rolle spielte:

Zitat:
Knut:Nach der bestens abgesicherten Relativitätstheorie gibt es im All immer eine Position, von der aus betrachtet wir noch nicht geboren oder bereits gestorben sind oder nie geboren oder nie sterben werden. Albert Einstein ( 1874-1955; Nobelpreis für Physik) : „Leute wie wir, die an die Physik glauben, wissen, dass die Unterscheidung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nur eine hartnäckige, beharrliche Illusion ist.“
Die Schlussfolgerung Einsteins (Eternalismus) ist keineswegs zwingend. Es kann auch relative "Hier-Jetzt" -Punkte geben, da eine Wechselwirkung immer lokal und gleichzeitig ist. Man denke z.B. an den Zusammenstoss zweier Raumschiffe. Oder auch: Wenn ich mich in einem Bezugssystem befände, in dem du noch nicht geboren oder bereits gestorben bist, könnten wir nicht miteinander kommunizieren. Eine "hartnäckige, beharrliche Illusion" ist m.E. nur die Annahme eines universellen "Hier-Jetzt"-Punktes.
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  #110  
Alt 04.07.10, 19:49
Knut Hacker Knut Hacker ist offline
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Zitat:
Zitat von RoKo Beitrag anzeigen
Die Schlussfolgerung Einsteins (Eternalismus) ist keineswegs zwingend.
Nur, damit wir nicht zu viel und nicht zu wenig in dieses Zitat hineininterpretieren:es stammt aus einem Beileidsschreiben Einsteins an die Witwe eines Physikerkollegen.Es sollte also offenbar Trost spenden.Wohl in dem folgenden Sinne:
Als Einstein einmal gefragt wurde, ob er denn nicht die Relativitätstheorie in einem für alle verständlichen Satz ausdrücken könne,antwortete er, dass,wenn man sich alle Materie/Energie aus dem Weltraum wegdenke, gemeiniglich man der Meinung sei, es verbliebe die Raumzeit, nach der Relativitätstheorie jedoch nichts mehr verbleibe.
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