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Wissenschaftstheorie und Interpretationen der Physik Runder Tisch für Physiker, Erkenntnis- und Wissenschaftstheoretiker

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  #221  
Alt 13.12.09, 11:16
Benutzerbild von Marco Polo
Marco Polo Marco Polo ist offline
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Standard AW: Kritik des ontologischen Weltbildes

Zitat:
Zitat von zara.t. Beitrag anzeigen
Zum anthropischen Prinzip:

Wir Menschen sind da. Und mit uns eine hochkomplexe Welt. Daran zu zweifeln wäre das Letzte was mir noch einfiele.

Gesetzt die Tatsache es gäbe nur ein Universum und dieses eine Universum hätte ungefähr den Radius von 14 - 15 Milliarden Lichtjahren, würde seit etwa 14 - 15 Milliarden Jahren bestehen und es gälten in etwa die von uns postulierten Naturgesetze (noch ohne Stringtheorie)

Dann wäre die Geschichte des Universums, startend im Urknall, eine Geschichte spontaner Symmetriebrüche. Leben entstand auf einem unbedeutenden Planeten am Rande einer unbedeutenden Galaxis rein zufällig, gesteuert durch Selektion. Es gab nur einen Urknall.

Wenn man all die nötigen Wahrscheinlichkeiten zusammenrechnet,die es braucht um eine komplexe Welt und schließlich Leben entstehen zu lassen, kommt man auf eine Wahrscheinlichkeit von 10^-120.
Nimmt man an die Stringtheorie wäre gültig, müssen wir die Zahl der Nullen dramatisch erhöhen und es ergäbe sich eine Wahrscheinlichkeit von grob geschätzt 10^-500.
Man muß schon einer sehr intensiven Gehirnwäsche und Konditionierung unterworfen worden sein um das auch nur ansatzweise in Erwägung zu ziehen. Hier stimmt etwas Grundlegendes nicht!

Und Eugen, ich kann mir nicht vorstellen, daß Poppers Methoden uns hier einen Weg aus dem Schlamasel weisen können. Im Gegenteil. Glücklicherweise hält sich von den Forschern eh keiner an Poppers Methoden. Popper hat unter den Forschern keinen guten Ruf -vorsichtig ausgedrückt. IMHO ist sein Ruf zu Recht schlecht.
Hallo zara.t,

ich sehe das ähnlich.

die Stringtheorie gilt inzwischen als etabliert. Poppers Forderung nach Falsifizierbarkeit funktioniert bei dieser natürlich nicht.

Warum? Weil die Stringtheorie zwingend das anthropische Prinzip verlangt.

Natürlich kann man Theorien falsifizieren. Aber eben nur dann, wenn entsprechende Beobachtungsdaten vorliegen. Das Multiversum geht zwingend aus der Stringtheorie hervor. Es wird also in diesem Multiversum schon alleine aus statistischen Gründen ein Universum, wie das Unsrige entstehen. Da gibt es nichts zu falsifizieren.

Die Frage, warum die Naturkonstanten so fein abgestimmt zu sein scheinen, dass Leben möglich ist, erübrigt sich damit.

Poppers Forderung ist einfach nicht mehr zeitgemäß. Und wenn ich ehrlich bin, dann erachte ich das anthropische Prinzip als eine sehr mächte und zugleich elegante Möglichkeit, den Quatsch von Popper zu widerlegen.


Gruss, Marco Polo
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  #222  
Alt 13.12.09, 12:31
zara.t. zara.t. ist offline
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Standard AW: Kritik des ontologischen Weltbildes

Hallo Marco Polo,

ich glaube, daß wir gerade erst die Anfänge einer noch zukünftigen Stringtheorie entdeckt haben. IMHO ist das Bild schwingender Energiefäden auf dem Hintergrund einer bereits gegebenen Raumzeit nicht haltbar.
Strings (schon der Name könnte irreführend sein!) werden vielleicht einmal die Quanten der Raumzeit bilden.
Die 10^500 Welten, die die Stringtheorie verlangt, haben "am Anfang" im Urknall vielleicht noch als Potentialitäten gewirkt, nach einer Reihe spontaner Symmetriebrechungen sind diese Zweige des potentiellen Universums aber ausgestorben. (Meiner ganz und gar unmaßgeblichen Meinung nach. )

Güße
zara.t.
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  #223  
Alt 13.12.09, 13:24
Benutzerbild von Marco Polo
Marco Polo Marco Polo ist offline
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Standard AW: Kritik des ontologischen Weltbildes

Zitat:
Zitat von zara.t. Beitrag anzeigen
ich glaube, daß wir gerade erst die Anfänge einer noch zukünftigen Stringtheorie entdeckt haben. IMHO ist das Bild schwingender Energiefäden auf dem Hintergrund einer bereits gegebenen Raumzeit nicht haltbar.
Strings (schon der Name könnte irreführend sein!) werden vielleicht einmal die Quanten der Raumzeit bilden.
aus der Stringtheorie eine hintergrundunabhängige Theorie zu machen käme einer Symbiose aus Stringtheorie und LQG gleich.

Es soll nicht wenige Physiker geben, die genau das als Zukunftsmodell sehen.

Zitat:
Die 10^500 Welten, die die Stringtheorie verlangt...
Verlangen tut sie diese nicht. Aber sie macht sie möglich. Und genau da kommt das anthropische Prinzip ins Spiel.

10^500. Alleine zum Ausschreiben dieser Zahl bräuchte man vermutlich mind. 5 Minuten. Es können aber auch 10^1000 oder noch mehr sein.

Hat was mit den Topologien von Calabi-Yau-Räumen zu tun.

Inzwischen betrachtet man Klassen von Stringkompaktifizierungen auf vier Raumdimensionen. Die sogenannten Intersecting-Brane-Modelle.

Interessant finde ich, dass dann angeblich gewisse Vorhersagen dieser Varianten der Stringtheorie am LHC überprüfbar sind. Damit wäre die Stringtheorie sogar falsifizierbar (zumindest diese Varianten).

Behält Popper am Ende doch Recht?

Gruss, Marco Polo

Ge?ndert von Marco Polo (13.12.09 um 13:44 Uhr)
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  #224  
Alt 13.12.09, 13:58
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Bauhof Bauhof ist offline
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Standard AW: Kritik des ontologischen Weltbildes

Zitat:
Zitat von Marco Polo Beitrag anzeigen
Hat Popper am Ende doch Recht?
Gruss, Marco Polo
Hallo Marc,

Popper hatte von Anfang an recht und wird "am Ende" m.E. auch recht behalten.

Viele kennen Popper leider nur vom Hörensagen. Jeder Physiker respektiert implizit die Ideen von Popper, ohne sich jedesmal bei jedem Forschungsprojekt diese explizit vor Augen zu halten.

Nachdem Karl Popper seine Ideen das erste Mal einem befreundete Kollegen mitteite, fragte er ihn, ob er das überhaupt veröffentlichen sollte, weil es doch nur Selbstverständlichkeiten seien, die jedem Physiker sowieso immer bewusst seien. Er würde doch nur offene Türen einrennen.

Sein Kollege dachte nicht so sehr an die Physiker sondern an die "Wald-und-Wiesen-Philosophen" [1] und riet ihm, seine Ideen doch zu veröffentlichen.

M.f.G. Eugen Bauhof

[1] Popper erntete das meiste Unverständnis bei den "Wald-und-Wiesen-Philosophen" und nicht so sehr bei den Physikern. Möbius kann es besser als ich erklären, was man unter einem "Wald-und-Wiesen-Philosophen" versteht
__________________
Ach der Einstein, der schwänzte immer die Vorlesungen –
ihm hatte ich das gar nicht zugetraut!

Hermann Minkowski
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  #225  
Alt 13.12.09, 14:11
möbius möbius ist offline
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Standard AW: Kritik des ontologischen Weltbildes

Zitat:
Zitat von Marco Polo Beitrag anzeigen
....
1. die Stringtheorie gilt inzwischen als etabliert.
2. Poppers Forderung nach Falsifizierbarkeit funktioniert bei dieser natürlich nicht.

3. Warum? Weil die Stringtheorie zwingend das anthropische Prinzip verlangt.

4. Natürlich kann man Theorien falsifizieren. Aber eben nur dann, wenn entsprechende Beobachtungsdaten vorliegen. Das Multiversum geht zwingend aus der Stringtheorie hervor. Es wird also in diesem Multiversum schon alleine aus statistischen Gründen ein Universum, wie das Unsrige entstehen. Da gibt es nichts zu falsifizieren.

5. Die Frage, warum die Naturkonstanten so fein abgestimmt zu sein scheinen, dass Leben möglich ist, erübrigt sich damit.

6. Poppers Forderung ist einfach nicht mehr zeitgemäß. Und wenn ich ehrlich bin, dann erachte ich das anthropische Prinzip als eine sehr mächte und zugleich elegante Möglichkeit, den Quatsch von Popper zu widerlegen.


Gruss, Marco Polo
Hallo Marco Polo!
Zu 1.:
Ja, bei String-Theoretikern...
Zu 2.:
Wie bei religiösen Glaubens-Systemen ...
Zu 3.:
Was heisst das genau? Und Wer ist (dann) das Subjekt der Physik (Carl Friedrich von WEIZSÄCKER !!!)
Zu 4.:
Wie bei den religiösen Dogmatikern ...
Zu 5.:
Warum
Zu 6.:
Wird der eine Quatsch durch einen anderen Quatsch widerlegt ....
Gruß, möbius
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  #226  
Alt 13.12.09, 14:15
möbius möbius ist offline
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Standard AW: Kritik des ontologischen Weltbildes

Zitat:
Zitat von zara.t. Beitrag anzeigen
Hallo Marco Polo,

1. ich glaube, daß wir gerade erst die Anfänge einer noch zukünftigen Stringtheorie entdeckt haben. IMHO ist das Bild schwingender Energiefäden auf dem Hintergrund einer bereits gegebenen Raumzeit nicht haltbar.
Strings (schon der Name könnte irreführend sein!) werden vielleicht einmal die Quanten der Raumzeit bilden.
2. Die 10^500 Welten, die die Stringtheorie verlangt, haben "am Anfang" im Urknall vielleicht noch als Potentialitäten gewirkt, nach einer Reihe spontaner Symmetriebrechungen sind diese Zweige des potentiellen Universums aber ausgestorben. (Meiner ganz und gar unmaßgeblichen Meinung nach. )

Güße
zara.t.
Zu 1.:
Und was, bitte sehr, hat man physikalisch unter "Quanten der Raumzeit" zu verstehen...
Zu 2.:
Nur so wenige ...
Gruß, möbius
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  #227  
Alt 13.12.09, 14:17
möbius möbius ist offline
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Zitat:
Zitat von Marco Polo Beitrag anzeigen
1. aus der Stringtheorie eine hintergrundunabhängige Theorie zu machen käme einer Symbiose aus Stringtheorie und LQG gleich.

2. Es soll nicht wenige Physiker geben, die genau das als Zukunftsmodell sehen.

....
3. Behält Popper am Ende doch Recht?

Gruss, Marco Polo
Zu 1.:
Na, da bin ich mal gespannt...
Zu 2.:
Na, dann besteht ja noch Hoffnung ...
Zu 3.:
"Schau' mer mol!"
Gruß, möbius
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  #228  
Alt 13.12.09, 14:22
möbius möbius ist offline
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Standard AW: Kritik des ontologischen Weltbildes

Zitat:
Zitat von Bauhof Beitrag anzeigen
....

M.f.G. Eugen Bauhof
[1] Popper erntete das meiste Unverständnis bei den "Wald-und-Wiesen-Philosophen" und nicht so sehr bei den Physikern. Möbius kann es besser als ich erklären, was man unter einem "Wald-und-Wiesen-Philosophen" versteht
Hallo Eugen Bauhof!

Definitionsvorschlag:
"Wald-und-Wiesen-Philosophen" operieren unterhalb der erkenntnis- und wissenschaftstheoretischen Fragen/Probleme, die durch die beiden Relativitätstheorien und die QM (und deren verschiedenen Deutungsmöglichkeiten) erzeugt worden bzw. entstanden sind!
Gruß, möbius
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  #229  
Alt 13.12.09, 14:35
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Marco Polo Marco Polo ist offline
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Standard AW: Kritik des ontologischen Weltbildes

Zitat:
Zitat von möbius Beitrag anzeigen
Zitat:
Zitat von Marco Polo Beitrag anzeigen
Die Frage, warum die Naturkonstanten so fein abgestimmt zu sein scheinen, dass Leben möglich ist, erübrigt sich damit.
Warum
Dazu möchte ich Dieter Lüst, Professor für Mathematische Physik und Stringtheorie an der LMU zitieren:

Zitat:
Das anthropische Prinzip ist angesichts der Vorstellung eines Multiversums in der Lage, die von einigen Kosmologen behauptete Feinabstimmung des Universums zu erklären.

Das scheinbare "Wunder" also, dass schon leicht veränderte Naturkonstanten die Entstehung von Leben verhindert hätten.

In der großen Menge von Kombinationen, die im Multiversum existieren, muss auch unser "Konstantenfenster" realisiert sein. Wir brauchen uns also nicht wundern, gerade dieses zu beobachten.
Gruss, Marco Polo
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  #230  
Alt 13.12.09, 14:36
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Zitat:
Zitat von möbius Beitrag anzeigen
Hallo Eugen Bauhof!

Definitionsvorschlag:
"Wald-und-Wiesen-Philosophen" operieren unterhalb der erkenntnis- und wissenschaftstheoretischen Fragen/Probleme, die durch die beiden Relativitätstheorien und die QM (und deren verschiedenen Deutungsmöglichkeiten) erzeugt worden bzw. entstanden sind!
Gruß, möbius
Hallo Möbius,

diesen Definitionsvorschlag nehme ich gerne an! Das ist eine zutreffende Definition. So gut wie du hätte ich es aber bestimmt nicht formulieren können, auch wenn ich natürlich eine gewisse Vorstellung hatte. Vielleicht bis du doch ein Dr. phil. ? (was etliche hier aufgrund deiner Spaßbeiträge bezweifeln)

M.f.G. Eugen Bauhof
__________________
Ach der Einstein, der schwänzte immer die Vorlesungen –
ihm hatte ich das gar nicht zugetraut!

Hermann Minkowski
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