|
Wissenschaftstheorie und Interpretationen der Physik Runder Tisch für Physiker, Erkenntnis- und Wissenschaftstheoretiker |
|
Themen-Optionen | Ansicht |
#51
|
|||
|
|||
AW: Kann man Everetts "reine Quantenmechanik" noch weiter ignorieren?
Zitat:
S. 166 "Die Kopenhagener Interpretation sagt nun, dass es sinnlos sei, von Eigenschaften zu reden, die wir gar nicht kennen können." S. 194 "Es gibt keinerlei Notwendigkeit für die Annahme, daß sich die Wellenfunktion tatsächlich im Raum ausbreitet. Es reicht, sie sich als mentale Konstruktion vorzustellen. Klarerweise hat in dem Moment, in dem wir das Teilchen an einem Ort nachgewiesen haben, die Kugelwelle überhaupt keinen Sinn mehr, denn die Wahrscheinlichkeit, es woanders zu finden, ist dann ja null. ... Dieser Kollaps der Wellenfunktion ist dann aber nicht etwas, was im wirklichen Raum stattfindet. Sondern er ist eine ganz simple Denknotwendigkeit, da ja die Wellenfunktion nichts anderes ist als unser Hilfsmittel zur Berechnung von Wahrscheinlichkeiten." Ich denke nicht, daß man Zeilinger vorwerfen kann, die konsistente Anwendung der QM nicht verstanden zu haben. Ob sein Verständnis des Kollapses als simple Denknotwendigkeit "eine Projektion des Zustandsvektors" ist, wie Tom das sieht, weiß ich nicht. Seine Experimente zur Dekohärenz zeigen mit der Temperatur der Quantenobjekte (C70 Fullere) zunehmende Verschränkung mit der Umwelt. Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob er das Messresultat klassisch oder quasiklassisch (Verschränkung mit Detektor ist nicht wahrnehmbar) sieht. Jedenfalls scheint Zeilinger's Position von der üblichen KI abzuweichen.
__________________
Der Verstand schafft die Wahrheit nicht, sondern er findet sie vor - Aurelius Augustinus Ge?ndert von Timm (01.08.18 um 20:08 Uhr) |
#52
|
|||
|
|||
AW: Kann man Everetts "reine Quantenmechanik" noch weiter ignorieren?
Zitat:
Zitat:
__________________
Der Verstand schafft die Wahrheit nicht, sondern er findet sie vor - Aurelius Augustinus |
#53
|
|||||
|
|||||
AW: Kann man Everetts "reine Quantenmechanik" noch weiter ignorieren
Zitat:
Ich denke, der kleinste und sicher gemeinsame Nenner innerhalb der instrumentalistischen Schule ist, dass es nicht notwendig ist, von Eigenschaften zu reden, die wir gar nicht kennen können. Zitat:
Zitat:
Was meinst du mit „der Position von der üblichen KI“? Ich denke, dass insbs. Bohr hier sehr vorsichtig war, und dass Zeilinger eine nahe verwandte Sichtweise vertritt. Der „reale Kollaps“ ist inkonsistent und insbs. nicht notwendig. Das hat sich schon herumgesprochen:-) Wahrscheinlich ist es aber so, dass viele Physiker sehr unsauber argumentieren, wenn es um diese Interpretation geht, weil das nicht ihr Tagesgeschäft ist. Zitat:
Zitat:
__________________
Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago. Ge?ndert von TomS (02.08.18 um 07:08 Uhr) |
#54
|
||||
|
||||
AW: Kann man Everetts "reine Quantenmechanik" noch weiter ignorieren?
Zitat:
Für mich eine der überzeugendsten Darstellungen: Why the Many-Worlds Formulation of Quantum Mechanics Is Probably Correct
__________________
Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago. Ge?ndert von TomS (02.08.18 um 07:07 Uhr) |
#55
|
|||
|
|||
AW: Kann man Everetts "reine Quantenmechanik" noch weiter ignorieren?
Sorry, aber für mich ist das reine Ansichtssache, genauso wie der nicht nachvollziehbare Verzicht auf exakte Eigenzustände. Zwingend oder überzeugend wirkt das auf mich nicht, eher im Gegenteil. Die Idee einer globalen Wellenfunktion finde ich da schon interessanter. Allerdings glaube ich, dass man diese auch nach den herkömmlichen Gesetzen der QM interpretieren kann.
__________________
Freundliche Grüße, B. |
#56
|
||||
|
||||
AW: Kann man Everetts "reine Quantenmechanik" noch weiter ignorieren?
So einfach ist das nicht.
Wie ich schon mehrfach ausgeführt habe, ist der Startpunkt für eine Interpretation der Quantenmechanik natürlich subjektiv. Wenn ich jedoch diesen Startpunkt festgelegt und mein Axiomensystem definiert habe, dann sind die daraus folgenden Konsequenzen nicht mehr Ansichtssache sondern hoffentlich logische Schlussfolgerungen. Und diesbzgl. ist Carroll's Artikel lesenswert, da er sich Mühe gibt, die intrinsische Logik der Everett-Interpretation - ergänzt um die Dekohärenz - darzustellen. Das gelingt ihm m.E. deutlich besser als Zeh. Zitat:
Es gibt genau ein Postulat, nämlich den Kollaps bzw. das Projektionspostulat, aus dem überhaupt exakte Eigenzustände folgen. Wenn ich also auf den Kollaps verzichte und ausschließlich eine unitäre Zeitentwicklung betrachte, dann besteht überhaupt kein Grund, warum exakte Eigenzustände auftreten sollten; im Gegenteil, sie werden nicht auftreten. Nehmen wir der Einfachheit halber an, die Energie eines Gesamtsystems sei erhalten und es liege diesbzgl. ein Eigenzustand vor. Nun messe ich Observablen eines Teilsystems, z.B. dessen Energie oder dessen Spin. Diese Observablen vertauschen i.A. nicht mit dem Hamiltonoperator des Gesamtsystems, und damit resultiert diesbzgl. kein Eigenzsutand. Das ist logisch nachvollziehbar und völlig unstrittig - unabhängig von jeglicher Interpretation. Wie gesagt, erst eine spezielle Interpretation unter Verwendung des Projektionspostulates erzwingt exakte Eigenzustände. Offensichtlich sind exakte Eigenzustände auch unnötig, denn die Dekohärenz führt mathematisch nachvollziehbar auf näherungsweise Eigenzustände, die messtechnisch nicht unterscheidbar sind und aus denen korrekte Vorhersagen abgeleitet werden können Dann sollten wir Carroll's Darstellung evtl. nochmal diskutieren. Zitat:
Mein Eindruck ist, dass du Everett ausgehend von der der Haltung "... aber das kann doch nicht sein, weil in der QM ist doch ..." kritisierst. Diese Haltung musst du aufgeben! Du musst Everett ernst nehmen, die logischen Schlussfolgerungen nachvollziehen bzw. auf Lücken überprüfen und zunächst mal für sich alleine bewerten; was Bohr., Heisenberg u.v.a.m. gesagt und interpretiert haben ist zunächst völlig egal. Anschließend kannst du beide Theorien vergleichen (*) Dabei wirst du feststellen, dass Everett falsifizierbare Aussagen macht - vergleichbar zur orthodoxen QM, und dass beide im Rahmen der erzielbaren Messgenauigkeit übereinstimmen. Zuletzt kannst du dir dann überlegen, welche eher philosophische Position du zur Anwendung bringen möchtest - das - aber erst das - ist dann Geschmacksache. *) letztlich liegt bei Everett tatsächlich eine eigenständige Theorie vor, da sich das Axiomensystem unterscheidet. Der wichtigste Absatz steht m.E. am Ende: Zitat:
__________________
Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago. Ge?ndert von TomS (02.08.18 um 10:20 Uhr) |
#57
|
|||
|
|||
AW: Kann man Everetts "reine Quantenmechanik" noch weiter ignorieren?
Falls Carrol motivieren will, so ist das schon ziemlich unglücklich formuliert .
__________________
Freundliche Grüße, B. |
#58
|
||||
|
||||
AW: Kann man Everetts "reine Quantenmechanik" noch weiter ignorieren?
Zitat:
Ich habe wenige physikalische Ideen gesehen, die so radikal sind wie die Everettsche QM und an der noch so viel auszusetzen wäre. Sie ist zunächst mathematisch an einigen Stellen noch nicht wasserdicht, z.B. existiert sicher kein allgemein akzeptierter Beweis für Beweis für die Ableitung der Bornschen Regel. Und sie ist bzgl. der Interpretation noch umstritten, insbs,. warum Amplituden von Komponenten als Wahrscheinlichkeiten zu interpretieren sind. Die meisten Argumente, die ich gegen Everett lese, sind jedoch lediglich Vorurteile auf Basis einer mindestens ebenso halbgaren und in sich unschlüssigen KI. Und Carroll hat eben genau das auf den Punkt gebracht.
__________________
Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago. |
#59
|
|||
|
|||
AW: Kann man Everetts "reine Quantenmechanik" noch weiter ignorieren?
Tom Schrieb: Kannn man die VWI "auf den Nenner" bringen,
dass es zu jedem System (inklusive Messapparatur) eine Wellenfunktion gibt, die das System realistisch im Sinne des Punktes 1 von hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Bellsc...Lokalit%C3%A4t beschreibt? Bell vertritt offensichtlich einen ontologischen Realismus ohne den vernünftigerweise keine wissenschaftliche oder philosophische Untersuchung der Natur der Dinge möglich wäre. Während aber in der Welt der „klassischen Wirklichkeit“ ein Isomorphismus zwischen Messerwartung und - Ergebnis besteht gibt es in der Quantenmechanik (QM) keine vor der Messung präexistierende singuläre (reale) Messgröße, da (isolierte) Quantengrößen (wie z. B. Spin) als eine potentiell nahezu unendliche Zahl von Quantenbits einer Superposition vorliegen. Bei Messungen von Quantenzuständen sind daher nur probabilistische Voraussagen („realer“ Werte) , d. h. Messwahrscheinl- ichkeiten - P(λ) = <v|Pλ|v> - möglich. Da aber alle unitäre Vektoren im Hilbertraum äquivalent sind, müssten auch alle möglichen Quantenzustände bei einerMessung real werden und simultan existieren können. (VWI). Ob es „zu jedem System …eine Wellenfunktion gibt, die das System realistisch beschreibt“ hängt letztlich davon ab, wie die Frage der „Wahrscheinlichkeit“ eines Quanten Zweiges beantwortet wird. Eine VWI müsste also einen Wahrscheinlichkeitsmaßstab über alle (dekohärenten) Ergebnisse, die realisiert sind, zur Verfügung stellen. Gilt z. B. beim „Abzählen“ für N Spins: Ψ: ⊗Ni=1 Ψi, wenn diese in einem identischen Zustand präpariert sind (Ψi = c+|+>i + c_ |->i) dann werden alle Möglichkeiten ( Messergebnisse) realisiert, auch, wenn alle Spins im Zustand + gemessen werden: Ψ: ~ | + + + … +> Ist |c+| klein, so ist dieses Ergebnis nach der Born Regel sehr niedrig. Aber unabhängig vom Wert von c+ beinhaltet er einen der 2N möglichen Ergebnisse. Jedes der Ergebnisse impliziert die Existenz eines Beobachter mit jeweils eigenen Bewusstsein. Ist N hinreichend groß und |c+| ≠ |c_|, kann gezeigt werden, [Buniy und Hsu] , dass die große Mehrheit der 2N realisierten Beobachter, wenn man alle Beobachter gleich zählt, nach der Born Regel ein sehr unwahrscheinliches Ergebnis sehen (Maeverick Welten). Das Abzählen möglicher Ergebnisse hängt nicht von c+ bzw. c_ ab, bei Anwendung der Born Regel hingegen hängen die Ergebnisse von | c+ + c-| |2 ab, bei N ∞ . W. Zureks neuer Ansatz einer Envarinanz - determinierten Ableitung der Born Regel scheint dieses Dilemma zwischen „abgezählten“ Everett- Verzweigungen (Maeverick Welten) und der der Anwendung der Born Regel zu Gunsten der Born Regel überwunden zu haben. Aber die Diskussion des Quantendarwinismus ist noch im Gange. Daher scheint eine eindeutige Beantwortung Deiner Frage meiner Meinung noch nicht möglich. Ge?ndert von Nexus (02.08.18 um 14:27 Uhr) |
#60
|
|||
|
|||
AW: Kann man Everetts "reine Quantenmechanik" noch weiter ignorieren?
Zitat:
Es ist deshalb m.E. naheliegend, davon auszugehen, dass die 1. Messung eine Superposition von Eigenfunktionen um den Messwert herum - mit einer der Fehlertoleranz entsprechenden Breite - präpariert hatte, oder? |
Lesezeichen |
Stichworte |
everett - welten, viele-welten theorie |
|
|