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Quantenmechanik, Relativitätstheorie und der ganze Rest. Wenn Sie Themen diskutieren wollen, die mehr als Schulkenntnisse voraussetzen, sind Sie hier richtig. Keine Angst, ein Physikstudium ist nicht Voraussetzung, aber man sollte sich schon eingehender mit Physik beschäftigt haben.

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  #1  
Alt 10.07.09, 11:01
Timm Timm ist offline
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Standard Entstehung von Teilchen+Antiteilchen aus dem Vakuum

Im Juli Heft "Spektrum der Wissenschaft" findet sich auf S. 37 der Hinweis, daß sich ein Gammaquant hinreichen hoher Energie "bei seinem Zusammenstoß mit einem Photon des Hintergrundlichts in ein Elektron-Positron-Paar verwandelt". Das Hintergrundlicht hat nicht mit dem Mikrowellenhintergrund zu tun, es handelt sich um allgegenwärtiges (auch extragalaktisches) Sternenlicht.

Nach meinem Eindruck besteht der grundlegende Mechanismus zur Teilchen-Antiteilchenerzeugung aus dem Vakuum in der Separierung ungleichnamiger Ladungen, sodaß Annihilation nicht stattfindet. Was ja bedeuten würde, das diese Teilchen "irgendwie" vorgeformt (=virtuell?) eine Vakuum Eigenschaft sind. Zumindest muß dieses die Information enthalten. Die Energie zur Separierung muß die der Teilchen überschreiten.

Martin Bojowald vergleicht in seinem Buch "Zurück vor den Urknall" die Teilchenseparierung in der Inflationsphase des Universums mit jener am Ereignishorizont eines SLes (Hawking).

Ein hinreichend starkes E-Feld ist eine weitere Möglichkeit. Ist es nun diese Komponente des Gammaquants, die ein e+/e- erzeugt? Aber weshalb ist der Stoß mit einem niederenergetischen Photon der Auslöser? Diese Gammquanten erreichen uns von weit entfertnen Galaxien mit aktiven Kernen. Trotzdem geht man davon aus, daß nur die Hälfte durch den genannten Prozess verloren geht. Dieser scheint extrem selten zu sein.

Schließlich, wie steht es mit der Erzeugung reller Bosonen/Antibosonen Paare, also z.B. Photonen-Paaren aus dem Vakuum?

Gruß, Timm

P.S. Emi, ich hoffe, ich darf Dich hier zitieren, Du warst mein Ansporn, diesen Thread zu eröffnen.

Zitat:
Zitat von EMI Beitrag anzeigen
Es sind aber nicht zwei Photonen sondern nur EIN Photon aus welchem ein Elektron und ein Positron "entsteht/ausfriert".
Hierzu sind zwei Bedingungen Vorraussetzung.
Erstens, die Frequenz/Energie des Photons muss dazu ausreichen (f ≥ 2mec²/h)
Zweitens, das Photon MUSS den Bereich eines Atomkern/Baryon passieren um in den Bereich der starken/farb Kraft zu geraden.
Nur dann kondensiert das Leptonenpaar aus.
Zumindest mir ist kein beobachteter Fall bekannt wo diese beiden Bedingungen nicht Vorraussetzung waren.
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  #2  
Alt 10.07.09, 14:41
Uli Uli ist offline
Singularität
 
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Standard AW: Entstehung von Teilchen+Antiteilchen aus dem Vakuum

Hallo Timm und EMI,

Zitat:
Zitat von EMI
Es sind aber nicht zwei Photonen sondern nur EIN Photon aus welchem ein Elektron und ein Positron "entsteht/ausfriert".
Hierzu sind zwei Bedingungen Vorraussetzung.
Erstens, die Frequenz/Energie des Photons muss dazu ausreichen (f ? 2mec²/h)
Zweitens, das Photon MUSS den Bereich eines Atomkern/Baryon passieren um in den Bereich der starken/farb Kraft zu geraden.
Nur dann kondensiert das Leptonenpaar aus.
Zumindest mir ist kein beobachteter Fall bekannt wo diese beiden Bedingungen nicht Vorraussetzung waren.
Exakt darum geht es ja in dem von Timm zitierten Artikel eigentlich nicht:
Zitat:
Zitat von Timm
Im Juli Heft "Spektrum der Wissenschaft" findet sich auf S. 37 der Hinweis, daß sich ein Gammaquant hinreichen hoher Energie "bei seinem Zusammenstoß mit einem Photon des Hintergrundlichts in ein Elektron-Positron-Paar verwandelt". Das Hintergrundlicht hat nicht mit dem Mikrowellenhintergrund zu tun, es handelt sich um allgegenwärtiges (auch extragalaktisches) Sternenlicht.
Es handelt sich um inelastische Streuung 2er freier Photonen.
Aber die Basis ist im Prinzip ein sehr ähnliches Feynman-Diagramm wie bei "deiner" Paarerzeugung im Feld eines Kerns (es geht aber immer um die elm. Kraft, nicht um starke Kraft):



ist das Diagramm für Paarerzeugung im Feld eines Kerns.
Wenn man sich unten links den den schwarzen Punkt mit den doppelten Linien wegdenkt, hat man das Diagramm für den Prozess,
um den Timm es hier geht: Paarerzeugung bei der Streuung zweier freier Photonen.

Timm, das ist ein 08/15 Prozess der QED. Man braucht dazu halt (mindestens) ein sehr hochenergetisches Photon und ein zweites beliebiger Energie,
an dem gestreut werden kann.
Auf diese Art und Weise kann man natürlich beliebige Paare von Teilchen und Antiteilchen aus dem "Vakuum" (ich würde sagen aus dem "Photon")
erzeugen. Man braucht halt nur ein hinreichend energiereiches Photon (-> EMI), z.B.

gamma + gamma -> proton + antiproton

ist möglich, wenn die Energie des hochenergetischen Photons > 2 * Proton-Ruhemasse. Die Energie des 2. Photons ist dabei unwesentlich, kann auch eines aus dem kosmischen Mikrowellen-Hintergrund sein oder auch Licht.

Das Ganze ist so möglich, da das Photon dieselben Materie-Quantenzahlen wie das Vakuum transportiert (nämlich keine ).


Gruß,
Uli
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  #3  
Alt 10.07.09, 17:23
Timm Timm ist offline
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Standard AW: Entstehung von Teilchen+Antiteilchen aus dem Vakuum

Zitat:
Zitat von Uli Beitrag anzeigen
Es handelt sich um inelastische Streuung 2er freier Photonen.
Aber die Basis ist im Prinzip ein sehr ähnliches Feynman-Diagramm wie bei "deiner" Paarerzeugung im Feld eines Kerns (es geht aber immer um die elm. Kraft, nicht um starke Kraft):



ist das Diagramm für Paarerzeugung im Feld eines Kerns.
Wenn man sich unten links den den schwarzen Punkt mit den doppelten Linien wegdenkt, hat man das Diagramm für den Prozess,
um den Timm es hier geht: Paarerzeugung bei der Streuung zweier freier Photonen.

Timm, das ist ein 08/15 Prozess der QED. Man braucht dazu halt (mindestens) ein sehr hochenergetisches Photon und ein zweites beliebiger Energie,
an dem gestreut werden kann.
Auf diese Art und Weise kann man natürlich beliebige Paare von Teilchen und Antiteilchen aus dem "Vakuum" (ich würde sagen aus dem "Photon")
erzeugen. Man braucht halt nur ein hinreichend energiereiches Photon (-> EMI), z.B.

gamma + gamma -> proton + antiproton

ist möglich, wenn die Energie des hochenergetischen Photons > 2 * Proton-Ruhemasse. Die Energie des 2. Photons ist dabei unwesentlich, kann auch eines aus dem kosmischen Mikrowellen-Hintergrund sein oder auch Licht.

Das Ganze ist so möglich, da das Photon dieselben Materie-Quantenzahlen wie das Vakuum transportiert (nämlich keine ).

Hallo Uli,

ich würde das Zustandekommen dieses inelastischen Stoßen noch gerne etwas näher beleuchten, falls das Sinn macht. Vor dem Stoß existieren beide Photonen nicht als Teilchen, sondern als EM-Welle. Nun kreuzen sich die Bahnen dieser Wellen und es gibt eine WW bei der e-/e+ entstehen.

Falls diese Vorstellung richtig ist, frage ich mich, warum es nur die Hälfte der Gammaquanten erwischt. Sie sind Milliarden Jahre "unterwegs" und haben ein riesiges Angebot, wenn man den Mikrowellenhintergrund dazu nimmt.

Gibt es eigentlich auch den Prozess der Energieübertragung von Photon zu Photon? Ohne Entstehung von Teilchen?

Ich weiß nicht, wie ergiebig eine Diskussion ist, woher die Teilchen nun wirklich stammen, die da auskondensieren. "Kennt" das Vakuum die Teilchen und entläßt sie, wenn genügend Energie vorhanden ist, als reelle Teilchen? Hat Deine Aussage

Zitat:
Das Ganze ist so möglich, da das Photon dieselben Materie-Quantenzahlen wie das Vakuum transportiert (nämlich keine ).
damit zu tun?

Gruß, Timm
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  #4  
Alt 10.07.09, 19:59
Uli Uli ist offline
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Standard AW: Entstehung von Teilchen+Antiteilchen aus dem Vakuum

Zitat:
Zitat von Timm Beitrag anzeigen
Hallo Uli,

ich würde das Zustandekommen dieses inelastischen Stoßen noch gerne etwas näher beleuchten, falls das Sinn macht. Vor dem Stoß existieren beide Photonen nicht als Teilchen, sondern als EM-Welle.
Nur am Rande: dass man darüber grübelte, ob ein Quantenobjekt Welle oder Teilchen ist, das ist ja doch schon eine Weile her. Die Entwicklung der Quantentheorie hat diesen Dualismus aufgelöst.

Zitat:
Zitat von Timm
Nun kreuzen sich die Bahnen dieser Wellen und es gibt eine WW bei der e-/e+ entstehen.

Falls diese Vorstellung richtig ist, frage ich mich, warum es nur die Hälfte der Gammaquanten erwischt. Sie sind Milliarden Jahre "unterwegs" und haben ein riesiges Angebot, wenn man den Mikrowellenhintergrund dazu nimmt.
Das mit der Hälfte hast du wahrscheinlich aus dem Artikel im Spektrum der Wissenschaft ?
Dieser Prozess hat ja einen gewissen Streuquerschnitt, den man in der QED übrigens äußerst genau berechnen kann; es gibt also eine Wahrscheinlichkeit für diesen Übergang, wenn sich 2 Photonen nahe genug kommen und wenn genügend Energie vorhanden ist. Ich habe kein Gefühl für die Zahlen, denke aber, diese Wahrscheinlichkeit wird nicht immens groß sein. Immerhin sind massive Teilchen im Endzustand; so etwas drückt die Wahrscheinlichkeitsamplitude immer - je massiver die Teilchen, desto unterdrückter ist der Prozess. Darum werden schwerere Paare erst gar nicht erwähnt. Zum anderen glaube ich auch nicht, dass es im Leerraum sonderlich häufig zu "Photon-Photon-Kollisionen" kommt. Ich weiß es aber nicht wirklich, finde die 50% aber nicht so überraschend - könnte mir vorstellen, dass das "hinhaut".



Zitat:
Zitat von Timm
Gibt es eigentlich auch den Prozess der Energieübertragung von Photon zu Photon? Ohne Entstehung von Teilchen?
Ja, es gibt auch elastische Photon-Photon-Streuung. Dieser Pozess ist aber erst in höheren Ordnungen der QED möglich und somit eine Seltenheit:
Der Prozess wird über ein sog. Box-Diagramm vermittelt:



Dies ist von links nach rechts zu lesen: 2 Photonen laufen ein, erzeugen ein virtuelles e+ e- -Paar, welches dann wieder in 2 Photonen annihiliert.
Da dieses Diagramm 4 Vertizes hat (Linien-Kreuzungspunkte) ist es entsprechend unterdrückt. Die linke Hälfte des Diagramms sieht fast so aus wie die Paarerzeugung oben. Dieser Prozess ist so selten, dass er schwierig zu beobachten sein dürfte. Bekannt und beobachtet wird jedoch die Variante, in der eines der Photonen aus dem Coulomb-Feld eines Kerns kommt ("Delbrück-Streuung").

Zitat:
Zitat von Timm
Ich weiß nicht, wie ergiebig eine Diskussion ist, woher die Teilchen nun wirklich stammen, die da auskondensieren. "Kennt" das Vakuum die Teilchen und entläßt sie, wenn genügend Energie vorhanden ist, als reelle Teilchen? Hat Deine Aussage



damit zu tun?

Gruß, Timm
Das ist eher eine Frage der Interpretation. Meine Sicht ist eher, dass ein Photon eine gewisse Tendenz hat, latent als ein virtuelles Teilchen-Antiteilchen-Paar zu erscheinen. Wenn genügend Energie vorhanden ist und Impuls ausgetauscht werden kann mit einem 2. Photon, so kann sich das virtuelle Paar als reelles manifestieren.
Dabei gibt es durchaus auch Wahrscheinlichkeiten für die Bildung von Quark-Antiquarkpaaren. Letzteres ist aktuelles Forschungsobjekt theoretisch wie experimentell. Anbei der Link zu einer Publikation einer lieben Kollegin aus einem frühren Leben von mir

http://arxiv.org/abs/hep-ph/9602428

daraus:
"... This outwardedly strange fact is the result of fluctuations of a photon into quark-antiquark pairs. ... "

Diese Geschichten sind von Interesse, da sie einen Test der QCD darstellen.

Gruß,
Uli
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  #5  
Alt 11.07.09, 20:46
Timm Timm ist offline
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Standard AW: Entstehung von Teilchen+Antiteilchen aus dem Vakuum

Danke für die ausgezeichneten Erläuterungen, Uli.
Ich habe schon bei Rohoni nachgelesen, melde mich morgen wieder,

Gruß, Timm
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  #6  
Alt 12.07.09, 12:09
Timm Timm ist offline
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Standard AW: Entstehung von Teilchen+Antiteilchen aus dem Vakuum

Zitat:
Zitat von Uli Beitrag anzeigen
Das mit der Hälfte hast du wahrscheinlich aus dem Artikel im Spektrum der Wissenschaft ?
So ist es, Uli. Man kennt die Intensität des Hintergrundlichtes sehr genau und hat daraus und dem wohl recht gut bekannten Streuprozess, den Du ja geschildert hast, die Verlustrate der Gammaquanten berechnet. Die höchste bisher gemessene Energie betrug 100 TeV! Dagegen dürfte der LHC alt aussehen.

Zitat:
Ja, es gibt auch elastische Photon-Photon-Streuung. Dieser Pozess ist aber erst in höheren Ordnungen der QED möglich und somit eine Seltenheit:
und spielt somit für den Schwund der GQ keine Rolle.

Zitat:
Das ist eher eine Frage der Interpretation. Meine Sicht ist eher, dass ein Photon eine gewisse Tendenz hat, latent als ein virtuelles Teilchen-Antiteilchen-Paar zu erscheinen. Wenn genügend Energie vorhanden ist und Impuls ausgetauscht werden kann mit einem 2. Photon, so kann sich das virtuelle Paar als reelles manifestieren.
Inzwischen habe ich bei Deiner früheren Kollegin nachgelesen:

Zitat:
Zitat von Rohini M. Godbole: This thus endows the Photon with a hadronic structure...
Ich habe ab S. 3 nahezu abgeschaltet, vermute aber, sie hatte eine 'leptonic structure' nicht im Fokus. Gibt es denn irgendwelche Teilchen mit Ruhemasse, die nicht im Photon enthalten sind. Bei populären Besprechungen des Urknall gibt es den anfänglichen "Feuerball" der dann über Symmetriebrechungen nach und nach die Teilchen dieser Welt freigibt. Eine Weile dachte ich, mit dieser uranfänglichen Energie wären Photonen gemeint, die nach der derzeitigen Standardtheorie das sog. falsche Vakuum erzeugt. Bei Bojowald klingt das schon anders, Erzeugung aller Teilchen aus der Expansion der diskreten Raumzeit. Ich will das aber jetzt nicht vertiefen.

Besonders interessant erscheint mir:

Zitat:
The most thoroughly studied reactions of this type involve interactions of a real and a virtual photon ... deep inelastic scattering DIS
Ich bezeichne jetzt mal den griechischen Buchstaben gamma, den ich nicht tippen kann, mit g. Für mein Verständnis, was bedeutet eg -> eX. X interpretiere ich als quark/antiquark. DIS liefert aber auch e-/e+, ok?

Kannst Du mir Figure 1. erklären und auch was quark parton model meint?

Die eg Streuung scheint keine Rolle zu spielen (in Bezug auf den Schwund), obwohl der virtuelle Partner doch allgegenwärtig ist, oder?

Diese ganze Thematik ist völlig neu für mich, interessiert mich sehr,

Gruß, Timm

P.S. Ich habe seit 40 Jahren gewisse Bande zu Indien, aber nicht auf wissenschaftlicher Ebene.
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  #7  
Alt 12.07.09, 15:53
Uli Uli ist offline
Singularität
 
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Standard AW: Entstehung von Teilchen+Antiteilchen aus dem Vakuum

Zitat:
Zitat von Timm Beitrag anzeigen

Ich habe ab S. 3 nahezu abgeschaltet, vermute aber, sie hatte eine 'leptonic structure' nicht im Fokus.
Das Hauptmotiv dieser Studien ist es, die QCD zu testen. Leptonen wechselwirken aber nicht stark - drum sind sie in diesem Kontext uninteressant.

Zitat:
Zitat von Timm Beitrag anzeigen
Gibt es denn irgendwelche Teilchen mit Ruhemasse, die nicht im Photon enthalten sind.
Sämtliche geladenen Elementarteilchen und ihre Anti-Partner werden im Photon als Fluktuation erzeugt. Elektrisch neutrale Teilchen kommen nicht in Frage, denn diese koppeln nicht an das Photon - Photon ist ja der Vermittler der elm. Wechselwirkung, deren Kopplungskonstante die elektrische Ladung ist.

Zitat:
Zitat von Timm Beitrag anzeigen
Bei populären Besprechungen des Urknall gibt es den anfänglichen "Feuerball" der dann über Symmetriebrechungen nach und nach die Teilchen dieser Welt freigibt. Eine Weile dachte ich, mit dieser uranfänglichen Energie wären Photonen gemeint, die nach der derzeitigen Standardtheorie das sog. falsche Vakuum erzeugt. Bei Bojowald klingt das schon anders, Erzeugung aller Teilchen aus der Expansion der diskreten Raumzeit. Ich will das aber jetzt nicht vertiefen.
Meines Wissens war dieser "primordial fireball" ein ultra-heißes Plasma, in welchem z.B. die Quarks noch als freie Teilchen vorkamen. Durch die Expansion ist dieses Plasma abgekühlt und das Vakuum hat einen Zustandsübergang durchgemacht; im neuen Zustand gab es dann Quark-Confinement - also keine freien Quarks mehr, sondern Hadronen. Ich denke, das Quark-Gluon-Plasma, das in den Beschleunigern erzeugt werden soll, ist im wesentlichen dasselbe. Siehe z.B.
http://arxiv.org/abs/hep-ph/0006085

Ganz ähnlich, wie auch Materie bei Temperaturänderungen thermodynamische Zustandsänderungen ausführt.

Aber nimm meine Anmerkungen bitte kritisch; ich sage das alles so aus meinem schwachen Gedächntnis heraus, ohne es geprüft zu haben.

Zitat:
Zitat von Timm Beitrag anzeigen
Besonders interessant erscheint mir:

Ich bezeichne jetzt mal den griechischen Buchstaben gamma, den ich nicht tippen kann, mit g. Für mein Verständnis, was bedeutet eg -> eX. X interpretiere ich als quark/antiquark.
Rohini sagt es selbst:
"where X is any hadronic system"
X steht also für eine Menge von Teilchen, die Hadronen enthalten. Da Hadronen aus Quarks bestehen, bist du mit deiner Vermutung ganz dicht dran. Es werden i.a. auch mehr als 1 Quark-Antiquark-Paar sein. Bei diesen Experimenten entstehen ja ganze Jets von herausschießenden Teilchen.



Zitat:
Zitat von Timm Beitrag anzeigen

DIS liefert aber auch e-/e+, ok?
Bin jetzt leider überfragt, ob so etwas auch so klassifiziert wird. Gibt es aber auf jeden Fall.

Zitat:
Zitat von Timm Beitrag anzeigen

Kannst Du mir Figure 1. erklären und auch was quark parton model meint?
Der Begriff "Parton" stammt noch aus den Anfängen der tief inelastischen Streu-Experimente mit Nukleonen. Diese Experimente zeigten, dass es im Nukleon unterschiedliche Streuzentren gibt. Diese hatte man als Partonen bezeichnet. Es zeigte sich, dass man diese Partonen im wesentlichen mit den Constituent-Quarks im Nukleon identifizieren kann, aber nur "im wesentlichen", denn es wird gelegentlich auch Streuung an See-Quarks oder Gluonen beobachtet. Denn auch beispielsweise im Proton, das ja aus den Constituent - Quarks uud besteht gibt es Teilchen-Antiteilchen-Fluktuationen; die entsprechenden Quark-Antiquarkpaare bezeichnet man als See-Quarks.

Fig. 1 muss von links nach rechts gelesen werden; es geht um Elektron-Photon-Streuung; das Elektron läuft oben ein, das Photon unten.
Das Elektron kann aufgrund seiner Ladung ein virtuelles Photon erzeugen, das von oben nach unten läuft. Der "Bubble" unten symbolisiert alle möglichen Interaktionen zwischen diesem virtuellen und dem einlaufenden reellen Photon.
In Fig. 2 "zoomen" wir sozusagen in diesen Bubble hinein und sehen, wie das Standardmodell diese Inetraktion erklärt. Es gibt jede Menge Beiräge, von denen die wichtigsten herausgegriffen wurden. In Fig. 2a wird unmittelbar über die elm. WW ein Quark-Antiquark-Paar erzeugt (das Thema dieses Threads); die Abbildungen 2b demonstrieren, wieso die QCD überhaupt ins Spiel kommt; die spiraligen Linien stehen nämlich für virtuelle Gluonen (starke WW).

Zitat:
Zitat von Timm Beitrag anzeigen

Die eg Streuung scheint keine Rolle zu spielen (in Bezug auf den Schwund), obwohl der virtuelle Partner doch allgegenwärtig ist, oder?
Elektron - Photon- Streuung setzt ein reelles Elektron voraus; das ist nicht allgegenwärtig.

Zitat:
Zitat von Timm Beitrag anzeigen
Diese ganze Thematik ist völlig neu für mich, interessiert mich sehr,

Gruß, Timm

P.S. Ich habe seit 40 Jahren gewisse Bande zu Indien, aber nicht auf wissenschaftlicher Ebene.
Ja, meine Frau und ich hatten damals auch sehr freundschaftliche Beziehungen zu Rohini. Wir haben die indische Küche ein wenig kennen gelernt und ein Kollege aus Dortmund ist dann auch später oft nach Indien gefahren. Die bunt international gemischten Teams machten für mich einen besonderen Reiz an der Grundlagenforschung in der Physik.

Wir hatten - mit einem weiteren Kollegen - übrigens auch mal gemeinsam was geschrieben:
http://adsabs.harvard.edu/abs/1987PhLB..194..302G
Das hatte ich aber jetzt schon fast völlig vergessen. Zu lang her .. .

Gruß,
Uli

Ge?ndert von Uli (12.07.09 um 15:56 Uhr) Grund: Typos
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  #8  
Alt 12.07.09, 17:59
Benutzerbild von Marco Polo
Marco Polo Marco Polo ist offline
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Standard AW: Entstehung von Teilchen+Antiteilchen aus dem Vakuum

Zitat:
Zitat von Uli Beitrag anzeigen
Wir hatten - mit einem weiteren Kollegen - übrigens auch mal gemeinsam was geschrieben:
http://adsabs.harvard.edu/abs/1987PhLB..194..302G
Das hatte ich aber jetzt schon fast völlig vergessen. Zu lang her...
Alle Achtung Uli. Du warst also früher mal an der Grundlagenforschung beteiligt.

Darf ich dir eine persönliche Frage stellen? Was hat dich damals bewogen, damit aufzuhören? Musst du natürlich nicht beantworten.

Gruss, Marco Polo
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  #9  
Alt 12.07.09, 19:43
Uli Uli ist offline
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Standard AW: Entstehung von Teilchen+Antiteilchen aus dem Vakuum

Zitat:
Zitat von Marco Polo Beitrag anzeigen
Alle Achtung Uli. Du warst also früher mal an der Grundlagenforschung beteiligt.

Darf ich dir eine persönliche Frage stellen? Was hat dich damals bewogen, damit aufzuhören? Musst du natürlich nicht beantworten.

Gruss, Marco Polo
Kein Problem, Marco.

Es waren hauptsächlich sehr schlechte Chancen, in absehbarer Zeit eine permanente Position zu bekommen (zu viele Post-Docs und zu wenig Professoren-Stellen); viele der an Teilchentheorie interessierten Kollegen hatten damals wie ich den Abflug in die EDV gemacht.

Aber von denen, die durchgehalten haben, haben es dann wohl doch die meisten geschafft und sitzen mittlerweile auf ihren Professoren-Stellen - aber teils nach einem Dutzend abenteuerlichen 2 - 4 Jahrespositionen an den "Rändern der Welt".

Mir war nicht so nach Abenteuern - hatte Familie mit Kindern im Sinn.

Gruß,
Uli
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  #10  
Alt 12.07.09, 20:01
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Marco Polo Marco Polo ist offline
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Standard AW: Entstehung von Teilchen+Antiteilchen aus dem Vakuum

Zitat:
Zitat von Uli Beitrag anzeigen
Mir war nicht so nach Abenteuern - hatte Familie mit Kindern im Sinn.
Das leuchtet ein. Danke für den Einblick.
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