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  #16  
Alt 07.05.10, 10:28
cadrim cadrim ist offline
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Registriert seit: 23.05.2007
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Beitr?ge: 55
Standard AW: Der freie Wille

Zitat:
Zitat von Uli Beitrag anzeigen
Wie können wir dann z.B. jemanden für seine Taten verantwortlich machen und vor Gericht stellen, wenn er doch letztendlich eh gar keine Wahl gehabt hatte ?
Ich finde, dass dies kein sehr nützliches Modell über den menschlichen Geist ist.
Ich denke, dass deine Sorgen unberechtigt sind, da es nicht zu diesen Konsequenzen kommen wird, wenn sich diese Erkenntnis durchsetzt. Es braucht keine Schuld oder einen Schuldigen um festzustellen, was fuer eine Person oder eine Gesellschaft gut oder richtig ist. Die Moral und die Gesetzgebung werden sich nur marginal ändern, wenn wir diese Idee akzeptieren und nur in eine imho fuer die Menschheit positive Richtung.

Die Einteilung in gute und schlechte Menschen resultiert aus der persönlichen Erfahrung, wo diese Beurteilung durchaus Sinn macht. Geschmäcker sind verschieden und was den einen glücklich macht, kann bei einem anderen tiefe Ablehnung hervorrufen.
Vom einzelnen auf die Masse geschlossen ergibt sich daraus eine Moral und ein Gesetzeswerk, was idealerweise a) einerseits das Überleben der Gesellschaft garantiert und b) andererseits soviele wie moegliche unterschiedliche Individuen bestmoeglich integriert.
Eine Gesellschaft muss an beiden Werten gemessen werden, wobei a) erst im Nachhinein beurteilt werden kann und nur gesichert ist, wenn das Scheitern definitv ist, während b) an vielen Parametern abgelesen werden kann. Zufriedenheit, Wohlstand, Anzahl der Insassen in Gefägnissen usw.

Makroskopisch betrachtet kann man die Welt nicht in gut und böse einteilen. Es ergibt keinen Sinn einen Löwen zu verurteilen, der die fremden Nachkommen in seinem Rudel umbringt, oder Spinnenweibchen, die nach der Paarung das Männchen auffressen. Es ist nur nicht mit unseren Vorstellungen von Moral vereinbar, die darauf basieren, dass wir uns fuer konsensfaehig mit der Natur halten. Dabei wird der Mensch eines Tages als eines der schlimmsten Monster der Evolution gelten und die Gräueltaten von Löwen und Spinnenweibchen bei weitem übertreffen.

Was auch immer es ist was Neues entstehen lässt, es ist nicht das was wir unter freien Willen verstehen. Kreatives Verhalten ist bereits seit Entstehen des Universums vorhanden und daher weit vor dem Emergieren des Bewusstseins. Unterschiede sind sogar die Grundlage allen Lebens und jeglicher Existenz und die Basis der Kraetiviaet. Sowas wie Gleichheit und Gleichberechtigung gibt es in der Natur nicht, es widerspricht ihr. Kreativität hat nichts mit freiem Willen zu tun. Es besteht daher keine Gefahr, dass wir alles als gleich gut anerkennen, denn es widerspricht den Naturgesetzen.
Eine interessante Frage in diesem Zusammenhang ist: "Wann wurde der freie Wille in die Evolution integriert?" Mit dem Menschen? Den Tieren oder gar den Pflanzen?

Es ist die Angst vor dem Chaos und die Sorge um den Verlust des Sinnes im Leben, dass uns an dieser Erfindung des freien Willens festhalten lässt. Dieser Gedanke hat sich einfach zu gut in unser Leben eingefügt, dabei wird in seinem Namen seit Menschen gedenken großen Unheil verbrochen und dem Egoismus das Wort geredet. Würden wir die Menschen als das begreifen was sie sind, wie sie auch in der Psychologie beschrieben werden als ein Produkt aus Anlage und Umwelt, dann würde daraus resultieren, dass erfolgreiche Menschen weniger arrogant sein könnten und sich mehr ihrer Verantwortung stellen muessten. Keine Konsequenz ist daraus abzuleiten, dass jedes Verhalten gleich richtig oder gut fuer die Gesellschaft ist. Es bleibt die Verantwortung des einzelnen im Rahmen seiner Möglichkeiten.

Wie die Gesellschaft mit jenen umgeht, die sich nicht so gut integrieren koennen, bleibt nach wie vor eine Herausforderung und muss ein guter Kompromiss sein zwischen Effektivitaet und Integritaet. Einserseits muss das überleben der Gruppe gesichert sein, andererseits gilt, dass so viele als moeglich daran Teil haben muessen, da sonst das Überleben nicht gesichert ist. In der Ausgrenzung von einzelnen steckt ein enormes Masz an potientieller Energie und Gefahr fuer die Gesamtheit.

Sollten wir also uebereinkommen und der Schuld abschwoeren, dann wuerde das bedeuten, dass wir weitaus liberaler und verstaendnisvoller mit devianten Personen umgehen muessten. Allein schon dies wuerde aus meiner Sicht den Umgang miteinander revoluzieren und „menschlicher machen“. Nicht zuletzt, da es uns alle treffen kann eines Tages zu scheitern. Wir koennen ungemein viel lernen von den Menschen die scheitern.

Das einzige worauf wir verzichten muessten ist, der Wunsch auf Rache, auch wenn es im Schmerz des Verlustes so richtig erscheint. Es reicht, wenn die Gesellschaft aus Gruenden der Ratio weiterhin darauf besteht, Menschen die vom vorgeschrieben Weg abkommen durch erzieherische Masznahmen wieder auf den Weg zu bringen. Dies leitet sich ganz natuerlich aus der obersten Praemisse auf der Veranwortung zum Überleben der Art zu sorgen ab.

Das schoene waere unter Umstaenden sogar, dass wir dank dieses neuen Ansatzes bei einer Gesundung eines "Schuldigen" uns leichter tun, diesem wieder eine zweite Chance zu geben.
__________________
"Für einen intelligenten Menschen ist es Zeitverschwendung, mit der Mehrheit zu gehen. Definitionsgemäß gibt es genügend Leute dafür." G.H. Hardy

Ge?ndert von cadrim (07.05.10 um 10:39 Uhr)
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