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-   -   Der Begriff Information (http://www.quanten.de/forum/showthread.php5?t=1987)

ingeniosus 05.08.11 13:48

Der Begriff Information
 
Physiker basieren sich gerne auf der Mathematik.

Also ist Information die Umkehrung der Auftrittswahrscheinlichkeit wie es Hartley und Shannon ursprünglich festgelegt haben.

1 Bit ist eine Einheit zur Messung des "Neuheitswertes".

1 Bit ist aber auch eine binäre Ziffer (=Teil einer Zahl).


Konsequenterweise müsste dann aber auch jeder Ziffer/Zahl (etwa auch einer dezimalen) ein Informationsgehalt zuteilbar sein......

... oder ist Information mehr?

Bauhof 05.08.11 15:03

AW: Der Begriff Information
 
Zitat:

Zitat von ingeniosus (Beitrag 62314)
... oder ist Information mehr?

Hallo ingeniosus,

ja, Information ist sicherlich mehr. Anton Zeilinger meint dazu, dass Wirklichkeit und Information die zwei Seiten einer Medaille sind. Schließlich macht Zeilinger dazu einen radikalen Vorschlag:

Wirklichkeit und Information sind dasselbe.

Seinen Vorschlag findet man in [1]. Zeilinger schreibt dazu auf Seite 228 folgendes:
Zitat:

Eine Welt, die so beschaffen ist, dass die Information, die wir besitzen - und wir besitzen nicht mehr -, offenbar in gewisser Weise auch unabhängig vom Beobachter besteht.

Aber in welcher Weise ist sie unabhängig vom Beobachter? Am stärksten sieht man das wahrscheinlich im quantenmechanischen Einzelprozess, dort, wo zum Beispiel rein zufällig ein Detektor das Teilchen registriert und der andere nicht. Hierbei werden alle Beobachter darin übereinstimmen, welcher Detektor das ist. Diese Unbeeinflussbarkeit des Einzelereignisses und die Übereinstimmung aller Beobachter über das Ergebnis sind wahrscheinlich die stärksten Hinweise darauf, dass es eine von uns unabhängige Welt gibt.

Was sind aber nun diese Eigenschaften der Wirklichkeit? Gibt es überhaupt diese Eigenschaften der Wirklichkeit? Was können wir über diese Wirklichkeit je wissen? Was bedeuten diese Fragen, wo wir ja schon gesehen haben, dass Information eine fundamentale Rolle spielt? Dazu möchte ich einen radikalen Vorschlag machen:

"Wirklichkeit und Information sind dasselbe."
Ich schlage also vor, die zwei Konzepte, die bisher anscheinend etwas völlig Verschiedenes beschrieben haben, als die zwei Seiten ein und derselben Medaille zu betrachten, im Grunde in ähnlicher Weise, wie wir von Einstein in der Relativitätstheorie gelernt hatten, dass Raum und Zeit zwei Seiten derselben Medaille sind.

Der Vorschlag ist also, wegen unseres Postulats, dass kein Naturgesetz und keine Naturbeschreibung einen Unterschied zwischen Wirklichkeit und Information machen dürfen, die beiden als dasselbe anzusehen. Daher sollten wir nun auch einen neuen Begriff prägen, der beides umschließt, die Wirklichkeit und die Information. Daran, dass es einen solchen Begriff nicht nur noch nicht gibt, sondern dass es uns offenbar auch schwerfällt einen solchen auch nur zu denken, erkennen wir schon, wie diffizil die damit verbundenen konzeptiven Probleme sind. Unsere frühere Aussage, dass Information der Urstoff des Universums sei, ist nun auch im Sinne dieses gemeinsamen Begriffs von Wirklichkeit und Information zu sehen.
Mit freundlichen Grüßen
Eugen Bauhof

[1] Zeilinger, Anton
Einsteins Schleier.
Die neue Welt der Quantenphysik.
München 2003. ISBN=3-406-50281-4

JoAx 05.08.11 16:21

AW: Der Begriff Information
 
Hallo Eugen!

Wie ist nach Zeilinger ein "Beobachter" definiert?
Ist dieser von der "Welt" unabhängig?
Kann dieser überhaupt von der "Welt" unabhängig sein?
Was wäre das für ein "Ding", wenn es von der "Welt" unabhängig wäre?
Speziell - Was hätte dieses "Ding" in der "Welt" zu suchen?


Gruß, Johann

Bauhof 05.08.11 16:53

AW: Der Begriff Information
 
Zitat:

Zitat von JoAx (Beitrag 62320)
Wie ist nach Zeilinger ein "Beobachter" definiert?
Ist dieser von der "Welt" unabhängig?
Kann dieser überhaupt von der "Welt" unabhängig sein?

Hallo Johann,

ich habe Zeilinger so verstanden, dass es eine vom Beobachter unabhängige Welt besteht.

Er schrieb nichts darüber, dass wir Menschen unabhängig von der Welt sein könnten, wie du ihm vielleicht unterstellst. Dass wir Menschen abhängig von der Welt sind, kann doch nicht im (falschen) Umkehrschluss bedeuten, dass es deswegen keine von uns unabhängige Welt geben kann.

M.f.G Eugen Bauhof

JoAx 05.08.11 17:08

AW: Der Begriff Information
 
Zitat:

Zitat von Bauhof (Beitrag 62321)
Hallo Johann,

ich habe Zeilinger so verstanden, dass es eine vom Beobachter unabhängige Welt besteht.

Er schrieb nichts darüber, dass wir Menschen unabhängig von der Welt sein könnten, wie du ihm vielleicht unterstellst. Dass wir Menschen abhängig von der Welt sind, kann doch nicht im (falschen) Umkehrschluss bedeuten, dass es deswegen keine von uns unabhängige Welt geben kann.

M.f.G Eugen Bauhof

Ich glaube, du hast mich nicht ganz verstanden, Eugen.

Zeilingers Argumentation beruht auf dem Begriff eines "Beobachters". Das ist ein wesentlicher Bestandteil seiner Schlussfolgerungen, seiner Theorie, könnte man sagen.

Wie ist ein "Beobachter" aber physikalisch definiert?
Gibt es dafür überhaupt eine Definition?

In der KM gibt es z.B. keine Beobachter, nur Inertialsysteme.

Warum muss man von einer Unabhängigkeit der "Welt" von einem "Beobachter" überhaupt sprechen? Was ist daran so wichtig?


Gruß, Johann

Eyk van Bommel 05.08.11 21:47

AW: Der Begriff Information
 
Hallo Johann,
Zitat:

Wie ist ein "Beobachter" aber physikalisch definiert?
Gibt es dafür überhaupt eine Definition?
Beobachtung bedeutet für mich Wechselwirkung (Messung)
Beobachter interpretiert die Beobachtung.

Gruß
EVB

JoAx 05.08.11 21:56

AW: Der Begriff Information
 
Zitat:

Zitat von Eyk van Bommel (Beitrag 62323)
Beobachtung bedeutet für mich Wechselwirkung (Messung)
Beobachter interpretiert die Beobachtung.

Sagt mir nichts, ehrlich gesagt, Eyk. :confused:


Gruß, Johann

Philipp Wehrli 06.08.11 01:10

AW: Der Begriff Information
 
Zitat:

Zitat von JoAx (Beitrag 62322)
Wie ist ein "Beobachter" aber physikalisch definiert?
Gibt es dafür überhaupt eine Definition?

Es gibt keine offizielle Definition und der Gebrauch unterscheidet sich erheblich. Insbesondere ist nicht immer ein Lebewesen gemeint. Rainer Oloff definiert z. B. den 'Beobachter' in seinem Buch über die Geometrie der Raumzeit so (statt f lies Gamma, statt element setze das Elementzeichen):
"Ein Beobachter ist eine stetig differenzierbare Abbildung f von einem Intervall nach M (Kurve), deren Tangentenvektoren f'(t) element Mf(t) zukunftsweisend zeitartig mit g(f'(t), f'(t)) = 1 sind."


Zitat:

Zitat von JoAx (Beitrag 62322)
Warum muss man von einer Unabhängigkeit der "Welt" von einem "Beobachter" überhaupt sprechen? Was ist daran so wichtig?

In der Quantentheorie ist das entscheidend, insbesondere im Einstein-Podolsky-Rosen Experiment:
http://homepage.hispeed.ch/philipp.w...sky_rosen.html

Es ist sehr schwierig, zu definieren, was 'Realität' heisst. Konsistent durchführbar ist diese Definition nur aufbauend auf eine der zwei Ansichten:
1. Die Realität hängt vom Beobachter ab.
2. Es gilt die Viele-Welten Interpretation.

Manche Physiker haben sich entschieden, den Begriff nicht zu definieren und einfach wütend zu werden, wenn sie danach gefragt werden.

EMI 06.08.11 01:57

AW: Der Begriff Information
 
Zitat:

Zitat von Philipp Wehrli (Beitrag 62327)
Es ist sehr schwierig, zu definieren, was 'Realität' heisst. Konsistent durchführbar ist diese Definition nur aufbauend auf eine der zwei Ansichten:
1. Die Realität hängt vom Beobachter ab.
2. Es gilt die Viele-Welten Interpretation.

Das dazu nur eine von den beiden (von Dir ausgewählten) Ansichten weiter hilft, ist aber nur ne Ansicht von Dir Philipp.

Hawkwind 06.08.11 08:41

AW: Der Begriff Information
 
Zitat:

Zitat von Philipp Wehrli (Beitrag 62327)
´´
Es ist sehr schwierig, zu definieren, was 'Realität' heisst. Konsistent durchführbar ist diese Definition nur aufbauend auf eine der zwei Ansichten:
1. Die Realität hängt vom Beobachter ab.
2. Es gilt die Viele-Welten Interpretation.

Manche Physiker haben sich entschieden, den Begriff nicht zu definieren und einfach wütend zu werden, wenn sie danach gefragt werden.

Ist ja auch schlicht falsch; auch im Kontext der Kopenhagener Deutung "hängt die Realität nicht vom Beobachter ab - zumindest solange man Realität über Beobachtbares definiert (s.u.)". Würde ja bedeuten, dass Beobachter A andere Ergebnisse bekommt als Beobachter B, wenn er ein Experiment unabhängig wiederholt. Das ist ja nun bekanntlich nicht der Fall, dann wäre es ja auch vorbei mit der unabhängigen Reproduzierbarkeit von Messergebnissen und damit eigentlich Schluss mit Physik.
Man muss bei der "Messung von Quanteneffekten" eben berücksichtigen, dass ggf. ein statistisches Ensemble von Messungen durchzuführen ist und in diesem Fall wird Experimentator A innerhalb der Messfehler kompatible Erwatungswerte bekommen.
Was man dagegen sagen kann, ist dass die Messung nicht vom Messobjekt getrennt werden kann - eine Zustandsveränderung des Messobjektes erfolgt zwangsläufig in der Kopenhagener Deutung ("Kollaps"). Das mag besonders strengen Definitionen von "Objektivität" vielleicht nicht genügen.
Die VWI hat andere Nachteile, die verhindert haben, dass sie von allen akzeptiert wird. Aus meiner Sicht ist der große Vorteil der KD ihre Einfachheit; man bekommt ein Rezept, das man sich leicht merken kann. Hat zwar obige Nachteile, aber die Deutungen sind ja nun allesamt Metaphysik, da experimentell nicht unterscheidbar. Was soll's also, da so ein Getue drum zu machen (natürlich nur meine persönliche Sicht).

Gruß,
Hawkwind

Bauhof 06.08.11 09:15

AW: Der Begriff Information
 
Zitat:

Zitat von Hawkwind (Beitrag 62329)
Man muss bei der "Messung von Quanteneffekten" eben berücksichtigen, dass ggf. ein statistisches Ensemble von Messungen durchzuführen ist und in diesem Fall wird Experimentator A innerhalb der Messfehler kompatible Erwatungswerte bekommen.
Was man dagegen sagen kann, ist dass die Messung nicht vom Messobjekt getrennt werden kann - eine Zustandsveränderung des Messobjektes erfolgt zwangsläufig in der Kopenhagener Deutung ("Kollaps"). Das mag besonders strengen Definitionen von "Objektivität" vielleicht nicht genügen.

Hallo Hawkwind,

das erscheint mir plausibel, dass die Messung nicht vom Messobjekt getrennt werden kann.

Ein Problem ensteht m.E. nur dadurch, wenn jemand meint, dass dabei auch die Wahrnehmung des menschlichen (oder tierischen) Beobachters einen Einfluss auf das Ergebnis einer Messung hat. Dies halte ich für falsch.

M.f.G. Eugen Bauhof

Hawkwind 06.08.11 09:34

AW: Der Begriff Information
 
Zitat:

Zitat von Bauhof (Beitrag 62330)
Hallo Hawkwind,

das erscheint mir plausibel, dass die Messung nicht vom Messobjekt getrennt werden kann.

Ein Problem ensteht m.E. nur dadurch, wenn jemand meint, dass dabei auch die Wahrnehmung des menschlichen (oder tierischen) Beobachters einen Einfluss auf das Ergebnis einer Messung hat. Dies halte ich für falsch.

M.f.G. Eugen Bauhof

Ich auch; solche Standpunkte greifen aber immer wieder esoterische oder pseudo-religiöse Buchautoren gerne auf: gezielte Beeinflussung der Realität durch das Bewusstsein.

Mir ist auch nicht wirklich klar, dass andere Deutungen diese Problematik (Beeinflussung des Objektes durch den Messprozess) wirklich vermeiden: die Beeinflussung des Quants durch eine Messung ist für mich eine grundlegende Eigenschaft der Quantentheorie.

Man kann natürlich sagen, es gab schon immer 97 Millionen unterschiedliche Experimentatoren, die bislang völlig gleiche Historien erfahren haben und ab der Messung unterschiedliche Ergebnisse bekommen; das Quant wurde also gar nicht verändert durch die Messung, sondern es gab schon zuvor 97 Mio Kopien in unterschiedlichen Quantenzuständen.
Die Einführung unbegrenzt vieler für uns unbeobachtarer Welten als Teil unserer Realität finde ich aber nun auch nicht wirklich befriedigend. Theoretiker wie Tegmark haben aber auch an dieser "Ecke" Modifikationen der VWI anzubieten; da kenne ich mich aber nicht aus.

JoAx 06.08.11 10:33

AW: Der Begriff Information
 
Hallo Philipp!

Zitat:

Zitat von Philipp Wehrli (Beitrag 62327)
Insbesondere ist nicht immer ein Lebewesen gemeint. Rainer Oloff definiert z. B. den 'Beobachter' in seinem Buch über die Geometrie der Raumzeit so (statt f lies Gamma, statt element setze das Elementzeichen):
"Ein Beobachter ist eine stetig differenzierbare Abbildung f von einem Intervall nach M (Kurve), deren Tangentenvektoren f'(t) element Mf(t) zukunftsweisend zeitartig mit g(f'(t), f'(t)) = 1 sind."

Ich bin mir zwar nicht sicher, aber diese Definition scheint mir ein Bezugssystem zu definieren. Richtig? Ein "Beobachter", u.a. auch ein Denkender, kann dann eines der vielen einnehmen.

Was ist das Analogon eines BS-s in der QM?
Eines, dass auf all die unterschwelligen Assoziationen, die mit dem Wort - Beobachter - verbunden sind, verzichtet. ?


Gruß, Johann

Bauhof 06.08.11 14:03

AW: Der Begriff Information
 
Zitat:

Zitat von JoAx (Beitrag 62320)
Wie ist nach Zeilinger ein "Beobachter" definiert?

Hallo Johann,

Zeilinger misst dem Beobachter keine entscheidende Bedeutung bei. Dies entnehme ich jedenfalls seiner Bemerkung in [1] auf Seite 59:
Zitat:

Es ist also unerheblich, ob ein Beobachter über eine Messung Notiz davon nimmt, welchen Weg das Teilchen nimmt. Allein dass man diesen Weg bestimmen könnte, reicht aus, um die Interferenz zum Verschwinden zu bringen. Man kann dies etwa in folgender Weise auf den Punkt bringen. Solange die Information etwa darüber, welchen Weg das Teilchen durch den Doppelspalt nimmt, irgendwo vorhanden ist - und das kann irgendwo im Universum sein -, kann die komplementäre Größe, nämlich das Interferenzbild, nicht wohldefiniert sein.
Den psychischen Akt der Beobachtung und damit dem Beobachter billigt offenbar bereits Werner Heisenberg keine besondere Bedeutung zu. Er schreibt in [2]:
Zitat:

Es bezeichnet dabei den physikalischen, nicht den psychischen Akt der Beobachtung, und wir können sagen, dass der Übergang vom Möglichen zum Faktischen stattfindet, sobald die Wechselwirkung des Gegenstandes mit der Messanordnung, und dadurch mit der übrigen Welt, ins Spiel gekommen ist.

Der Übergang ist nicht verknüpft mit der Registrierung im Geiste des Beobachters.
M.f.G. Eugen Bauhof

[1] Zeilinger, Anton
Einsteins Schleier.
Die neue Welt der Quantenphysik.
München 2003. ISBN=3-406-50281-4

[2] Werner Heisenberg
Die Kopenhagener Deutung der Quantentheorie.
Aufsatz in:
Blum, Walter; Dürr, Hans-Peter; Rechenberg, Helmut (Hrsg.)
Werner Heisenberg.
Gesammelte Werke. Abteilung C: Allgemeinverständliche Schriften.
Band 2: Physik und Erkenntnis. 1956 - 1968.
München 1984. ISBN=3-492-02926-4

Eyk van Bommel 06.08.11 17:20

AW: Der Begriff Information
 
Hallo Johann,
Zitat:

Sagt mir nichts, ehrlich gesagt, Eyk
War wohl zu kurz geraten?
Zitat:

Beobachter interpretiert die Beobachtung.
=
Zitat:

Den psychischen Akt der Beobachtung und damit dem Beobachter ….keine besondere Bedeutung…
und
Zitat:

Beobachtung bedeutet für mich Wechselwirkung (Messung)
=
Zitat:

.. .. Beeinflussung des Quants durch eine Messung ist für mich eine grundlegende Eigenschaft der Quantentheorie….
Ein kleiner Teil aller Wechselwirkungen dient Beobachtern zur Interpretation = Messung.

Aber das wirst du ja nicht anders sehen?
Zitat:

Wie ist ein "Beobachter" aber physikalisch definiert?
Gibt es dafür überhaupt eine Definition?
Da dem Beobachter keine physikalische Rolle zugesprochen werden kann, sollte es auch keine geben?

Gruß
EVB

Gandalf 07.08.11 11:09

AW: Der Begriff Information
 
Hallo!
Zitat:

Zitat von Hawkwind (Beitrag 62331)
Ich auch; solche Standpunkte greifen aber immer wieder esoterische oder pseudo-religiöse Buchautoren gerne auf: gezielte Beeinflussung der Realität durch das Bewusstsein.

Dir ist aber schon klar, dass die "Fährte dieser Standpunkte" , die zu solchen Mißverständnissen führen, unmittelbar aus dem "Nebel aus dem Norden" - herauskommt!?

Zitat:

http://www.quanten.de/pdf/schroedingers_katze.pdf
Ende der 20er Jahre entstand um den dänischen Wissenschaftler Niels Bohr die bis heute verbreitete Kopenhagener Deutung. Danach führt die Messung durch einen „bewussten“ Beobachter dazu, dass das Teilchen, das sich zuvor in einem Überlagerungszustand befand, abrupt in einen der möglichen Zustände „springt“ (Kollaps der Wellenfunktion). Diese Deutung führte zu dem paradoxen und immer noch häufig zitierten Gedanken-Experiment von Schrödinger aus dem Jahr 1935 – der Ortszustand wird durch die Messgröße „tot“ oder „lebendig“ ersetzt: In einer nicht einsehbaren Kiste ist eine Katze eingesperrt (Schrödingers Katze), die einem Überlagerungszustand aus „lebend“ und „tot“ ausgesetzt ist. Erst die Messung durch einen bewussten Beobachter führt dazu, dass die Katze entweder lebendig oder tot ist.

In den letzten Jahren wurde die Kopenhagener Deutung mehr und mehr von der Theorie der Dekohärenz verdrängt. Demnach kollabiert die Wellenfunktion nicht erst durch einen Beobachter, sondern durch Wechselwirkungen des Systems mit der Umgebung. Der Mechanismus der Dekohärenz kann quantenmechanisch beschrieben werden. Die Dekohärenz-Zeit, also die Zeit, die das System zum Kollabieren benötigt, ist umso kürzer, je größer die Masse des Systems ist. Für Schrödingers Katze schafft das Klarheit: Sie muss nur noch unmerklich kurz in ...

Zu dem ist ja mittlerweile erwiesen, dass durch 'bewusste Konstellation von Messapparaturen' sogar Zerfallsraten von Atomen "manipuliert werden können:
Zitat:

http://de.wikipedia.org/wiki/Quanten-Zeno-Effekt
Insgesamt bekommt man somit bei häufiger Beobachtung eine Zerfallsrate, die deutlich unter der "unbeobachteten" Zerfallsrate liegt. Lässt man die Abstände der Beobachtungen gegen null gehen, was einer Dauerbeobachtung gleichkommt, so geht auch die Zerfallswahrscheinlichkeit gegen null, d. h. das dauernd beobachtete Atom sollte aufgrund dieser Beobachtung gar nicht mehr zerfallen.

Der Quanten-Zeno-Effekt wurde von mehreren Gruppen weltweit mithilfe von Methoden der Lasertechnik und Atomphysik experimentell bestätigt.
Zitat:

Zitat von Hawkwind (Beitrag 62331)
Mir ist auch nicht wirklich klar, dass andere Deutungen diese Problematik (Beeinflussung des Objektes durch den Messprozess) wirklich vermeiden: die Beeinflussung des Quants durch eine Messung ist für mich eine grundlegende Eigenschaft der Quantentheorie.

So ist es. Der "Kanckpunkt" liegt daher ja auch wo anders: 'Wie' erfolgt die Beeinflussung!?

(und u.a. 'deshalb' finden es Kritiker der KD regelmäßig recht "seltsam bis provozierend", wenn von diesem Standpunkt (der KD) aus, mit dem Esoterik-Finger "auf Andere" gezeigt wird! Zu Heisenberg und seiner "physikalischen Interpretation der KD" weiter unten)

Zitat:

Zitat von Hawkwind (Beitrag 62331)
Die Einführung unbegrenzt vieler für uns unbeobachtarer Welten als Teil unserer Realität finde ich aber nun auch nicht wirklich befriedigend. Theoretiker wie Tegmark haben aber auch an dieser "Ecke" Modifikationen der VWI anzubieten; da kenne ich mich aber nicht aus.

Diese "unbegrenzt viele unbeobachtbare Welten" - sind schon schon längst Usus - in der Kosmologie! Seit Aufgabe des Heliozentrischen Weltbildes. Du brauchst nur Deinen Blick Richtung Sternenhimmel zu wenden. - Dann gibt es nur noch "feine Unterschiede" ob man von einem riesigen, aber begrenzten Kosmos ausgeht, oder das Universum für 'unendlich' groß hält. (Alles Vorstellungen, die sich aus dem gegenwärtigen Stand der Wissenschaft gut 'extrapolieren' lassen).

Je nachdem ist es also 'sehr wahrscheinlich - bis gewiss' (es sei denn man hängt bestimmten religiösen Vorstellungen an), dass die Naturgesetze auch dort gelten; dass es an "unbeobachtbaren Stellen" im Universum 'Leben' gibt, hochentwickeltes Leben; Leben, das unserem sehr ähnlich ist; eine "zweite Erde"; ...einen "zweiten Hawkwind"....

...UND - was sollte uns das für uns bedeuten? Belastet uns (Dich) das - wirklich? Hier und Jetzt? Wenn man das anderes sieht, sollte man vlt. aufhören Kosmologie zu betreiben und das Feld den Philosophen und Religiösen überlassen.

Zu Heisenbergs "Variante der KD" (und zum eigentlichen Threadthema zurück) Hier nochmal das vollständige Zitat im Zsammenhang:

Zitat:

http://de.wikipedia.org/wiki/Interpr...uantenmechanik
Werner Heisenberg

Im Gegensatz zu Bohr vertrat Heisenberg eine Interpretation der Quantenmechanik mit realistischen und subjektivistischen Elementen. Gemäß Heisenberg repräsentiert die Wellenfunktion zum einen eine objektive Tendenz, die von Ihm so bezeichnete „Potentia“, dass ein bestimmtes physikalisches Ereignis eintritt. Zum anderen enthält sie „Aussagen über unsere Kenntnis des Systems, die natürlich subjektiv sein müssen“. Hierbei kommt dem Messvorgang eine entscheidende Rolle zu:[30]

Heisenberg-Zitat:Die Beobachtung selbst ändert die Wahrscheinlichkeitsfunktion unstetig. Sie wählt von allen möglichen Vorgängen den aus, der tatsächlich stattgefunden hat. Da sich durch die Beobachtung unsere Kenntnis des Systems unstetig geändert hat, hat sich auch ihre mathematische Darstellung unstetig geändert, und wir sprechen daher von einem „Quantensprung“. […] Wenn wir beschreiben wollen, was in einem Atomvorgang geschieht, müssen wir davon ausgehen, dass das Wort „geschieht“ sich nur auf die Beobachtung beziehen kann, nicht auf die Situation zwischen zwei Beobachtungen. Es bezeichnet dabei den physikalischen, nicht den psychischen Akt der Beobachtung.
Schön! - Es 'bezeichnet' den physikalsichen Akt. 'Bezeichnen' kann man viel. Aber weder Heisenberg noch seine Nachfolger konnten 'zeigen, wie' dieser vonstatten geht. (Daher auch der Vorschlag Jahre später mit dem "Dekohärenzprogramm" nach H.D. Zeh)

In die Nachfolge der 'Heisenbergschen Denkrichtung' der KD trat C.F. Weizsäcker. Diese widerum übernahm Thomas Görnitz, der gegenwärtige Vorsitzende der C.F. V. Weizsäcker-Gesellschaft.

Und dieser befasst sich sehr ausführlich mit dem 'Begriff der Information' in der QT. Und wo Zeilinger, wohl 'Information ohne (unabhängiges) Trägermedium' favorisiert: "Wirklichkeit und Information sind dasselbe." (= also die nicht-realistische Position ala Bohr); stellt Görnitz Berechnungen an.

Ich hatte das in verschiedenen Beiträgen schon eingestellt. Zuletzt hier:
Zitat:

http://www.quanten.de/forum/showpost...6&postcount=69
Die Oberfläche des EH eines sL ist proportional zu Masse im Quadrat. Gemäß der thermodynamsichen Betrachtung (einfacher) schwarzer Löcher von Beckenstein und Hawking gilt für deren Entropie (S) damit folgendes:

S = konst. (Msl)²

(ein möglicher Drehimpuls und eine Ladung bleiben dabei unberücksichtigt)

Für den Entropieunterschied (dS), den eine Massenänderung (dM) durch z.B. ein Photon ausmacht, das in das sL stürzt, ergibt sich:

dS = S1 - S2 = konst.((Msl + dM) ² - (Msl)² ) = konst.(((Msl)² + 2Msl*dM + (dM)²) - (Msl)²)

da (dM)² für ein Photon einen sehr geringer Wert darstellt, kann er weggelassen werden. Übrig bleibt ein (gigantischer) Wert für dasjenige Photon (der Hintergrundstrahlung) das als allerletztes im Universum in das ultimative sL stürzt, nämlich:

dS = konst. 2Msl*dM
Der Begriff "Information" hängt also demnach sehr eng mit dem Begriff "Entropie" zusammen. (Er kommt bei seinen Berechnungen darauf, dass das Universum mindest 10 hoch 123bit an 'unbekannter Information' enthalten muß) Görnitz hat hierzu auch den Begriff "Protyposis" geprägt. Information, Quantentheorie und menschliche Entwicklung hängen demnach eng zusammen.

Hier ein Interview mit ihm (und seiner Frau):
http://www.youtube.com/watch?v=qDW0S3jrzeA

(das vielen der Heisenbergschen Auslegung der KD in Fortschreibung auch nicht- gefallen wird ;-) )

Zitat:

Zitat von Eyk van Bommel (Beitrag 62323)
Beobachtung bedeutet für mich Wechselwirkung (Messung)
Beobachter interpretiert die Beobachtung.

Eine prägnante Zusammenfassung des Wesentlichen. Danke Eyk.


Grüße
(Roger Penrose greift in seinem aktuellen Buch (das leider noch nicht in Übersetzung vorliegt) das Thema Entropie und Information auf. Er attackiert hier wiederum auch die QT selbst. "Comupterdenken" kennt, weis das hier einiges zu erwarten sein wird.)

Hawkwind 07.08.11 11:46

AW: Der Begriff Information
 
Zitat:

Zitat von Gandalf (Beitrag 62335)
Hallo!


Dir ist aber schon klar, dass die "Fährte dieser Standpunkte" , die zu solchen Mißverständnissen führen, unmittelbar aus dem "Nebel aus dem Norden" - herauskommt!?

Zu dem ist ja mittlerweile erwiesen, dass durch 'bewusste Konstellation von Messapparaturen' sogar Zerfallsraten von Atomen "manipuliert werden können:

Das ist doch keine neue "Qualität", die du da ins Spiel bringst: eine Messung beeinflusst den Zustand des Messobjektes, da sind wir uns ja eh alle einig, schätze ich. Und Veränderung des Zustands hat Einfluss auf nachfolgende Messungen, davon sind Lebensdauern nicht ausgeschlossen. Ich sehe nicht, dass zur Erklärung des Quanten-Zeno-Effektes unbedingt das Bewusstsein des Experimentators ins Spiel gebracht werden muss. Zudem wird die VWI diesen paradox anmutenden Effekt ebenfalls erklären können - ansonsten wäre sie per Beobachtung widerlegt.

Zitat:

Zitat von Gandalf (Beitrag 62335)
So ist es. Der "Kanckpunkt" liegt daher ja auch wo anders: 'Wie' erfolgt die Beeinflussung!?

(und u.a. 'deshalb' finden es Kritiker der KD regelmäßig recht "seltsam bis provozierend", wenn von diesem Standpunkt (der KD) aus, mit dem Esoterik-Finger "auf Andere" gezeigt wird!

Da stimme ich dir ja zu.


Zitat:

Zitat von Gandalf (Beitrag 62335)
Zu Heisenberg und seiner "physikalischen Interpretation der KD" weiter unten)

Ja, die KD kann nicht wirklich alle Fragen beantworten; ich bin nun wirklich alles andere als ein kenner der VW-Deutungen, habe aber das Vorurteil, dass auch in diesen Fragen offen bleiben. Nicht ohne Grund hat nicht eine der Deutungen alle anderen völlig verdrängt.

Ich persönlich gebe gerne zu, für mich haben die Deutungen, die das Bewusstsein in den Vordergrund stellen, sogar einen gewissen Reiz, z.B. das anthropische Prinzip mit der faszinierenden Schlussfolgerung
Zitat:

Das Universum muss so beschaffen sein, dass in ihm die Entwicklung von Leben in einem gewissen Stadium seiner Geschichte ermöglicht wird.
.
Erklärt z.B. das oft angeführte "Fine-Tuning-Problem", warum die Naturkonstanten genau die Werte haben, die beobachtet werden.
Schätze, dass die Mehrzahl der Physiker diese Faszination aber nicht teilt und im Grunde ist es ja auch nichts als unbeweisbare (wenn auch auch unwiderlegbare) abenteurliche Phantasie und deshalb betone ich hier im Forum eher die "nüchternen" Varianten der KD und die Dekohärenz, die den Wechselwirkungsprozess in den Vordergrund stellen.

Gruß,
Hawkwind

Benjamin 07.08.11 15:31

AW: Der Begriff Information
 
Zitat:

Zitat von Eyk van Bommel (Beitrag 62323)
Beobachtung bedeutet für mich Wechselwirkung (Messung)
Beobachter interpretiert die Beobachtung.

Das trifft den Nagel meines Erachtens ziemlich genau auf den Kopf.
Messung bedeutet immer Wechselwirkung, ohne Wechselwirkung keine Messung. Fakt ist, dass eine Wechselwirkung immer etwas Gegenseitiges ist. Das heißt, eine Messung beeinflusst zwangsläufig das zu messende Objekt. In der KM konnte man diese Beeinflussung in der Regel vernachlässigen. Die Beobachtung eines fallenden Steines gelingt über Licht sehr genau und der Einfluss des Lichtes auf den Stein kann vernachlässigt werden.
Wir gelangen sozusagen zur Information über die Natur ohne diese wesentlich zu verändern. In der QM ist das nicht mehr möglich, weil wir uns in Größenbereichen begeben, wo jede Messung das zu messende Objekt wesentlich beeinflusst.
Das heißt also, um zur Information über ein System zu gelangen, verändern wir dieses System maßgeblich. Die Planckkonstante gibt uns eine Grenze dafür wie minimal eine solche Veränderung sein kann.

In dem Sinne ist es zu verstehen, dass die Welt nicht unabhängig vom Beobachter existiert. Man verändert das Objekt der Betrachtung allein wenn man nur die Möglichkeit schafft es zu beobachten. Klassisch gesprochen ist das so, als wenn man den Flug eines Steines damit verändert, indem man das Licht anschalltet um zu sehen, wie er fällt.

Bauhof 07.08.11 17:25

AW: Der Begriff Information
 
Zitat:

Zitat von Hawkwind (Beitrag 62336)
Erklärt z.B. das oft angeführte "Fine-Tuning-Problem", warum die Naturkonstanten genau die Werte haben, die beobachtet werden. Schätze, dass die Mehrzahl der Physiker diese Faszination aber nicht teilt und im Grunde ist es ja auch nichts als unbeweisbare (wenn auch auch unwiderlegbare) abenteurliche Phantasie und deshalb betone ich hier im Forum eher die "nüchternen" Varianten der KD und die Dekohärenz, die den Wechselwirkungsprozess in den Vordergrund stellen.

Hallo Hawkwind,

ja, wir sollten uns an die "nüchternen" Varianten der Kopenhagener Deutung halten.

Um eine möglichen Verdacht vorzubeugen, ich hätte eventuell ein Zitat aus dem Zusammenhang gerissen, stelle ich das Zitat von Heisenberg aus [1] hier nochmals in einen größeren Zusammenhang ein:
Zitat:

Die Beobachtung selbst ändert die Wahrscheinlichkeitsfunktion unstetig. Sie wählt von allen möglichen Vorgängen den aus, der tatsächlich stattgefunden hat. Da sich durch die Beobachtung unsere Kenntnis des Systems unstetig geändert hat, hat sich auch ihre mathematische Darstellung unstetig geändert, und wir sprechen daher von einem 'Quantensprung'. Wenn man aus dem alten Spruch "Natura non facit saltus" eine Kritik der Quantentheorie ableiten wollte, so können wir antworten, dass sich unsere Kenntnis doch sicher plötzlich ändern kann und dass eben diese Tatsache, die unstetige Änderung unserer Kenntnis, den Gebrauch des Begriffs 'Quantensprung' rechtfertigt.

Der Übergang vom Möglichen zum Faktischen findet also während des Beobachtungsaktes statt. Wenn wir beschreiben wollen, was in einem Atomvorgang geschieht, so müssen wir davon ausgehen, dass das Wort 'geschieht' sich nur auf die Beobachtung beziehen kann, nicht auf die Situation zwischen zwei Beobachtungen. Es bezeichnet dabei den physikalischen, nicht den psychischen Akt der Beobachtung, und wir können sagen, dass der Übergang vom Möglichen zum Faktischen stattfindet, sobald die Wechselwirkung des Gegenstandes mit der Messanordnung, und dadurch mit der übrigen Welt, ins Spiel gekommen ist. Der Übergang ist nicht verknüpft mit der Registrierung des Beobachtungsergebnisses im Geiste des Beobachters.
Hier wird ganz klar, dass Heisenberg mit dem Begriff 'Bebachtung' nicht die Kenntnisnahme des Messergebnisses durch einen menschlichen Beobachter meint. Die Registrierung des Messergebnisses muss nicht unbedingt unmittelbar durch einen menschlichen Beobachter geschehen, es genügt eine automatische Registrierung, um die unstetige Veränderung der Bornschen Wahrscheinlichkeitsfunktion abzubilden.

Mit freundlichen Grüßen
Eugen Bauhof

[1] Werner Heisenberg
Die Kopenhagener Deutung der Quantentheorie.
Aufsatz in:
Blum, Walter; Dürr, Hans-Peter; Rechenberg, Helmut (Hrsg.)
Werner Heisenberg.
Gesammelte Werke. Abteilung C: Allgemeinverständliche Schriften.
Band 2: Physik und Erkenntnis. 1956 - 1968.
München 1984. ISBN=3-492-02926-4

Marco Polo 07.08.11 17:31

AW: Der Begriff Information
 
Zitat:

Zitat von Benjamin (Beitrag 62338)
In der QM ist das nicht mehr möglich, weil wir uns in Größenbereichen begeben, wo jede Messung das zu messende Objekt wesentlich beeinflusst.

Stimmt. Für sich alleine genommen könnte man diesen Satz aber so deuten, dass komplementäre Größen eines Objektes (z.B. Ort und Impuls) exakte Werte haben und diese lediglich aufgrund der Messbeeinflussung nicht beliebig genau messbar sind, bzw. es an unseren unzuänglichen Messsmethoden liegt, dass wir diese Werte nicht beliebig genau ermitteln können.

Dass wäre zumindest meiner laienhaften Ansicht nach aber grundlegend falsch.

Bitte nicht als Kritik an deinem Beitrag verstehen, sondern nur als zusätzlichen Hinweis. :)

RoKo 07.08.11 22:09

AW: Der Begriff Information
 
Hallo zusammen,

allgemein zum Informationsbegriff:

Jeglicher Unterschied ist Information.

Da die Wirklichkeit Unterschiede aufweist, enthält sie in gleicher Menge Information.

Die von Zeilinger vorgenommene Gleichsetzung Wirklichkeit = Information läuft darauf hinaus, dass jede Wechselwirkung, welche die Wirklichkeit verändert, als Informationsverarbeitungsprozess betrachtet werden müsste. Das liefe auf eine Tautologie hinaus, die den wesentlichen Unterschied zwischen Wirklichkeit und der Information über selbige verwischt. Information lässt sich unterschiedlich codieren. Ein Messgerät ist z.B. immer ein Codewandler, dass eine physikalische Größe in eine andere (z.B. Zeigerstellung) wandelt.

Beobachten, also die Erfassung von Information, ist physikalisch immer an eine bekannte Kausalkette von Wechselwirkungen gebunden.

In der Quantenmechanik führt der Informationsbegriff in die Irre. Wenn wir z.B. irgendwie Informationen über den Weg am Doppelspalt erlangen könnten, dann muss eine Wechselwirkung stattgefunden haben. Nicht potentielle Information sondern reale Wechselwirkung stört Interferenzfähigkeit.

Marco Polo 07.08.11 22:26

AW: Der Begriff Information
 
Zitat:

Zitat von RoKo (Beitrag 62350)
In der Quantenmechanik führt der Informationsbegriff in die Irre. Wenn wir z.B. irgendwie Informationen über den Weg am Doppelspalt erlangen könnten, dann muss eine Wechselwirkung stattgefunden haben. Nicht potentielle Information sondern reale Wechselwirkung stört Interferenzfähigkeit.

Ich schiesse jetzt mal ins Blaue hinaus. Aber ist das Wissen über die Störung der Interferenz nicht auch eine Art Information?

Es ist mMn auch eine Frage der Interpretation/Definition des Informationsbegriffes.

Gruss, MP

RoKo 07.08.11 23:51

AW: Der Begriff Information
 
Hallo Marco Polo
Zitat:

Zitat von Marco Polo (Beitrag 62352)
Ich schiesse jetzt mal ins Blaue hinaus. Aber ist das Wissen über die Störung der Interferenz nicht auch eine Art Information?

Jeglicher Unterschied ist Information, also auch Wissen über die Störung der Interferenz.
Zitat:

Es ist mMn auch eine Frage der Interpretation/Definition des Informationsbegriffes.
Ebeling/Feistel [in "Chaos und Kosmos"] unterscheiden deshalb zwischen gebundener Information (=den Unterschieden in der Wirklichkeit) und freier Information(=Wissen von Informationsverarbeitenden Systemen über diese Unterschiede).

Gandalf 08.08.11 20:39

AW: Der Begriff Information
 
Zitat:

Zitat von Hawkwind (Beitrag 62336)
Das ist doch keine neue "Qualität", die du da ins Spiel bringst: eine Messung beeinflusst den Zustand des Messobjektes, da sind wir uns ja eh alle einig, schätze ich.

..ich schätze: Nicht "so ganz"

Ausgangssituation:
Um Socken zu stricken brauche ich ein Wollknäuel. Mehrere, wenn ich bunte Socken stricken will. Die Wollknäuel werden miteinander verwoben und bilden eine Einheit ("Socken")

Je nach Webkunst scheinen die Socken Form, Strickmuster und Mischfarbe angenommen zu haben, da einzelne (Farb-) Fäden (entsprechend: Information) nicht so ohne weiteres erkennbar und unterscheidbar sind.

Frage:
Wenn ich nun mit einem "Messgerät" (Lupe zum betrachten und Nadel zum selektieren), so weit an die Socken herangehe, das Fäden erkennbar und unterscheidbar werden, heißt das dann, das 'die Farbe(n) des untersuchten Fadengeflechts' (= "Zustand des Messobjektes") durch "die Messung beeinflusst" wird?

Hawkwind 08.08.11 22:30

AW: Der Begriff Information
 
Zitat:

Zitat von Gandalf (Beitrag 62385)
..ich schätze: Nicht "so ganz"

Ausgangssituation:
Um Socken zu stricken brauche ich ein Wollknäuel. Mehrere, wenn ich bunte Socken stricken will. Die Wollknäuel werden miteinander verwoben und bilden eine Einheit ("Socken")

Je nach Webkunst scheinen die Socken Form, Strickmuster und Mischfarbe angenommen zu haben, da einzelne (Farb-) Fäden (entsprechend: Information) nicht so ohne weiteres erkennbar und unterscheidbar sind.

Frage:
Wenn ich nun mit einem "Messgerät" (Lupe zum betrachten und Nadel zum selektieren), so weit an die Socken herangehe, das Fäden erkennbar und unterscheidbar werden, heißt das dann, das 'die Farbe(n) des untersuchten Fadengeflechts' (= "Zustand des Messobjektes") durch "die Messung beeinflusst" wird?

Im Prinzip ja: du musst deine Socken wohl oder übel mit mit Licht bestrahlen, im ihre Farbe erkennen zu können. Vermutlich habe ich aber nicht verstanden, was du mir sagen willst.

Gandalf 09.08.11 19:37

AW: Der Begriff Information
 
Zitat:

Zitat von Hawkwind (Beitrag 62386)
Im Prinzip ja: du musst deine Socken wohl oder übel mit mit Licht bestrahlen, im ihre Farbe erkennen zu können. .

Sagte ich ja: "Lupe zum betrachten". Aber was mindestens genauso wichtig wird regelmäßig nicht beachtet: "Die Nadel" - zum (heraus-)separieren des einzelnen Fadens.

Die Präparation der Versuchsanordnung also, wird regelmäßig nicht beachtet, wenn man davon redet, daß selbst ein ein Photon den Zustand des Messobjektes "beeinflusst" (und sich mit diesem "verschränkt")

Tatsächlich ist es doch aber so, das 'Verschränkung' in unserer Welt der 'Normalzustand' ist. Und wenn z.B. Zeilinger "Teleportationsvrersuche mit "verschränkten Photonen" durchführt, dann verschränkt er nicht zwei Photonen miteinander, sonder 'separiert' ein Photonenpaar aus der "allgemein verschränkten" (dekohärierten) Umwelt heraus! - Mit anderen Worten: Er selektiert mit "der Nadel" (unter hohem Energieaufwand) einen Faden, der im Webmuster entlangführt - und oh Wunder: Der Anfang des Fadens hat die gleiche Farbe wie das Ende!

Zitat:

H.D. Zeh "Quantenmißverständnisse" : 14. Bei der “Quantenteleportation” wird
a) ein Objekt von einem Ort zum anderen transportiert oder aber
b) der Zustand eines entfernten Objekts (instantan?) verändert.
Richtig ist vielmehr: Wegen der Nichtlokalität des Quantenzustands ist die zu teleportierende Eigenschaft (oder eine kausale Vorstufe dazu) bereits nach dessen Präparation in einer seiner Komponenten am gewünschten Ort. Diese Komponente muß dann nur noch durch Dekohärenz zu einer eigenständigen „Welt“ werden (ähnlich wie eine Spinkomponente im Bellschen Experiment durch Messung des entfernten Spinors).


Philipp Wehrli 13.08.11 01:31

AW: Der Begriff Information
 
Zitat:

Zitat von Hawkwind (Beitrag 62329)
Ist ja auch schlicht falsch; auch im Kontext der Kopenhagener Deutung "hängt die Realität nicht vom Beobachter ab - zumindest solange man Realität über Beobachtbares definiert (s.u.)".

Die Kopenhagener sagen doch: "Was nicht beobachtet wird, ist nicht real. Der Quantenzustand wird erst dadurch bestimmt, dass er gemessen wird."

Philipp Wehrli 13.08.11 01:47

AW: Der Begriff Information
 
Zitat:

Zitat von JoAx (Beitrag 62332)
Hallo Philipp!



Ich bin mir zwar nicht sicher, aber diese Definition scheint mir ein Bezugssystem zu definieren. Richtig? Ein "Beobachter", u.a. auch ein Denkender, kann dann eines der vielen einnehmen.

Was ist das Analogon eines BS-s in der QM?
Eines, dass auf all die unterschwelligen Assoziationen, die mit dem Wort - Beobachter - verbunden sind, verzichtet. ?


Gruß, Johann

Das Bezugssystem in der QM wäre eine Welt, im Gegensatz zum Universum, das eine Überlagerung aller möglichen Welten ist.

ingeniosus 23.08.11 19:44

AW: Der Begriff Information
 
Zitat:

Zitat von Bauhof (Beitrag 62318)
Hallo ingeniosus,

Wirklichkeit und Information sind dasselbe.

Nun ja, das ist m.E. etwas zu verwegen.

Die Physikalische Wirklichkeit kann verschieden sein von Information.

Wenn wir als Menschen nichts wahrnehmen (können) erhalten wir auch keine Information.

Information verlangt per se die Kognition von physikalischen Signalen mit unseren Sinnen.

Daher kann (die vom Menschen wahrgenommene) Information von einer physikalischen Wirklichkeit verschieden sein.

Gerade Zeilinger stösst ja in Bereiche vor, die er nur mehr mittels mathematischer Formeln nachweisen kann, aber kein Mensch kann sich vorstellen, wie seine physikalischen Phänomene wahrgenommen werden können.

Wenn wir uns ein neues Energon (=Teilchen) vorstellen, das noch niemand gesehen hat und worüber wir gar nichts wissen, dann haben wir keine Information, aber das Teilchen kann schon wirklich existieren.

Information ist kein allumfassendes Wort für alles Mögliche, sie bedarf für uns Menschen unsere Sinne und bewussten Gedanken.

ingeniosus 23.08.11 20:01

AW: Der Begriff Information
 
Zitat:

Zitat von RoKo (Beitrag 62350)
Hallo zusammen,

allgemein zum Informationsbegriff:

Jeglicher Unterschied ist Information.

Da die Wirklichkeit Unterschiede aufweist, enthält sie in gleicher Menge Information.

Die von Zeilinger vorgenommene Gleichsetzung Wirklichkeit = Information läuft darauf hinaus, dass jede Wechselwirkung, welche die Wirklichkeit verändert, als Informationsverarbeitungsprozess betrachtet werden müsste. Das liefe auf eine Tautologie hinaus, die den wesentlichen Unterschied zwischen Wirklichkeit und der Information über selbige verwischt. Information lässt sich unterschiedlich codieren. Ein Messgerät ist z.B. immer ein Codewandler, dass eine physikalische Größe in eine andere (z.B. Zeigerstellung) wandelt.

Beobachten, also die Erfassung von Information, ist physikalisch immer an eine bekannte Kausalkette von Wechselwirkungen gebunden.

In der Quantenmechanik führt der Informationsbegriff in die Irre. Wenn wir z.B. irgendwie Informationen über den Weg am Doppelspalt erlangen könnten, dann muss eine Wechselwirkung stattgefunden haben. Nicht potentielle Information sondern reale Wechselwirkung stört Interferenzfähigkeit.

Stimme Ihnen zu!
Bin schon lange der Meinung, dass der Zeilersche Informationsbegriff etwas oberflächlich ist.

Eine Änderung eine beliebigen physikalischen Sachverhaltes ist etwas Neues für die menschliche Wahrnehmung. Wenn der Mensch aber , aus welchem Grund immer, keine Information über diesen neuen Zustand erhält, gibt es für diesen Menschen auch keine Information darüber.

Theoretisch könnte aber schon ein Mr. X die Änderung registrieren und seine Neuheit weitergeben, dann gibt es - absolut gesehen - schon auch eine Information.

Der mögliche Auslöser einer (menschlichen oder sonst irgendwie lebendigen!) Information ist jedes vorstellbare Ereignis.

Eine Änderung bleibt eine Änderung - das reicht doch. Information darüber ist rein menschlich.

ingeniosus 23.08.11 20:09

AW: Der Begriff Information
 
Zitat:

Zitat von Bauhof (Beitrag 62330)
Hallo Hawkwind,

das erscheint mir plausibel, dass die Messung nicht vom Messobjekt getrennt werden kann.

Das ist vollkommen richtig. Jetzt stellt sich eben die naive Frage, womit kann ich denn in der QM messen?

Es geht nur mehr mit mathematischen Berechnungen, weil unsere Sinne keine unterstützenden technischen Vergrösserungsinstrument zur Verfügung haben. Das wären zumindest QM-Skope und keine noch schrierigeren Messinstrumente.

future06 08.09.11 17:30

AW: Der Begriff Information
 
Zitat:

Zitat von RoKo (Beitrag 62350)
In der Quantenmechanik führt der Informationsbegriff in die Irre. Wenn wir z.B. irgendwie Informationen über den Weg am Doppelspalt erlangen könnten, dann muss eine Wechselwirkung stattgefunden haben. Nicht potentielle Information sondern reale Wechselwirkung stört Interferenzfähigkeit.

Wie ist denn das z.B. bei einer Reflexion eines Photons an einem Spiegel? Das müsste doch nach dieser Definition eine Wechselwirkung sein und die Interferenzfähigkeit zerstören.

Wie wird eine Reflexion überhaupt quantenphysikalisch beschrieben? Ist das reflektierte Photon dasselbe wie das ursprüngliche (gemäß einem trivialen Teilchenmodell "Billiardkugel") oder wird die Energie des ursprünglichen Photons vom reflektierenden Medium absorbiert und ein "neues" Photon abgestrahlt? In beiden Fällen müsste ja irgendeine Art von Wechselwirkung mit der atomaren Struktur des Spiegels erfolgen.

RoKo 09.09.11 14:14

AW: Der Begriff Information
 
Zitat:

Zitat von future06 (Beitrag 62918)
Wie ist denn das z.B. bei einer Reflexion eines Photons an einem Spiegel?

Eine intellegiente Frage, die ich nicht wirklich beantworten kann.

Aus der abstrakten Sicht der Elektrotechnik ist der Spiegel eben ein Spiegel - die EM-Welle wird ohne Wechselwirkung reflektiert. Ob das aber en Detail wirklich so ist, oder ob man den lokalen Vorgang mangels messbarer Effekte nur vernachlässigt, kann ich nicht beantworten.

Aus Quantenphysikalischer Sicht scheint es mir auch so zu sein, dass ein Spiegel eben nur spiegelt - also ein passives Element ist. Sonst könnte ich mir auch einen "Spiegel" bauen (rein theoretisch), der das Photon absorbiert und registiert und gleichzeitig ein gleichartiges emmitiert. Das widerspräche aber aller bisherigen Erfahrung (vergl. diverse "Welcher-Weg-Versuche").

Hawkwind 09.09.11 15:06

AW: Der Begriff Information
 
Zitat:

Zitat von future06 (Beitrag 62918)
Wie wird eine Reflexion überhaupt quantenphysikalisch beschrieben? Ist das reflektierte Photon dasselbe wie das ursprüngliche (gemäß einem trivialen Teilchenmodell "Billiardkugel") oder wird die Energie des ursprünglichen Photons vom reflektierenden Medium absorbiert und ein "neues" Photon abgestrahlt? In beiden Fällen müsste ja irgendeine Art von Wechselwirkung mit der atomaren Struktur des Spiegels erfolgen.

Sicherlich ist Reflexion von Licht eine Wechselwirkung. In der quantenmechanischen Beschreibung der Reflexion von Licht werden Photonen absorbiert und re-emittiert. Dabei wird Impuls ausgetauscht: Reflexion von Licht erzeugt Druck auf einen Spiegel (Sonnensegel).

Elementarteilchen wie Photonen haben keine Identität; sie sind identisch. Darauf basiert die Quantenstatistik

future06 09.09.11 19:02

AW: Der Begriff Information
 
Danke Roko und Hawkwind für die Erläuterungen.

Daraus kann man aber doch sicher ableiten, dass eine Wechselwirkung an sich nicht automatisch zur Dekohärenz führt. Weil reflektierte Photonen ja weiterhin im Superpositionszustand bleiben, trotzdem sie irgendeine Art von Wechselwirkung mit dem Spiegel erfahren haben.
Das Zeilingersche Informationskonzept ist also schon was anderes. Man sieht es auch an dem Experiment, das im Artikel "Quanteninformation" (SdW Sonderheft 4/10) beschrieben ist:

...Wegen dieser Verschränkung kann das erste Photon dazu verwendet werden, festzustellen, durch welchen Spalt das zweite Photon getreten ist. Dies ist erst dann nicht mehr möglich, wenn das erste Photon auf eine Weise gemessen wird, die keinerlei Rückschluss – nicht einmal im Prinzip – darüber erlaubt, welchen Weg das zweite Photon nimmt. Wie erreicht man das? Das erste Photon wird in einem Detektor registriert, der in der Brennebene einer Linse steht; dadurch werden alle Photonen auf den gleichen Impuls projiziert, das heißt, es gibt keine Information über den Ort. Nur in diesem Fall – wenn jede Ortsinformation ausradiert ist – treten die Doppelspaltinterferenzen auf. ...


Gruß,
f.

RoKo 09.09.11 19:13

AW: Der Begriff Information
 
Hallo Hawkwind,

Zitat:

Zitat von Hawkwind (Beitrag 62942)
Reflexion von Licht erzeugt Druck auf einen Spiegel (Sonnensegel).

.. sofern der Spiegel bzw. das Sonnensegel beweglich ist. Der Impuls, der dabei auf den Spiegel übertragen wird, führt zugleich zu einer Frequenzminderung des Lichtes.

Bei einer Totalreflexion hingegen findet keine Wechselwirkung statt. Empirischer Beweis: Lichtleiter funktionieren - auch mit einem Photon bei einer Länge von 8km. (Versuch von Aspekt in Genf ca.1980).

amc 09.09.11 23:05

AW: Der Begriff Information
 
Zitat:

Zitat von RoKo (Beitrag 62948)
Bei einer Totalreflexion hingegen findet keine Wechselwirkung statt.

Irgendwas muss doch stattfinden, oder nicht? Wär echt mal interessant, wie das genau abläuft.

Ich denke dies ist entscheident:

Zitat:

Zitat von RoKo (Beitrag 62948)
.. sofern der Spiegel bzw. das Sonnensegel beweglich ist. Der Impuls, der dabei auf den Spiegel übertragen wird, führt zugleich zu einer Frequenzminderung des Lichtes.

Hier sind die Systeme nach der WW nicht mehr dieselben. Es hat also eine bleibende Energieübertragung/Zustandsänderung stattgefunden. Und die Information darüber kann man mit der nötigen Technik auslesen, also wäre dies Interferenz zerstörend.

Ich würde es so formulieren: Wenn ein Quantensystem irgendwelche Zustandsänderungen in die Welt "gebrannt" hat, lässt sich sein Weg haarklein zurückverfolgen -> keine Interferenz.

amc 10.09.11 12:36

AW: Der Begriff Information
 
Zitat:

Zitat von future06 (Beitrag 62947)
Daraus kann man aber doch sicher ableiten, dass eine Wechselwirkung an sich nicht automatisch zur Dekohärenz führt. Weil reflektierte Photonen ja weiterhin im Superpositionszustand bleiben, trotzdem sie irgendeine Art von Wechselwirkung mit dem Spiegel erfahren haben.

Das absolut verblüffende ist doch - wenn es in unserer Welt Prozesse gibt, die man, um sie zu verstehen, als Wechselwirkung bezeichnen muss, diese aber, weil sie keine bleibenden Spuren hinterlassen (keine Welcher-Weg-Information), nicht zur Dekohärenz führen, ja dass diese Prozesse dann nicht als wahrhaft real, sondern vielmehr als virtuell bezeichnet werden müssen... Wie seht ihr das?

Die andere Möglichkeit wäre doch nur, dass das Photon im Superpositionszustand jede mögliche WW real und parallel durchläuft, sich quasi vervielfältigt (ganz ähnlich wie in der VWI, nur das alles in unserer Welt bleibt, und alles auch nur auf ein Ergebnis hinausläuft, also es wirklich nur ein einziges Auftreffen auf dem Detektorschirm beim Doppelspaltversuch gibt). Dies scheint mir aber keine gängige/erfolgsversprechende Interpretation zu sein.

Ich denke, dass dieser virtuelle Charakter unserer Welt möglicherweise gar nicht so irreal ist, vielleicht sogar Masse besitzt. Und es lässt sich hier auch wieder ein stetiger, ein kontinuierlicher Aspekt der Welt finden. Und nur im Wechselspiel mit dem körnigen Aspekt der Welt, der die Dinge greifbar und konkret macht, wird das, was wir als Prozess, als Realität erleben, möglich.

Das mögen alles nur wilde, mehr oder weniger nützliche Spekulationen sein :) Meine Kenntnisse kratzen nur an der Oberfläche

Hawkwind 10.09.11 13:35

AW: Der Begriff Information
 
Zitat:

Zitat von RoKo (Beitrag 62948)
Hallo Hawkwind,

.. sofern der Spiegel bzw. das Sonnensegel beweglich ist. Der Impuls, der dabei auf den Spiegel übertragen wird, führt zugleich zu einer Frequenzminderung des Lichtes.

Bei einer Totalreflexion hingegen findet keine Wechselwirkung statt. Empirischer Beweis: Lichtleiter funktionieren - auch mit einem Photon bei einer Länge von 8km. (Versuch von Aspekt in Genf ca.1980).

Wenn irgendein Teilchen seinen Impuls ändert - und sei es auch nur die Richtung desselben - dann hat defintiv eine Wechselwirkung stattgefunden. Das ist so sicher wie das "Amen in der Kirche". Bei Totalreflexion findet doch nun sicher eine Richtungsänderung statt, oder meinst du nicht?

RoKo 10.09.11 14:34

AW: Der Begriff Information
 
Wirkung=Energie*Zeit

amc 10.09.11 18:49

AW: Der Begriff Information
 
Zitat:

Zitat von RoKo (Beitrag 62993)
Wirkung=Energie*Zeit

Was ist das für eine Formel? Bzw. was genau willst du damit in diesem Zusammenhang sagen?

Dass keine WW stattfindet, weil keine Energie von dem einen System auf das andere übertragen wird?

RoKo 12.09.11 11:40

AW: Der Begriff Information
 
Hallo amc,
Zitat:

Zitat von amc (Beitrag 62996)
Was ist das für eine Formel? Bzw. was genau willst du damit in diesem Zusammenhang sagen?

Dass keine WW stattfindet, weil keine Energie von dem einen System auf das andere übertragen wird?

Ja!

JoAx 12.09.11 11:53

AW: Der Begriff Information
 
Zitat:

Zitat von RoKo (Beitrag 63023)
Hallo amc,
Ja!

Resultierend, oder prinzipiell?
Es kann ja ein Energieaustausch stattfinden -

Photon -> System + System -> Photon

(oder auch in umgekehrter Reihenfolge) so, dass resultierend das Photon "gleich" bleibt.


Gruß

Hawkwind 12.09.11 12:40

AW: Der Begriff Information
 
Lasst es doch nicht zu albern werden: Wechselwirkung ist in der Physik so etwas wie ein Synonym für Impulsaustausch.

http://www.physics.smu.edu/kehoe/130...clePhysics.pdf
Seite 6 "Interactions as Momentum Exchange"

Reflexion erklärt die Quantenphysik in 2 Schritten:
1. Absorption eines Photons (Spiegel oder was auch immer nimmt Energie und Impuls des Photons auf:
2. Re-Emission eines Photons derselben Energie in eine (meistens) andere Richtung.
Bei jedem der Schritte werden Energie und Impuls ausgetauscht.

Die Interpretation der Größe "Wirkung" in der Physik hat damit übrigens erst einmal nichts zu tun. Wirkung hat keine anschauliche Interpretation sondern ist eher so etwas wie ein "nützliches Konstrukt" der Theoretiker.

future06 12.09.11 16:04

AW: Der Begriff Information
 
Zitat:

Zitat von Hawkwind (Beitrag 63025)
Reflexion erklärt die Quantenphysik in 2 Schritten:
1. Absorption eines Photons (Spiegel oder was auch immer nimmt Energie und Impuls des Photons auf:
2. Re-Emission eines Photons derselben Energie in eine (meistens) andere Richtung.
Bei jedem der Schritte werden Energie und Impuls ausgetauscht.

Beim photoelektrischen Effekt müsste das doch vergleichbar sein: Das Photon trifft auf die Metallplatte, gibt Energie an das emittierte Elektron, das sich ebenfalls in einem interferenzfähigen Zustand befinden müsste. Die Wechselwirkung an sich ändert also erstmal nichts an der Interferenzfähigkeit.

Man kann auch anders argumentieren: Würde eine Wechselwirkung automatisch zur Dekohärenz führen, wäre die Erzeugung von interferenzfähigen Teilchen unmöglich, da sie ja alle aus einem vorhergehenden Wechselwirkungsprozess stammen.

Gruß!

Hawkwind 12.09.11 16:41

AW: Der Begriff Information
 
Zitat:

Zitat von future06 (Beitrag 63030)
Beim photoelektrischen Effekt müsste das doch vergleichbar sein: Das Photon trifft auf die Metallplatte, gibt Energie an das emittierte Elektron, das sich ebenfalls in einem interferenzfähigen Zustand befinden müsste. Die Wechselwirkung an sich ändert also erstmal nichts an der Interferenzfähigkeit.

Man kann auch anders argumentieren: Würde eine Wechselwirkung automatisch zur Dekohärenz führen, wäre die Erzeugung von interferenzfähigen Teilchen unmöglich, da sie ja alle aus einem vorhergehenden Wechselwirkungsprozess stammen.

Gruß!

Vielleicht hast du nicht ganz unrecht: es ist wohl nicht so, dass jede Art Wechselwirkung Interferenzfähigkeit sofort zerstört. Es hängt von den Details der Verschränkung und von der Art der Wechselwirkung ab.; die technischen Herausforderungen, Dekohärenz bei der Übertragung durch Lichtleiter in den Griff zu bekommen, wird in der Literatur ausgiebig diskutiert:

In
Quantum cryptography and long distance Bell xperiments: How to control decoherence
werden 3 unterschiedliche Mechanismen diskutiert, die zur Dekohärenz in Lichtleitern beitragen.

Oder
Quantum Networking with Optical Fibres

und viele mehr. Leider sind diese Papiere zu technisch für mich. ;(

___
Ich denke mir halt, wenn die Photonen beispielsweise per zirkularer Polarisation miteinander verschränkt sind und die Totalreflexion am Rande des Lichtleiters diese Polarisation erhält, dann kann auch die Verschränkung trotz dieser Wechselwirkung bestehen bleiben.

RoKo 14.09.11 16:29

AW: Der Begriff Information
 
Hallo zusammen,

Zitat:

Zitat von Hawkwind (Beitrag 63025)
Lasst es doch nicht zu albern werden: Wechselwirkung ist in der Physik so etwas wie ein Synonym für Impulsaustausch.

Das ist für klassische Mechanik sicherlich richtig, weil man dort die Zeit für den Impulsaustausch vernachlässigen kann.

Für den Bereich der QM gebe ich jedoch folgendes zu bedenken:
Zitat:

Reflexion erklärt die Quantenphysik in 2 Schritten:
1. Absorption eines Photons (Spiegel oder was auch immer nimmt Energie und Impuls des Photons auf:
2. Re-Emission eines Photons derselben Energie in eine (meistens) andere Richtung.
Bei jedem der Schritte werden Energie und Impuls ausgetauscht.
Wenn es bei Totalreflexion so wäre, dann müsste der Vorgang Absorbtion-ReEmission eine bestimmte Dauer haben. Da in ein einem Lichtleiter sehr viele Reflexionen stattfinden, müsste das messbare Konsequenzen haben.
Zitat:

Die Interpretation der Größe "Wirkung" in der Physik hat damit übrigens erst einmal nichts zu tun. Wirkung hat keine anschauliche Interpretation sondern ist eher so etwas wie ein "nützliches Konstrukt" der Theoretiker.
??

Hawkwind 14.09.11 19:45

AW: Der Begriff Information
 
Zitat:

Zitat von RoKo (Beitrag 63097)
Hallo zusammen,

Das ist für klassische Mechanik sicherlich richtig, weil man dort die Zeit für den Impulsaustausch vernachlässigen kann.

Für den Bereich der QM gebe ich jedoch folgendes zu bedenken: Wenn es bei Totalreflexion so wäre, dann müsste der Vorgang Absorbtion-ReEmission eine bestimmte Dauer haben. Da in ein einem Lichtleiter sehr viele Reflexionen stattfinden, müsste das messbare Konsequenzen haben.??

Nicht, dass ich da sonderlich viel von verstehe, aber meines Wissens bedingt interne Totalreflexion auch immer einen "time delay".

Bei Wirkung als "nützliches Konzept" der Theoretiker dachte ich z.B. an das d'Alembertsche Prinzip der kleinsten Wirkung in der klassischen Mechanik, wo die Wirkung lediglich dazu dient minimiert zu werden, um so die Bewegungsgleichungen zu erhalten. Oder an die Quantentheorie, wo sie dazu dient, quantisiert zu werden. Ansonsten wüsste ich nichts mit der Größe "Wirkung" in der Physik anzufangen. Sie ist keine "Messgröße".

Gruß,
Hawkwind

RoKo 17.09.11 18:00

AW: Der Begriff Information
 
Hallo Hawkwind,

Zitat:

Zitat von Hawkwind (Beitrag 63107)
.. Ansonsten wüsste ich nichts mit der Größe "Wirkung" in der Physik anzufangen. Sie ist keine "Messgröße".

Elektrische Energie ist auch keine "Messgröße". Auch wenn Physiker nichts damit anfangen können, müssen sie dafür bezahlen. - Mit solchen Argumenten kann ich leider nichts anfangen.

Marco Polo 17.09.11 18:37

AW: Der Begriff Information
 
Hallo RoKo,

Zitat:

Zitat von RoKo (Beitrag 63192)
Elektrische Energie ist auch keine "Messgröße".

Hö? Bist du sicher? Und was ist mit der Kilowattstunde?

Grüsse, MP


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